Zeitgeschichte 2008

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Erstveröffentlichung dieses Artikels: 15/03/2008 - Quelle: NJ-Autoren

"Hitler vereinte die Fähigkeiten von Bismarck und der Jungfrau von Orleans. Er brachte ein 80-Millionen-Volk zusammen ohne Blutvergießen"

"Als Führer und Kanzler der Deutschen Nation und des Reiches melde ich vor der Geschichte nunmehr den Eintritt meiner Heimat in das Deutsche Reich!" Mit diesen Worten beendete Adolf Hitler am Mittag des 15. März 1938 – einem Dienstag – die Befrei-ungskundgebung auf dem Heldenplatz in Wien, wo Hunderttausende Hakenkreuz-Fahnen schwenkten und frenetisch riefen: "Sieg Heil." "Ein Volk, ein Reich, ein Führer".

Während die Welt über die politische Entwicklung im bayerisch-österreichischen Alpenraum den Atem anhielt, konnte die zehnjährige Hanni Wenzl* in Salzburg an nichts anderes denken als an ihren vergötterten Vater und ihren geliebten Onkel Hans. Die beiden Männer wurden ein Jahr zuvor verhaftet, weil sie der verbotenen NSDAP angehörten. Auch am Morgen des 10. März 1938 weinte Hanni wieder leise, wenn sie sich unbeobachtet fühlte. Sie durfte bis dahin weder Vater, noch Onkel sehen – keine Erlaubnis der Behörden. Sie sehnte sich so sehr nach den schönen Geschichten, die sich der Onkel für sie immer wieder einfallen ließ, denen sie auf seinem Schoß so andachtsvoll lauschte. Und die liebevolle Stimme ihres Vaters Richard, die sie morgens mit den Worten weckte "Hanni, aufwachen, es ist schon hell", fehlte ihr schmerzlich.

Es war ihr aufgefallen, daß sich die Menschen in ihrer Strasse seit zwei Tagen sehr aufgeregt unterhielten. Die Frauen, viele von ihnen weinten um Mann oder Bruder in Schuschniggs Kerkern, sprachen leise von Adolf Hitler, dem "Führer". Hanni hörte, wie man sich zuflüsterte, Hitler sei auf der anderen Seite der Saalach angekommen, in Freilassing, um "Deutschösterreich zu helfen". Hannis Mutter Eva versprach dem traurigen Mädchen mit den lustigen Zöpfen, "wenn der Führer kommt, werden der Papa und der Onkel Hans bald wieder hier sein."

Hanni fand kaum Schlaf in der folgenden Nacht. Sie dachte unentwegt daran, daß der "Führer", den sie sich gar nicht recht vorstellen konnte, sie von ihrem Trennungsleid erlösen würde. Sie wälzte sich hin- und her, grübelte und grübelte. Dann schlug sie die Decke zur Seite, stieg aus ihrem Bett, ging zum Fenster, schaute in den endlosen Sternenhimmel und faßte einen kühnen Plan.

Am nächsten Morgen, es war Freitag der 11. März 1938, nachdem Hanni ein Stück Brot mit ein wenig Marillen-Marmelade gegessen hatte, sagte sie zu ihrer Mutter: "I geh heut früh zur Oma nach Freilassing." Das hatte sie schon öfters gemacht, sie kannte den Weg über die Brücke zur Großmutter wie die Stiegen zu ihrem Zimmer im Haus. Das Mädchen besaß eine Sonderbewilligung, die Grenze zu passieren, da ihre Oma in Freilassing wohnte, denn die Grenzübergänge zum Deutschen Reich waren seinerzeit von Schuschnigg geschlossen worden. Hanni wollte wissen, ob der "Führer" wirklich drüben in Freilassing war. Und wenn er da wäre, würde sie zu ihm gehen und ihn bitten, zu kommen, damit ihr Vater und ihr Onkel wieder bei ihr sein könnten. Und so schickte sich das Mädchen an, das Familienschicksal in ihre kleinen Hände zu nehmen. Sie  rannte wie von Hunden gehetzt und kam nach kurzer Zeit atemlos auf der anderen Seite der Saalach an.

Ja, es war so, wie die Frauen in Salzburg geflüstert hatten. Hanni sah Militärmotorräder (Kräder), große Fahrzeuge aller Art und glänzende Karossen. Ein reges Treiben spielte sich vor ihren Kinderaugen ab. Das Mädchen mit den schönen Zöpfen ging schnurstracks auf einen hochgewachsenen Mann in beeindruckender Uniform zu: "Ich möcht bitte zum Führer," sagte sie schüchtern. Der Angesprochene kniete zu ihr nieder, nahm ihre kleine Hand und fragte: "Was willst du denn vom Führer?" "Er muß den Papa und den Onkel aus dem Gefängnis holen, die Mama hat g’sagt, daß er uns hilft."

Noch während der Offizier nach einer freundlichen Erklärung suchte, daß dies jetzt nicht der richtige Zeitpunkt sei, mit dem Führer zu reden, tat sich eine Gruppe von Männern in Uniformen auf und eine Stimme fragte sanft: "Wie heißt du denn, ich bin der Führer?" "Ich bin die Hanni, der Papa und der Onkel sind im Gefängnis," antwortete sie ebenso hastig wie flehentlich.

Adolf Hitlers Gesichtsausdruck verriet die Regung, die von der reinen Seele eines um seine Liebsten bangenden Kindes ausgelöst wird. Lächelnd beugte er sich zu Hanni herunter, nahm sie in den Arm und sagte mit warmer, entschlossener Stimme: "Ich komm’ ja bald. Jetzt geh’ schön heim zu deiner Mutter."

Am darauffolgenden Tag, es war der 12. März 1938, überschritt Adolf Hitler mit der unbewaffneten Wehrmacht die Grenze in seiner Geburtsstadt Braunau und fuhr im offenen Wagen unter dem Jubel von Tausenden blumenstreuenden Menschen weiter nach Linz.

Am Sonntag den 13. März unterzeichnete der Reichskanzler in Linz das "Gesetz über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich".

Von Linz aus - "in Linz beginnt's" - fuhr Hitler Montag den 14. März 1938 im offenen Wagen donauabwärts, vorbei an blumengeschmückten Häusern und endlosen, die Straße säumenden, jubelnden Menschenmassen. Am Nachmittag zog Adolf Hitler, aufrecht im Wagen stehend, unter Glockengeläut in Wien ein, der von Hakenkreuzfahnen übersäten Stadt. Wie immer fuhren vor seinem Wagen keine anderen Fahrzeuge, die folgenden Wagenkolonnen waren teilweise von der Leibstandarte des Führers und teilweise von hohen Funktionären des deutschen Heeres besetzt. Kurz darauf hielt der Führer und Reichskanzler vom Balkon des Hotels Imperial eine kurze Ansprache zu den jubelnden Massen.

Am darauf folgenden Tag, am 15. März 1938, erstattete der "Führer und Kanzler der deutschen Nation und des Reiches" auf dem Heldenplatz "Meldung vor der Geschichte".  Hunderttausende riefen frenetisch "Sieg Heil" und "Ein Volk, ein Reich, ein Führer" als Adolf Hitler ihnen zurief: "Ich melde vor der Geschichte und der deutschen Nation die Eingliederung meiner Heimat in das Deutsche Reich".

Der in Wien derzeit in Gefangenschaft gehaltene Freiheitsdichter Gerd Honsik widmete diesem Himmelsereignis seine weltberühmt gewordene Ballade "Der Blumenkrieg".

Einen Tag nach des Führers "Meldung vor der Geschichte" auf dem Heldenplatz in Wien trafen der Vater von Hanni, Reinhard Wenzl und ihr Onkel Hans Gruber zuhause in Salzburg ein.

Adolf Hitler vereinigte 1938 die deutschen Stämme und erfüllte damit eine generationenalte Sehnsucht nach Einheit. Er stillte das elementare Bedürfnis des unter Bruch des Selbstbestimmungsrechts der Völker gewaltsam geteilten Deutschen Volkes. Die deutsche Ostmark gehörte wieder zum Reich der Deutschen.

Die Siegermächte machten sich nicht nur unsagbarer Kriegsverbrechen schuldig, sondern verweigerten Deutschland, Deutschösterreich und den anderen Deutschländern wie z.B. Sudetenland, Böhmen und Mähren usw. das Selbstbestimmungsrecht der Wiedervereinigung. Genau dieses Selbstbestimmungsrecht der Völker hatten sie aber in Form von Wilsons 14-Punkte-Plan am 8. Januar 1918 selbst proklamiert, um vom Deutschen Reich die Einstellung der Kampfhandlungen zu erschleichen. Statt der versprochenen Selbstbestimmung der Völker, wurde das Deutsche Reich und die Deutschländer mit den Diktaten von Versailles (28. Juni 1919) und St.-Germain-en-Laye (10. September 1919) unterjocht, beraubt und durch planmäßig herbeigeführte Hungersnöte dezimiert (Völkermord).

Eines muß hier attestiert werden. Die damaligen Sozialdemokraten, besonders die in Deutschösterreich, sind in keiner Weise mit den volksvergessenen Typen von heute vergleichbar. In den Augen der österreichischen Sozialdemokratie war der Anschluss nicht nur der einzig mögliche Weg, aus dem immer größer werdenden Elend zu entfliehen, sondern auch das Endziel volksbezogener Politik. Am 24. April 1921 fand beispielsweise in Tirol eine Abstimmung statt, bei der 98,75 % der abgegebenen Stimmen für den "Zusammenschluss" mit dem Deutschen Reich waren.

Auch die österreichische Gesetzgebung war klar auf das Ziel der Vereinigung mit dem Deutschen Reich ausgerichtet. Im 1918 erlassenen "Gesetz über die Staats- und Regierungsform" (Artikel 2) sowie im "Verfassungsgesetz" von 1919 (Paragraph 1) wurde festgeschrieben: "Deutschösterreich ist ein Bestandteil der Deutschen Reichsrepublik. Besondere Gesetze regeln die Teilnahme Deutschösterreichs an der Gesetzgebung und Verwaltung der Deutschen Republik."

Der Volksbeauftragte und spätere Reichspräsident Friedrich Ebert unterstützte bei der Eröffnung der Nationalversammlung am 6. Februar 1919 als Sprecher der SPD unter begeisterter Zustimmung das Verlangen der Deutschösterreicher nach Vereinigung: "Unsere Stammes- und Schicksalsgenossen dürfen versichert sein, dass wir sie im neuen Reich der deutschen Nation mit offenen Armen und Herzen willkommen heißen. Sie gehören zu uns, und wir gehören zu ihnen. Dann soll kein Grenzpfahl mehr zwischen uns stehen, dann wollen wir sein ein einig Volk von Brüdern."

Indem Adolf Hitler am 13. März 1938 das Völkerrecht wieder in Kraft setzte und dem Willen der Reichsdeutschen wie der Ostmärker Rechnung trug, machte er das Jahr 1938 zum größten Jahr der Deutschen. Ein ganzes Volk versank in glückseligen Taumel, die Herzen liefen über vor Freude.

Am 10. April 1938 stimmten die Deutschösterreicher dann noch einmal offiziell über den Anschluß ab. Auf die Frage: "Bist Du mit der am 13. März 1938 vollzogenen Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich einverstanden und stimmst Du für die Liste unseres Führers Adolf Hitler?" gab es in Österreich 4.453.772 (= 99,73) Prozent Ja-Stimmen, 11.929 Nein-Stimmen und 5.776 ungültige Stimmzettel. Der national gewiß unverdächtige Rolf Steininger, Leiter des Instituts für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck, schrieb zum Abstimmungsergebnis am 7. März 2008 in der Wiener Zeitung: "Dabei ist davon auszugehen, dass es Wahlfälschungen … nicht gab - sie waren unter den gegebenen Umständen auch nicht nötig."

Wie der ehemalige sozialdemokratische Reichspräsident Friedrich Ebert dachte auch Karl Renner, von 1918 bis 1920 Staatskanzler Deutschösterreichs und von 1945 bis 1950 österreichischer Bundespräsident: "Ich müsste meine ganze Vergangenheit als Vorkämpfer des Selbstbestimmungsrechts der Nationen wie als deutschösterreichischer Staatsmann verleugnen, wenn ich die große geschichtliche Tat des Wiederzusammenschlusses der deutschen Nation nicht freudig begrüßte", erklärte er vor der ("Vereinigungs"-)Volksabstimmung am 10. April 1938 und fügte hinzu: "Als Sozialdemokrat und … erster Kanzler der Republik Deutschösterreich … werde ich mit 'Ja' stimmen." (FAZ, 12.3.2008, S. 10)

Und in der Erklärung des österreichischen Episkopats hieß es: "Am Tag der Volksabstimmung ist es für uns Bischöfe selbstverständlich nationale Pflicht, uns als Deutsche zum Deutschen Reich zu bekennen." (FAZ, 12.3.2008, S. 10)

Weder im Volk, noch innerhalb der Eliten gab es spürbare Opposition gegen die völkerrechtlich legitimierte Vereinigung der deutschen Stämme. Percy E. Schramm, der international angesehene Göttinger Mediävist und bestimmt kein Anhänger des Nationalsozialismus, schrieb: "80 Millionen Deutsche – ohne Blutvergießen. Das konnte weder Bismarck noch die Jungfrau von Orleans, sondern nur jemand, der beide Fähigkeiten vereinte. Nun ist 1938 also doch das große Jahr unseres Lebens, über das kein weiteres uns hinausheben kann." (FAZ, 12.3.2008, S. 10)

* Die Familiennamen wurden geändert.