Horst Mahler und die Geister der Vergangenheit
von Gilad Atzmon
aus dem Englischen von Axel Mahler (nicht autorisierte Übersetzung)
22. November 2014
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Der im Londoner Exil lebende israelische Künstler, Jazz-Musiker und Schriftsteller
Gilad Atzmon bestätigt u.a. die Richtigkeit der „Protokolle“ und kämpft gegen die Holocaust-Lüge.
Atzmon sagt, Juden beherrschten die Welt. Das Beispiel von Gilad Atzmon bestätigt, dass es gute
Gründe gibt, sich mit guten Juden zu verbinden. Es gibt sie zu Hauf, die guten Juden. Fragen wir
Frau Merkel und Konsorten, warum sie nur die "monströsen Kannibalen" (Atzmon) von Juden
unterstützen und nicht die friedliebenden, die wahrheitsfürchtigen Juden?
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In seinem großartigen Buch Heidegger und die Juden entwickelt der französische Philosoph
Jean-François Lyotard den Gedanken, dass, obwohl Geschichte gewöhnlich als Schlüssel zur
Vergangenheit verstanden wird, ihre Wirkung in der Praxis häufig in der Verschleierung
kollektiver Scham besteht, die tief unter den Teppich gekehrt wird. So ist beispielsweise
die jüdische Geschichte ein wirksames Instrument, das jeden Impuls unterdrückt, zu verstehen,
was genau die jüdische Charaktereigenschaft bewirkte, dass die jüdische
Geschichte zu einer endlosen Kette von Katastrophen wurde. In ähnlicher Weise diente die amerikanische
Geschichtsschreibung dazu, die Aufmerksamkeit von der unbequemen Tatsache abzulenken,
dass Amerikaner fast über ein ganzes Jahrhundert hinweg Bomben auf andere Menschen geworfen
haben. Die deutsche Geschichte ist in dieser Hinsicht hingegen der zweifellos einzigartige
Versuch, die Vergangenheit als solche vollständig auszulöschen, als wäre der Blick zurück
allein ein schändliches Unterfangen.
Nach Lyotard ist die Rolle des wahren Historikers dieselbe wie die eines
Psychoanalytikers; das Verdrängte aufdecken und das Unterdrückte in das Bewusstsein
rücken. Entsprechend muss der
wahre Historiker reformieren, reformulieren und revisionieren (revidieren). Auf der Suche
nach Wahrheit wird er oder sie die verborgenen Motive aufdecken, die bestimmen, wie wir
denken, handeln und uns selbst verwirklichen. Der wahre Historiker ist ein Athener – ein
Meister der Enthüllung, getrieben vom griechischen Begriff der Aletheia – der Suche nach
Wahrheit. Und wenn Wahrheit ausgesprochen wird, manifestiert sich eine plötzliche Wahrnehmung:
Erleuchtung – von unseren gedanklichen Fesseln befreit erkennen wir uns als das,
was wir wirklich sind.
In den ersten Jahren des neuen Jahrtausends, als ich damit begann, meine philosophischen Gedanken
über Jüdische Identitätspolitik zu formulieren, kam ich in Berührung mit einer phänomenalen Einsicht,
"Hitler irrte in dem Glauben die Juden wären ein Volk, Juden sind eine Ideologie und man kann eine
Ideologie nicht töten indem man Menschen tötet."
Es war Horst Mahler, der diese Einsicht formulierte, der mir dabei half, neu zu denken, wer ich
war und woher ich kam. Es war Mahler neben anderen, der die Samen der Kritik in mein Denken pflanzte.
Horst Mahler gelang es, mit einem einzigen Aphorismus die deutsche und die jüdische Geschichte
durch die direkte Betrachtung der Schande zu dekonstruieren und so die Geschichten von
"Unterdrücker" und "Opfer" neu zu schreiben.
Gesunde, lebensstarke Gesellschaften tendieren dazu, revolutionäre, kontroverse Anarchisten und
Wahrheitssucher wie Mahler mit Argwohn und Dankbarkeit zu betrachten. Deutschland jedoch hat
sich dafür entschieden, die "Gefahr" unter Quarantäne zu stellen, Horst Mahler hinter Gitter zu sperren.
Horst Mahler wurde zunächst in den 1970ern vor allem als militanter Linksradikaler und
Gründungsmitglied der berüchtigten Rote Armee Fraktion bekannt. Für die Mitgliedschaft in
dieser Gruppe verbrachte er Jahre im Gefängnis. In den frühen 2000er Jahren änderte Mahler
jedoch seine politischen Ansichten; er wurde ein "radikaler" rechter Aktivist. Er hatte
eine Menge über das "Deutsche Volk" zu sagen, über seinen Geist (den Deutschen Geist) und
über seine Vergangenheit. Als ich auf Mahlers Arbeiten stieß, war er in den Augen der Linken und
der meisten Menschen, die mich umgaben, bereits eine "verbotene intellektuelle Zone".
Mahlers Wandlung vom radikalen Linken zum ultranationalistischen Rechten war für mich
damals nicht schockierend. Ich hatte bereits erlebt, dass solch ein Wandel nicht nur üblich war;
möglicherweise folgt er wesenhaft aus der natürlichen Weiterentwicklung linken revolutionären
Denkens. Wie in Orwells Essay "The Lion and the Unicorn" (1941) wurde mir klar, dass das
Verlangen nach Gleichheit, wenn es in politischen Pragmatismus und Populismus übersetzt wird,
gelegentlich in Patriotismus und nationale Begeisterung mündet.
Ich bin ein post-politischer Mensch und war nie Mitglied einer politischen Bewegung oder Partei.
Ich verachte alle Politiker gleichermaßen und ohne Ausnahme. Ich habe kein Interesse an Mahlers
Politik, und, obwohl ich natürlich viele seiner Stellungnahmen und Formulierungen ablehne, habe
ich seine intellektuelle, ideologische und spirituelle Weiterentwicklung von Ferne mit großem
Interesse verfolgt. Dieser Mann hat es eindeutig fertiggebracht seine Weltanschauung von Grund
auf neu zu überdenken und dabei – anders als seine früheren Weggefährten – schlüssig und
konsequent zu bleiben.
Vor einem Jahr erfuhr ich, dass Mahler während seiner Gefängnishaft (für die Infragestellung
der offiziellen Darstellung des Holocausts) mein jüngstes Buch, "The Wandering Who" (deutsch:
"Das wandernde Wer?") gelesen hatte. In Erwiderung darauf schrieb er einen 340 Seiten
umfassenden Essay mit dem Titel "Das Ende der Wanderschaft – Gedanken über Gilad Atzmon und
die Judenheit". In diesem Essay demonstriert Mahler seine Fähigkeiten im Umgang mit den Hegel'schen
dialektischen Methoden. Er scheint zu glauben, dass die Juden durch die Entwicklung eines neuen,
höheren Bewusstseins die Wiederholung ihrer historischen Bedingheit ("historical condition")
verhindern können. So wie ich sein Essay verstehe, hat Mahler viel über das deutsche Volk
zu sagen und das, was es für sich selbst zu tun hat, um den großen und einmaligen
deutschen Geist wiederzubeleben.
Ich muss an dieser Stelle betonen, dass Mahler eine gnädigere Sicht auf jüdische Identität und
"Jüdischkeit" hat, als die meisten Juden und insbesondere Zionisten. Während Zionisten und
selbst die jüdischen sog. "anti-" Zionisten untereinander darin übereinstimmen, dass Jüdischkeit
ein unabänderliches Merkmal sei, glaubt
Mahler, dass das jüdische Volk sich selbst aus seiner traditionalistischen Befangenheit emanzipieren
und ein neues, erleuchtetes Bewusstsein erlangen kann.
Meine Studien zur jüdischen Identitätspolitik deuten in eine andere Richtung und ich stehe damit
nicht allein. Der israelische Historiker Shlomo Sand kam kürzlich zu derselben Schlussfolgerung,
Meine These ist, dass "Jüdische Assimilation", "Jüdische Ethik" und "Jüdischer Universalismus"
irreführende, inhaltsleere Begriffe sind. Es gibt keine "Jüdische Ethik" oder "Jüdischen
Universalismus". Im Gegenteil, jüdische Kultur und Ideologie sind dem Stammesdenken verhaftet
und legalistisch. Wenn eine jüdische Person für sich das universale Prinzip verinnerlichen will,
führt der einzige ihr offenstehende Weg fort von Jüdischer Identitätspolitik.
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"Deutschland hat sich dafür entschieden, die 'Gefahr' unter
Quarantäne zu stellen, Horst Mahler hinter Gitter zu sperren." |
Interessanterweise war der frühe Zionismus ein verzweifelter Versuch, das fundamentale Missverhältnis
zwischen Jüdischkeit und Ethik zu überwinden. Der frühe Zionismus versprach die Geburt eines
"neuen zivilisierten Juden". Herzl, Borchov, Noradau, Kazenelson und Ben Gurion sahen mit
Verachtung auf die Diaspora-Juden ihrer Zeit herab. Sie betrachteten sie als einen Haufen
korrupter "Spekulanten Kapitalisten". Sie waren überzeugt, dass nur die "Heimkehr" das
jüdische Volk von Jüdischkeit und Judaismus befreien könne. Eine interessante historische
Tatsache: als der Zionismus noch eine "atheistische", von proletarischem Geist inspirierte,
anti-Jüdische Bewegung war, war er bedeutungslos und unter den Juden extrem unpopulär.
Zu dieser Zeit war der 'anti-' zionistisch orientierte, "sozialistische" Jüdische Bund,
der die Jiddische Kultur ("Yiddishkyte") und das Jüdischsein zelebrierte mit Abstand die
populärste jüdische Bewegung in Europa. In dem Maße jedoch, in dem er 'jüdischer' wurde –
geprägt von rassischem Überlegenheitsdünkel, selbstbezogen, boshaft und später dann
expansionistisch und nationalistisch – gewann der Zionismus unter den Juden an Beliebtheit.
Am Ende des zweiten Weltkriegs war vom "Europäischen Bund" nichts mehr übrig und die
überlebenden, vermeintlich 'anti-'zionistischen Bundisten, die den Krieg überlebt hatten,
folgten der Alija (Rückkehr ins heilige Land) und siedelten in ein paar Kibbuzen auf
geraubtem palästinensischen Land. Willig kauften sie sich in den zionistischen Narrativ ein.
Anders als Horst Mahler glaube ich nicht, dass Jüdische Ideologie, d.h. Jüdischkeit, eine
mögliche Vorlage für eine Reform bietet. Juden können an viele sich widersprechende Dinge
glauben: Judaismus, Atheismus, Zionismus, anti- Zionismus, Marxismus, moralischen Interventionismus,
den freien Markt usw. Es scheint so, als wäre gegenwärtig die beliebteste jüdische Religion der
Holocaust. Alle jüdischen "Religionen" lassen sich indes auf einen gemeinsamen Nenner bringen –
ohne Ausnahme vermitteln sie ein Gefühl des Auserwähltseins. Demnach dienen der Judaismus und
seine Spielarten, wie Atheismus, Zionismus, anti-Zionismus, Marxismus, der freie Markt, der
Holocaust usw. dazu, dem Juden das Gefühl einzigartiger Besonderheit zu geben.
Die Erlösung der Juden liegt nicht in der Erlangung eines höheren Bewusstseins, sondern in
einfacher Gewöhnlichkeit. Es geht um die Bescheidung auf den Status eines ganz normalen
menschlichen Wesens. Jesus hatte das verstanden und wurde schwer dafür bestraft. Spinoza
hatte diesen Gedanken ebenfalls verstanden und musste dafür büßen. Marx hatte die Erkenntnis
klar vor Augen, als er wenige Jahre, bevor er selbst zum Marxisten wurde, sein Werk
"Zur
Judenfrage" verfasst. Und ich glaube, dass in der heutigen Generation Israel Shamir,
Shlomo Sand und ich allesamt diese Erkenntnis zum Ausdruck bringen. Wir alle haben die
inhaltliche Leere jüdischer Identitätspolitik offen herausgearbeitet; sei es linke, rechte
oder zentristische.
Am 18. November 2014 hatte ich einen Besuchstermin bei Horst Mahler im Gefängnis, um die
oben genannten philosophischen und historischen Themen zu diskutieren. Der Besuch wurde
zunächst von den deutschen Behörden genehmigt. Aber wenige Tage vor dem geplanten
Zusammentreffen ließ man mich wissen, dass die Gefängnisleitung es sich anders überlegt hatte.
Offenbar war man zu der Auffassung gelangt, dass mein Besuch "das Vollzugsziel von Horst
Mahlers Gefängnisstrafe gefährden" würde, jedenfalls wurde dies Herrn Mahler von der
Gefängnisleitung als Begründung genannt.
Ich vermute, dass "das Vollzugsziel", Mahler für ein Gedankenverbrechen hinter Gitter zu
sperren, darin besteht, den Zustand der Verdrängung und Verheimlichung der Schande aufrecht
zu erhalten. Worin aber besteht diese Schande, die die deutsche Regierung seit fast sieben
Jahrzehnten so eifrig beschweigt? Ich habe eine einfache Antwort. Die Deutschen fürchten
Größe, oder sollten wir deutsche Größe sagen: die große Symphonie, die großartigste Philosophie.
Es scheint so, als würden es die Deutschen vorziehen, einfach und gewöhnlich zu sein; das
"Auserwähltsein" überlassen sie den Juden. Sie schicken dem jüdischen Staat sogar
Militärhilfe und U-Boote, damit Israel seine regionale "Auserwähltheit" schützen kann.
Zum Glück lässt man die Deutschen noch großartige Autos bauen – ich vermute, großartige
Autos müssen koscher sein. Ich erinnere mich, wir liebten BMWs, Audis und Mercedes in Israel.
Aber hier liegt ein grundsätzlicheres Problem, dessen Bedeutung weit über die Grenzen der
deutschen Nation hinausreicht – seit nunmehr sieben langweiligen Jahrzehnten fehlt der
deutsche Beitrag zur Weltkultur. Nicht eine einzige große Symphonie oder auch nur der
Schatten eines bedeutenden philosophischen Textes ist in dieser Zeit entstanden.
Ich
flehe die deutsche Führung an, im Namen des menschlichen Geistes, der Schönheit,
Menschlichkeit und darüberhinaus: "lasst los, geht vorwärts."
Die Menschheit braucht ihn, den "deutschen Geist", sie kann nicht auf ihn verzichten. Gesunde,
lebensstarke Gesellschaften tendieren dazu, revolutionäre, kontroverse Anarchisten und
Wahrheitssucher wie Mahler mit Argwohn und Dankbarkeit zu betrachten. Deutschland jedoch
hat sich dafür entschieden, die "Gefahr" unter Quarantäne zu stellen, Horst Mahler
hinter Gitter zu sperren.
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