Wortmeldungen 2011


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Erstveröffentlichung dieses Artikels: 01/06/2011 - Quelle: Leserbriefe Systempresse

"Die Herrschaft in England geriet nicht in die Hände des Volkes, sondern an eine Oligarchie aus Adel und Großbürgertum"

18.05.2011

Frankfurter Allgemeine Zeitung

Seite 2

Von wegen älteste Demokratie

Leserzuschrift an die FAZ v. 18. Mai 2011

Am 30. April nannte der Leitartikel der F.A.Z. England "die älteste Demokratie der Welt". Das ist politisch korrekt und deshalb genügt zur Prüfung trotz der bekannten zwölf Jahre schon ein kurzer Blick auf Deutschland. 1688 wurde die englische Krone entmachtet. Doch die Herrschaft geriet nicht in die Hände des demos, des Volkes, sondern an eine Oligarchie aus Adel und Großbürgertum.

Als in Preußen 1849 sogar alle Männer der untersten Schichten ein Stimmrecht von geringerem Gewicht erhielten, durften in England nur 0,8 von 24 Millionen Einwohnern wählen; zudem gab es bis 1872 keine geheime Wahl, sondern der Wähler musste den bevorzugten Kandidaten mündlich verkünden, mit leicht vorstellbaren Folgen für jeden der in irgendeiner Abhängigkeit stand.

Als 1871 im Kaiserreich ein allgemeines (männliches) Wahlrecht eingeführt wurde, durften in England nur 3 von 35 Millionen Einwohnern wählen.

Auch nach weiteren Korrekturen gab es 1914 in England noch etwa zwei Millionen Arme (Männer), die kein Wahlrecht hatten, aber es gab etwa 0,5 Millionen Reiche, die bis zu 20 Pluralstimmen hatten. Zugegeben: Der Reichstag konnte den Kanzler nicht stürzen (keine Parlamentarisierung). Doch das war und ist nur für Ideologen wichtig, denn jedes Gesetz und jedes Budget brauchte die Zustimmung des Reichstags. Mithin haben alle Reichskanzler um Mehrheiten ringen müssen.

Es führt zu der Frage: Hat die Anglophilie Ihren Korrespondenten blind gemacht?

DR. FRANZ UHLE-WETTLER, MECKENHEIM

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