Multikultur 2011

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Erstveröffentlichung dieses Artikels: 22/01/2011 - Quelle: NJ-Autoren

"Drogenhändler sind meist Schwarze oder Araber"

"Weil die meisten Drogenhändler Schwarze und Araber sind, das ist so, es ist eine Tatsache." Diese Worte sagte der als Provokateur bekannte französische Kommentator Eric Zemmour im März 2010 in einer Talkshow des Fernsehsenders Canal plus.

Es ging um die Frage, weshalb bestimmte ethnische Gruppen von der Polizei öfter kontrolliert werden als andere. Zemmours Äußerungen lösten einen Sturm der Entrüstung aus, sie hätten ihn um ein Haar seinen Job als Kolumnist im "Figaro Magazine" gekostet – und sie brachten ihm eine Anklage wegen Anstiftung zum Rassismus ein.

Chirac und seine stinkenden Sozialschmarotzer 

"Schwarze und Araber sind lärmende und stinkende Sozialschmarotzer."

So lautete Jacques Chiracs multikulturelles Wert-urteil als er noch Oberbürgermeister von Paris war. Später war Chirac Präsident Frankreichs.

Quelle: Neue Kronen Zeitung (Wien), 22.6.1991, S. 7

Gleich mehrere Menschenrechtsorganisationen hatten Zemmour angezeigt. Am Freitagnachmittag sollte das Urteil gefällt werden. Die Tatsache, dass Zemmour vor Gericht zitiert wurde, veränderte mit der Zeit den Fokus der Diskussion. Es begann eine heftige Debatte darüber, ob es in Frankreich eine "Meinungsdiktatur" unter der Flagge der politischen Korrektheit gebe.

Diese, so vermuten ihre Kritiker, sei inzwischen so weit gediehen, dass umgehend vor Gericht gestellt werde, wer nur die gesellschaftliche "Wirklichkeit" beschreibe. Das verdrängte mehr und mehr die Frage, die Zemmour mit seinen Bemerkungen aufgeworfen hatte: Ob der Versuch, ethnischen Gruppen unter Zuhilfenahme ausgewählter Kriminalitätsstatistiken eine Tendenz zu kriminellem Verhalten nachzuweisen, noch "Realismus", bloß "Polemik" oder doch "Rassismus" ist.

Zemmour verteidigte sich mit der Behauptung: "Man wird kriminalisiert, wenn man die Wirklichkeit beschreibt." Er wolle nicht provozieren, er trete lediglich für Meinungsfreiheit ein. Der Prozess machte deutlich, dass Zemmour für eine Art Recht auf Diskriminierung eintritt: Arbeitgeber, findet er, sollte es erlaubt sein, "Araber oder Schwarze" nicht einzustellen.

Diskriminierung sei nicht bösartig, sondern menschlich. Man wähle nun einmal seine Angestellten aus, wie auch seine Freunde und seine Liebschaften. "Das Leben ist eine Diskriminierungsmaschine", philosophierte Zemmour. Das Wort Diskriminierung sei nur dazu da, "uns eine bestimmte Denkweise aufzudrücken".

Diese Denkweise sei aber die Erfindung einiger Herren, für die die Wirklichkeit nicht existiere. "Sie muss in ihren ideologischen Rahmen passen, den sie vor 30 Jahren erfunden haben. Wenn man dem nicht entspricht, wird man bestenfalls als Provokateur bezeichnet, schlimmstenfalls als Nazi."

Dominique Sopo, Präsident des Verbandes SOS Racisme, der die Klage gegen Zemmour angestrengt hatte, hielt dagegen: Zemmours Äußerungen seien "abwegig und extrem gravierend". Er betrachte die Welt allein durch die "Rassenbrille" und definiere ganze Bevölkerungsgruppen als kriminell veranlagt.

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Ähnlich äußerte sich der Vorsitzende des Verbandes Licra, Alain Jakubowicz: Zemmour werfe den Verbänden "Gutmenschentum" und "Kommunitarismus" vor, doch er sei es, der die Gesellschaft "ethnisiere" und Menschen allein nach ihrem Aussehen bewerte.

Im Verlauf des Prozesses erhielt Zemmour unter anderem Unterstützung des ehemaligen sozialistischen Innenministers Jean-Pierre Chevènement, der meinte, Zemmour beschreibe lediglich "Realität." In einem Brief an das Gericht erklärte Chevènement, er wisse aus dem Studium der einschlägigen Akten, dass "50 Prozent der Gesetzesübertretungen jungen Leuten mit "afrikanisch oder maghrebinisch klingenden Nachnamen" zur Last gelegt würden.

Zemmour habe zwar bedauerlicherweise "in der Hitze der Debatte" eine "exzessiv brutale Formulierung gewählt", gleichwohl habe er nichts gesagt, das "faktisch inkorrekt" sei. Der einstige Minister und heutige Senator befürchtet, "die politische Korrektheit" könne dazu führen, dass die "republikanische Debatte getötet" werde. ...

Quelle: http://www.welt.de/politik/ausland/article12160262/Drogenhaendler-sind-meist-Schwarze-oder-Araber.html - 14.01.2011


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