Zeitgeschichte 2005

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Wie war das mit der "Ermordung der Europäischen Juden"?

Ankunft von Juden in Auschwitz - ohne bewaffnetes Personal

Die "Ermordung der Europäischen Juden" soll im kollektiven Gedächtnis der Westeuropäer der moralische Imperativ sein und bleiben. "Diese Form der Indienstnahme historischer Erfahrung ist ein unentbehrliches Stück Aufklärung." (Salomon Korn, Zentralrat der Juden, FAZ, 2.6.2005)

Der Imperativ verlangt Unterwerfung und Glauben. Wir, vernunftbegabte Wesen, fragen, welches ist die Grundlage eines "gepredigten" Glaubens. Allein der Glaube? Oder die durch Aufklärung gewonnene historische Erfahrung und daraus eine in die Zukunft weisende gebietende Erinnerung? Diese stößt uns an zum Nachdenken.

Die Juden Europas - Welches ist unsere Erfahrung und unser Sprachgebrauch? Nahe liegt der Vergleich: die Franzosen, die Deutschen pp. Gemeint sind also immer alle Angehörigen der Nation, also alle Juden, die in den 30er und 40er Jahren des 20. Jahrhunderts auf europäischem Boden während der NS-Herrschaft lebten.

Die Deutschen hatten im Zweiten Weltkrieg einen ansehlichen Teil Europas besetzt. Aber sie waren nicht in Portugal, in Spanien, Malta, nicht in Irland, Großbritannien, Schweiz, Schweden, auch nicht im größten Teil Rußlands - Murmansk, Leningrad, Moskau und kamen bei Stalingrad nicht über die Wolga und nicht bis zum Ural.

Da Juden auch in großer Zahl in nicht besetzten Teilen Europas lebten, blieben sie von deutschem Zugriff verschont. Die Ermordung der (aller) europäischen Juden hat insoweit in dem gedanklichen Konzept des zitierten Aufsatzes keinen Anspruch auf historische Erfahrung.

In der Zeit von 1933 bis zum 31.10.1941 wanderten aus dem Altreich, Österreich und Böhmen und Mähren 537.000 Juden unter besonderen Umständen aus, die in diesem Zusammenhang unerheblich sind. Sie waren europäische Juden, die nicht ermordet wurden.

Im Januar 1943 ließ die spanische Regierung nach mehrfacher Mahnung der Reichsregierung 5.000 Juden spanischer Staatsangehörige in einer Gruppe von 40.000 Juden verschiedener Staatsangehörigkeit in Spanien einreisen, meistens zur Weiterreise nach Übersee. Sie waren europäische Juden, die nicht ermordet wurden.

Nach dem Kriege gelangten 283.000 europäische Juden aus Vertriebenen-Lagern und aus Ostblockstaaten nach Israel. Es waren europäische Juden, die nicht ermordet wurden.

Aus den Ostblockländern hinter dem eisernen Vorhang erlangte Golda Meir auf unermüdliches Drängen von Zeit zu Zeit die Freigabe von Gruppen zu 10.000 und 20.000 Personen von den kommunistischen Behörden. Auch diese Freigegebenen waren europäische Juden.

In Frankreich wurden 78 Prozent der mehrere 100.000 Menschen umfassenden jüdischen Bevölkerung von der deutschen Besatzung - abgesehen von 70.000 zur Arbeit nach Auschwitz verschickten - nicht erfaßt. Sie waren europäische Juden.

Theresienstadt wurde als jüdische Gemeinde mit eigener Selbstverwaltung eingerichtet. Die Inhaftierten/Internierten waren europäische Juden.

Die Sowjettruppen fanden im Februar 1945 in Auschwitz 17.000 marschunfähige Häftlinge vor, während Zig-Tausende den rechtzeitigen Abmarsch mit den deutschen Verbänden der Begegnung mit den Sowjets vorzogen. Auch diese Häftlinge waren europäische Juden.

Viele, kaum zählbare, aus dem Vorhergegangenen erklärbare Schicksale, auch berühmter Persönlichkeiten, sind durch Erzählungen und Berichte weltweit bekannt geworden - sie waren europäische Juden, die nicht ermordet wurden.

Das Bundesfinanzministerium der BRD zahlte noch im Jahre 1996 Renten an mehr als vier Millionen Empfänger - an ermordete Juden Europas?

Die Personenzahlen, die deutschen Reichsbehörden, Bundesbehörden, der Öffentlichkeit und Forschern zugänglich waren und wurden, lassen überraschende Werte erkennen, die die Feststellung des Autors in dem zitierten Aufsatz - "die Ermordung der europäischen Juden" wissenschaftlich nicht tragen.

Die Ausrufung eines moralischen Imperativs aus der Erinnerung an das vom Autor genannte gigantische Verbrechen der Deutschen muß im Winde verwehen, würde er nicht die hier aufgeführten Tatsachen widerlegen können. Indessen wurde die Reihe der Opferzahlen schon vor Jahren mit schwacher Legitimation gehalten, als die als "symbolisch" bezeichnete Zahl 6 Millionen in die Öffentlichkeit kam. Es folgte die Zahl von 4 Millionen für Auschwitz, durch die Medien Jahrzehnte hochgehalten und durch die Gerichte als offenkundig bestätigt. Die Unhaltbarkeit auch dieser Zahl führte die Justiz sodann zu der ungenauen Marke des millionenfachen Mordes, dessen Verharmlosung festzustellen logische und rechnerische Schwierigkeiten bereitete. Diese wuchsen an, als der Franzose Jean-Claude Pressac und zuletzt der Spiegelredakteur Fritjof Meyer, unter der Protektion von Frau Prof. Rita Süssmuth, in ihren Untersuchungen zu einigen unsicheren 100.000 Opfern gelangten und diese als Ergebnis neuester Forschung anboten. Noch weit darunter lag die Zahl, die das Schwurgericht Frankfurt/Main schon 1965 nach 20 Monaten Prozeßführung im Zuge der Beweisaufnahme den Angeklagten zuordnen konnte: 45.143 jüdische Opfer!

Stellt man diese beispielhafte Auschwitzzahl neben die aus einigen anderen Lagern bekannten, zum Teil nicht unbestrittenen Zahlen, so scheint Salomon Korn von einem schlecht recherchierten Tatsachenbild ausgegangen zu sein, aus dem er zu seiner überraschenden Behauptung gekommen ist, die gelegentlich schon in den Medien zu hören war. Diese oben attestierten Millionen Überlebender schließen rechnerisch-logisch die Feststellung über "die Ermordung der europäischen Juden" aus.

Da die angegriffene Behauptung nicht, wie sie beansprucht, auf Erfahrung beruht, muß ihr die Unrichtigkeit bescheinigt werden. Die in Erscheinung getretene Übertreibung der Opferzahlen von Auschwitz um das Neunzigfache (gegenüber 4 Mio), die gebotene Verminderung auf die rechtskräftig vorn Frankfurter Schwurgericht abgeurteilten Fälle, bedürfen einer aufrichtigen und offenen Diskussion. In welchem Zahlenbereich die Opfer bei objektiver Betrachtung des gesamten Geschehens auch festgestellt werden können, ihre Zahl wird von der Zahl der Überlebenden um ein Vielfaches übertroffen.

So könnte die Tragödie nach nahezu abgeschlossener Forschung auch in die Worte gefaßt werden: Der weitaus überwiegende Teil der Europäischen Juden hat bis auf die in Lagern wie Auschwitz festgestellten Zahlen und die als Sterbefälle in Arolsen registrierten die NS-Herrschaft überlebt. Ein Ungeheures, ein millionenfach verübtes, den kulturellen Stilbruch manifestierendes Verbrechen könnte im kollektiven Gedächtnis der Westeuropäer, insbesondere der Deutschen, durchaus den in die Zukunft weisenden moralischen Imperativ einpflanzen. Aber diesem werden sie ungläubig und wissensdurstig, oder in Kenntnis der Dinge, nicht gehorchen. Überreden gilt nicht, überzeugen ist gefragt. Das Forschungsobjekt heißt Addieren und Subtrahieren von Zahlen. Solange in den Medien nur Umschreibungen gebraucht werden, wird das Fragen, Kritisieren und Verdächtigen kein Ende nehmen.

Die Scheu vor exakten Zahlen, das Umgehen selbst der Zahlen des zitierten, aber offenbar nicht für zitierfähig gehaltenen Frankfurter Urteils läßt Ahnungen ins Kraut schießen. Wenn selbst der "Buchhalter von Auschwitz" (Der Spiegel 19/2005 5.154 ff) nach 60 Jahren verschweigt, was seines Amtes war und ist, jedoch mit zwei Fällen von "genozidfreien" Übergriffen der SS das Ungeheure im Lager deutlich zu machen versucht, so offenbart dieses Erlebnis an der Basis das Ende der politischen Korrektheit im beispielhaften Fall „Auschwitz". Dieser Feststellung drückte der fragende Reporter das Gütesiegel auf, indem er den Buchhalter nach Zahlen zu fragen offensichtlich absichtlich unterließ. Genauigkeit, Erfahrung, Zahlen, wo bleiben sie?

Die Vergangenheit wird nicht, wie Salomon Korn wünscht, auf Befehl "in Dienst genommen", oder im Stundenplan verordnet, sondern sie meldet sich umfassend in allen Sparten des wirtschaftlichen und kulturellen Schaffens, in der Anschauung natürlicher und menschlicher Verhältnisse im Lande und weltweit, häufig ganz unbemerkt, aber in voller Wahrheit.