Kuschelkurs der SPD
(Zu "Union und SPD streiten über Erziehungscamps"; WELT vom
2.1.2008)
Zum Thema verfehlte Integrationspolitik. Ich ordne mich
links-liberal ein, frage mich aber zunehmend, ob die Linken
bei der Analyse von Gewaltstrukturen innerhalb der türkischen
Gemeinschaft ihren Denkapparat ausgeschaltet haben.
Es wird völlig ignoriert, dass viele Muslime Nichtgläubige als
Menschen zweiter Klasse betrachten. Es ist in ihren Augen okay,
Atheisten oder Christen zu schlagen, zu belügen und zu
bestehlen.
Die Argumentation von uns Linken ist in deren Augen
verweichlicht und rückgratlos. Wo sind die deutschen
Feministinnen, die die türkische Frau aus ihrem Joch befreien?
Ich vermute, ihnen ist in der türkischen Frau zum ersten Mal ein
Tätertypus begegnet. Wer als linker Deutscher die gewaltbereiten
muslimischen Türken immer noch als benachteiligte Minorität
betrachtet, der denkt erstens rassistisch (Türken sind dümmer
und unkultivierter als Deutsche und brauchen deswegen besonderen
Schutz) und zweitens ängstlich: 60 Jahre beschütztes Leben in
der BRD hat die geistig-analytische Kraft zu einem theoretischen
Rinnsal verblassen lassen, das auf heißem, allzu realistischem
Pflasterstein schnell verdampft.
Das wäre doch mal ein Projekt mit praktischen Konsequenzen:
400 schwule, lesbische, heterosexuelle, feministische und links
denkende Deutsche ziehen in ein türkisches Hochhausgetto in
Berlin und zeigen, was Multikulti bedeutet.
Andreas H., per E-Mail |