Zeitgeschichte 2006

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Größtes Holocaust-Archiv der Welt hat
keine Hinweise auf Holocaust

"Wenn aber Historiker mit ihren Forschungen diese manichäischen (religiösen) Vorstellungen von Gut und Böse ankratzten, gerieten sie leicht auf ein Minenfeld der Tabus und Denkverbote, wo eine bizarre Koalition von Volkspädagogen, selbsternannten »Oberrichtern über Geschichte« und Tugendbolden der political correctness mißtrauisch über ihre Art der historischen Wahrheit wacht. Sie treibt der bohrende Verdacht um, daß bei der bekannten Revisionslust der professionellen Historiographie schließlich kaum noch etwas übrigbleiben werde von dem einst so geschlossenen Bild der faschistischen Schreckensherrschaft."
(Heinz Höhne, Gebt mir vier Jahre Zeit,Ullstein, Berlin-Frankfurt 1996. S. 8.)

Die Welt, 20.4.2006, S. 27

Arolsen liegt bald in elf Staaten

Die Bundesregierung hat keine Bedenken mehr gegen die Weitergabe der Daten von 17,5 Millionen NS-Opfern

von Sven F. Kellerhoff

In die Auseinandersetzung um den Internationalen Suchdienst in Bad Arolsen (ITS) kommt Bewegung: Bundesjustizministerium Brigitte Zypries (SPD) hat in Washington angekündigt, nicht länger aus datenschutzrechtlichen Bedenken eine Öffnung des Materials über 17,5 Millionen NS-Verfolgte für die historische Forschung geschlossen zu halten. Am 17. Mai soll auf der nächsten turnusmäßigen Sitzung der elf Staaten, die den ITS beaufsichtigen (die Kosten von derzeit 14 Millionen Euro pro Jahr trägt allein Deutschland), in Luxemburg eine politische Erklärung über die Öffnung beschlossen werden. Sobald dann der dem ITS zugrunde liegende Bonner Vertrag von 1955 geändert und von allen elf Staaten ratifiziert ist, werde die Bundesrepublik digitale Kopien der Unterlagen an die anderen zehn Staaten weitergeben.

Der Suchdienst steht unter Leitung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz. Sein Zweck ist der individuelle Nachweis von Haft- oder Verschleppungsdaten; damit ist der ITS auf der Seite der NS-Opfer das Gegenstück zur Sammlung der personenbezogenen Täterakten im Berlin Document Center. Im Jahr 2005 gingen beim ITS 150 828 Anfragen von Überlebenden oder Nachkommen von NS-Verfolgten ein, zugleich erteilten die etwa 340 Mitarbeiter 226 535 Auskünfte. Ende 2005 betrug der Rückstand unbeantworteter Anfragen 407 065.

Vor allem amerikanische Historiker hatten in den vergangenen Monaten mit lautstarker Unterstützung amerikanischer und deutscher Medien die vollständige Veröffentlichung der Archivbestände im Internet gefordert. Allerdings gingen diese häufig sehr polemischen Attacken an der Sache vorbei. Denn der ITS ist keineswegs das "wichtigste Holocaust-Archiv". Und noch weniger handelte es sich bei den bisherigen Bedenken der Bundesregierung und des ITS-Chefs Charles Biedermann um eine "Form der Holocaust-Leugnung", wie Paul Shapiro behauptete, ein leitender Historiker am Holocaust-Museum in Washington.

Vielmehr sind 98 Prozent des Materials personenbezogene Einzelinformationen über ehemalige Verfolgte des NS-Systems.

Historisch bedeutsame Akten zur Genese oder zur Durchführung der Massenverbrechen dagegen finden sich in Arolsen nicht. Nur zwei Prozent der mehr als 25 Kilometer laufenden Akten sind sachbezogen - und diese zwei Prozent sind seit 1996 für die Forschung zugänglich.

Ein großer Teil des Materials in den Magazinen in Arolsen stammt zudem aus den ehemaligen Registraturen der Konzentrationslager, die bei Kriegsende von den alliierten Truppen gesichert wurden. Viele personenbezogene Angaben gehen daher auf KZ-Wärter oder andere NS-Funktionäre und ihre Einträge zurück; es finden sich in dem Material oft frei erfundene Angaben etwa zum "Haftgrund".

Zahlreiche der personenbezogenen Informationen handeln beispielsweise von angeblichen Verbrechen der Nazi-Opfer bis hin zum Vorwurf des Kinderschändens, viele weitere etwa von Krankheiten oder ähnlichen intimen Themen. Auf den Unterlagen sind stets vollständig Namen und Geburtsdatum vermerkt.

Wolfgang Benz, der Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung in Berlin, lehnte es gegenüber der WELT ab, derlei ins Internet zu stellen: "Solche Angaben ungeprüft zu veröffentlichen, verstößt gegen berechtigte Grundsätze des Datenschutzes."

So sah das bisher auch die Bundesregierung; hier hat Frau Zypries nun aber ihre Meinung geändert.

Noch ist unklar, welche Auswirkungen ihre Ankündigung haben wird. In welchem Zeitraum die Weitergabe der Akten stattfinden soll, konnte das Justizministerium noch nicht sagen.

Bereits seit längerem wird in Arolsen das Material digitalisiert. Alle elf Staaten sollten die Möglichkeit haben, so das Ministerium, die Materialien nach dem jeweils geltenden Datenschutzrecht Forschern zugänglich zu machen. Ob das angesichts der unterschiedlichen Gesetzeslage de facto doch zu einer völligen Freigabe des Materials führt, ist noch nicht absehbar.

Vom IST war keine Stellungnahme zu erhalten. Klar ist nur, daß sich Biedermann schon seit Monaten nicht mehr strikt gegen einen kontrollierten Zugang von Forschern zu dem Material wehrt - etwa entsprechend deutschem Archivrecht. Ganz gleich, welche Form der Veröffentlichung der Rat am 17. Mai beschließt: Selbst eine völlige Öffnung der Bestände wird keine wesentlichen Auswirkungen für die Holocaust-Forschung haben. "Wirklich zentral", sagt Benz, "ist dieses Archiv nur für wenige Historiker weltweit."

Das jüdische Wochenmagazin "Forward" (USA) berichtete am 25.11.2005: "im KL-Auschwitz  starben Tausende" von Häftlingen. "Tausende", nicht Zehntausende, nicht Hunderttausende, geschweige denn Millionen. Ist das nicht unglaublich? Die jüdische Holocaust-Forscherin Gitta Sereny sagte der Londoner TIMES, "Auschwitz war kein Vernichtungslager" und Spiegel-Redakteur Fritjof Meyer behauptet, in den im Auschwitz-Prozeß ermittelten Gaskammern sei quasi niemand vergast worden. Diese Räumlichkeiten hätten nur zur Stützung der "Vier-Millionen-Propagandalüge" gedient. Gibt es wirklich keinen Forschungsbedarf, oder hat die iranische Regierung recht, daß die freie Forschung endlich erlaubt werden müsse? Ist es die nackte Angst vor den Ergebnissen einer freien Forschung, wenn iranische Wissenschaftler in Auschwitz und anderen Lagerstätten keine wissenschaftliche Untersuchungen vornehmen dürfen?

Die Gaskammern von Auschwitz sind selbstverständlich eine historisch-religiöse Tatsache