Multikultur 2006

NJ Logo  
site search by freefind Detailsuche

"Für die Ungläubigen Wasser aus Erz, das ihre Gesichter röstet"

Intolerante Formulierungen

von Michael Wieck, Stuttgart

In dem offenen Brief der 38 führenden Muslime an Papst Benedikt XVI. (F.A.Z. vom 24. Oktober) werden ausschließlich unproblematische oder unvollständige Surenverse zitiert. Auf diese Weise läßt sich leicht Friedfertigkeit des Korans vortäuschen. Zum Beispiel: Mit der anfangs des Briefes zitierten Sure 18:29 -"Und sprich: 'Die Wahrheit ist von eurem Herrn; und wer will, der glaube, und wer will, der glaube nicht'" - möchte man den Eindruck von Toleranz vermitteln, was aber nur gelingen kann, wenn man den nächsten Satz einfach wegläßt. Der Surenvers geht jedoch wie folgt weiter: "Siehe, für die Sünder (des Unglaubens) haben wir ein Feuer bereitet, dessen Rauchwolke sie rings umgeben soll. Und wenn sie um Hilfe rufen, dann soll ihnen geholfen werden mit Wasser gleich flüssigem Erz, das ihre Gesichter röstet. Ein schlimmer Trunk und ein übles Ruhebett." Das ist das krasse Gegenteil von Toleranz.

Leider gibt es viele solcher intoleranten Formulierungen in "heiligen" Schriften. In einem "offenen und aufrichtigen Dialog" müßten deshalb vorrangig auch solche Surenverse zur Diskussion gestellt werden, in denen das Totschlagen der "Ungläubigen" (Andersdenkenden) empfohlen (Sure 9:5), und der Mann (in Sure 4:34) über die Frau gestellt wird.

In Frage gestellt werden muß auch religiöser Absolutheitsanspruch. Sure 9:111: "Siehe, Allah hat von den Gläubigen ihr Leben und ihr Gut für das Paradies erkauft. Sie sollen kämpfen in Allahs Weg und töten und getötet werden."

Sure 61:9: "Er ist's, der Seinen Gesandten mit der Leitung und der Religion der Wahrheit entsandt hat, um sie über jede andre Religion siegreich zu machen, auch wenn es den Götzendienern zuwider ist."

Sure 24:62: "Gläubige sind nur, die an Allah und Seinen Gesandten glauben..."

Sure 2:161: "Siehe, wer ungläubig ist und als Ungläubiger stirbt, sieh, über sie der Fluch Allahs und der Engel und der Menschen insgesamt!"

Wie man solche Verse mit unserem Grundgesetz in Einklang bringen kann, gilt es zu diskutieren.

Obiger Beitrag erschien in der FAZ, 3.11.2006, Seite 11 als Leserbrief.