Verfolgungen 2006
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Politische Verfolgungen - Quelle: NJ-Autoren - Quelle: NJ-Autoren

Welt-Kolumnist Schuster:
"Absurd, wenn Deutschland jeden einsperrt, die die Holocaust-Gaskammern anzweifelt"

http://www.welt.de/data/2006/11/17/1113166.html - Die Welt, Forum, 17.11.2006, Seite 8

Armenien-Frage

Kommentar: Französische Schulmeisterei

Paris - Kürzlich erhob die Nationalversammlung in Paris ein Tabu zum Gesetz. Wer es in Frankreich wagt, den türkischen Völkermord an den Armeniern zu leugnen, muss mit bis zu einem Jahr Haft und bis zu 45 000 Euro Strafe rechnen. Die türkische Generalität fühlt sich herausgefordert und antwortet nun mit dem Abbruch der Militärkontakte zu Frankreich.

Ob diese Maßnahme angemessen ist, sei dahingestellt. Ein gewisses Maß an Verärgerung aber ist berechtigt. Allerdings aus einem anderen Grund. Im Bestreben, der armenischen Minderheit zu gefallen und die Türken aus Europa herauszuhalten, schränkt Paris die Meinungsfreiheit ein und stellt die türkische Geschichtsklitterung in Frankreich unter Strafe.

Wie absurd dieser Schritt ist, zeigt ein Gedankenspiel:

Madrid hält das Gesetz für eine gute Idee und ahndet das Leugnen französischer Verbrechen in Algerien. Darauf hin beschließt London, künftig diejenigen zu verurteilen, die Katyn für einen Ferienort halten und nicht für den Schauplatz sowjetischer Massenerschießungen. Moskau wiederum schickt jeden Bürger für zwölf Jahre ins Arbeitslager, der die Inquisition in Spanien für eine Täuschung hält. [Deutschland sperrt jeden ein, der die Holocaust-Gaskammern anzweifelt.] Und das Europaparlament in Straßburg reserviert Gefängniszellen für alle diejenigen, die erklären, der Massenmord an den Indianern sei eine Legende.

Der Schluss daraus ist einfach: Die Beschäftigung mit der Vergangenheit lässt sich nicht durch den Schutz der Wahrheit per Gesetz erzwingen. Jede Gesellschaft muss sich aus eigener Kraft mit den düsteren Kapiteln ihrer Geschichte auseinandersetzen. Der Schriftsteller und Nobelpreisträger Orhan Pamuk sorgt in der Türkei dafür (und nicht nur er). Pamuk mag nur bedingt Erfolg haben, doch sicher mehr als eine Provokation aus Frankreich. (Jacques Schuster)

Den obigen Satz in Klammern [gelb unterlegt] ließ der jüdische Welt-Kolumnist Jacques Schuster in seiner Kolumne aus. Wir haben diesen Satz eingesetzt, um seine hypothetische Beispielsammlung mit einer wirklichen Variante "absurder" Verfolgungen zu vervollständigen. Bestimmt hat Schuster nicht daran gedacht, die Holocaust-Anzweiflung, die ganz oben auf der Welt-Liste der "absurden" Verfolgungen steht, zu erwähnen. Wir wollen Herrn Schuster doch nicht unterstellen, daß er die Verfolgung von Geschichts-Tabus als "absurd" einstuft, aber die Verfolgung von abweichenden Holocaust-Erkenntnissen als gerechtfertigt betrachtet. Es ist schon seltsam, daß Schuster die Holocaust-Meinungsverfolgung in Frankreich nicht erwähnt, die dort sogar brutaler wütet als in vielen anderen Verfolgerstaaten. Hätte er diese Verfolgung beschrieben, hätte er nicht erst hypothetische Beispiele ersinnen müssen, um die "Absurdität" der Verfolgung von Menschen mit anderen Geschichtsauffassungen und -kenntnissen anschaulich zu machen. Jetzt läßt Frankreich nicht nur das Zweifeln an den Holocaust-Gaskammern, sondern auch abweichende Meinungen zum "Armenier-Genozid" verfolgen. Man sollte Schuster schreiben und ihn fragen, ob er die Holocaust-Meinungs-Verfolgung in Frankreich vergessen hat zu erwähnen, oder ob er sie im Gegensatz zur Verfolgung des Armenier-Widerspruchs für gerechtfertigt hält. Wenn ja, möchte er eine Begründung geben. Schuster prangert an, daß Frankreich, "um einer Minderheit zu gefallen, die Meinungsfreiheit einschränkt" und der Minderheit zuliebe mit dem Strafgesetz die Geschichte schreibt. Fällt uns da nicht noch ein anderes Land ein, das, um einer Minderheit zu gefallen, wahre Volksverfolgungsorgien veranstaltet, um die Märtyrergeschichte der Minderheit zu schützen?


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