Politik 2006

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Fußballstar Di Canio bleibt Faschist
"Überlebender" konnte ihn nicht überzeugen

Paolo di Canio: "Ich werde immer auf diese Weise meine Fans grüßen, weil ich damit die Zugehörigkeit zu meinem Volk zum Ausdruck bringe."

Die Fans vom Fußball-Club "Lazio Rom" demonstrieren Solidarität mit ihrem Idol und Helden Paolo di Canio auf ihre Art und Weise. Die Clubs sind machtlos. Die Kameras blenden diese Szenen jede Woche aus, denn diese Bekenntnisse könnten in Europa Schule machen.

"Der erklärte Faschist und Fußballstar Paolo Di Canio trifft auf dem Kapitol in Rom den Auschwitz-Überlebenden Shlomo Venezia," (1) umschrieben die Medien den Versuch, den italienischen Fußballstar und National-Helden, Paolo Di Canio, vom Faschismus abzubringen.

Paolo di Canio ist der Mannschaftskapitän von "Lazio Rom" und grüßt nicht nur in italienischen Fußballstadien seine Fans mit dem "Römischen Gruß" (Saluto Romano) als Zeichen der Zugehörigkeit zur arischen Kulturgemeinschaft und dem Bekenntnis zu seinem Volk. Dafür wurde der Fußballheld im Dezember 2005 vom Disziplinarausschuß des italienischen Fußballverbandes zu einer Strafe von 10.000 Euro verdonnert und für die Spiele gegen Livorno und Juventus gesperrt. Bei der Geldstrafe handelt es sich eher um einen symbolischen Betrag, berücksichtigt man das Einkommen dieses hochdotierten Rekordspielers.

Diese Bestrafung rief nicht nur bei den Fans von "Lazio Rom" Wut und Entrüstung hervor, sondern auch bei den meisten Italienern, die in Paolo di Canio mittlerweile so etwas wie einen italienischen Volkshelden sehen. Ein solcher Volksheld kann auch von der hohen Schmutz-Politik nicht, wie sonst üblich, gejagt und eingekerkert werden. Die Politik kann Paolo wegen seiner Beliebtheit noch nicht einmal ignorieren.

Und so nahm es eine Parlamentarier-Gruppe um Ministerpräsident Silvio Berlusconi auf sich, dem "bestraften" Volkshelden die Strafe zu bezahlen. Zwei Parlamentsabgeordnete der Berlusconi-Koalition schlugen eine Spendenkampagne vor, um die 10.000 Euro, die "Lazio" für di Canio bezahlen mußte, zu übernehmen. Eine Geste der hohen Politik gegenüber dem faschistischen Volksliebling, um den Massen vor der Wahl zu gefallen. Denn für "Lazio" wäre die Strafe von 10.000 Euro aus der Portokasse bezahlbar gewesen. Die beiden parlamentarischen Spendensammler sind Mitglieder der post-faschistischen "Nationalen Allianz" (zweitstärkste Partei in Berlusconis Koalition). Organisiert wurde die Spendenaktion von Daniela Fini, Frau des Vorsitzenden der "Nationalen Allianz", Gianfranco Fini. Gianfranco Fini lobte Anfang der 1990-er Jahre Benito Mussolini als größten Staatsmann des Jahrhunderts und ist heute italienischer Außenminister sowie Berlusconis Stellvertreter. Frau Fini sagte, die Spendenaktion für di Canio habe nichts mit Faschismus zu tun, sondern sei ein "ein Akt der Solidarität" (Solidarität mit einem bekennenden Faschisten!!!).

Da der "Nationalheld" und Volksliebling nicht in ein Gefängnis gesteckt werden konnte, ohne eine Revolution zu riskieren, unternahmen Gutmenschen den Versuch, ihn mit Hilfe von "Überlebenden"-Geschichten einer ideologischen Entwöhnungskur zu unterziehen. Eine nicht ganz einfache Sache, wenn man bedenkt, daß sich Paolo für seine Überzeugung sogar einer fünfstündigen Tätowierungs-Prozedur unterzog, sich ein Rutenbündel (Symbol des Faschismus) sowie den Mussolini-Kopf auf den Rücken hat stechen lassen. Und auf dem rechten Oberarm  prangt das tatowierte Wort "DUX" (Lateinisch: Führer).

Also mußten schwere Geschütze aufgeboten werden, Paolo vom "Irrweg des Faschismus" in den sicheren Hafen der demokratischen Heuchelei und Lügenwelt zu geleiten. Was wäre da besser geeignet, als ihn mit einem Auschwitz-"Überlebenden" zu konfrontieren, der ihn über die Greuel des Faschismus aufklärt?

Roms Bürgermeister Walter Veltroni hatte deshalb Shlomo Venezia und zwei weitere Holocaust-"Überlebende" eingeladen, um di Canio und einige seiner Vereinskameraden mit Holocaust-Geschichten die faschistischen Köpfe zu waschen. Der Bürgermeister stotterte vor sich hin, als er erklärte, weshalb sie alle hier versammelt sind. Dann stellte er ihnen Shlomo Venezia vor und dieser begann mit dem Geschichten erzählen. Doch die Lazio-Spieler blieben von den jüdischen Erzählungen weitgehend unbeeindruckt und hingen desinteressiert in den Stühlen des "Gobelin-Saals" im Rathaus.

Shlomo bezeichnete sich als einer "der letzten Überlebenden des jüdischen Sonderkommandos von Auschwitz, jener Häftlinge, die in den Gaskammern und Verbrennungsöfen arbeiten mussten." (2) Der Bürgermeister war überzeugt, Shlomos Erzählungen würden Paolo di Canio das Herz brechen, wenn er erführe, daß Venezia als Jude seine Mitjuden in die Gaskammern trieb, immer mit Tränen in den Augen. Shlomo vergaste, um nicht selber vergast zu werden, erfuhr der stumm und mit gerunzelter Stirn abwartende faschistische Held der Moderne, Paolo di Canio. Venezia war verunsichert und beschrieb seine unfreiwilligen Holocaust-Massenmorde anschaulich mit den Worten: "Kinder, Alte, nackt allesamt, die mich verzweifelt anstarrten, den Häftling vom Sonderkommando, als könnte ich, Shlomo, ihnen ein Wort der Hoffnung sagen." (3)

Paolo di Canio und seine Mannschaftskameraden zeigten sich trotz der phantastischen Geschichten des "Überlebenden" weiterhin ungerührt: "Keiner stellte eine Frage." (4). Shlomo wurde noch unsicherer und zog daraufhin alle Holocaust-Register. Der Spiegel tat zwar so, als habe Shlomo "nicht von dem Neugeborenen, das sie einmal in der Kammer fanden, lebendig unter all den Leichen, trinkend an der Brust der toten Mutter, erzählt." (5) Das stimmt aber nicht, Shlomo setzte, wie aus zuverlässiger Rathaus-Quelle bekannt wurde, den Fußballern tatsächlich die Geschichte von dem Neugeborenen vor, dem das tödlichste aller Gifte, Zyklon-B, nichts anhaben konnte. Der Säugling aus Shlomos Erzählung überlebte offenbar den Vergasungsprozeß wie ehedem gemäß Holocaust-Erzählung der kleine Moshe in Bergen Belsen sechs Vergasungen erlitt, obwohl es dort keine Gaskammern gab, bis er schließlich überlebte. Erklärung: Manche Juden waren immun gegen Zyklon-B, eines der vielen Wunder des Holocaust.

Nach dieser Geschichte hatte Paolo di Canio offenbar genug gehört. Er sagte lakonisch: "Ich habe den Geschichten zugehört, ich bleibe bei meinen Ideen." (6)

1-5) Der Spiegel, 9/2006, S. 134
6) BBC News, 16.2.2006

Das biblische Holocaust-Projekt