Zu "Es, ist zynisch, etwas zu versprechen, was man nicht
selbst einhalten muß", "Nichts mehr zu machen", Camouflage" und, und,
und ... (F.A.Z. vom 15. Dezember): |
Vergleiche hinken, und dieser hier besonders, ich
weiß. Trotzdem: Was zur Zeit in Sachen Türkei-EU-Beitritt abläuft,
erinnert mich stark an die Debatte um die Rechtschreibreform. Da bringt
die F.A.Z. jede Menge Beiträge, bei deren Lektüre man aus dem Kopfnicken
gar nicht mehr herauskommt; die Mehrheit der
Bevölkerung ist gegen einen Beitritt; Fachleute warnen eindringlich -
nützen wird das alles gar nichts. Wir sind nämlich schon in der
Phase: Ja, ja, alles gut und schön, aber leider zu spät, der Zug ist
abgefahren, jetzt können wir nicht mehr zurück ... Phase zwei:
Angela Merkel, mittlerweile etablierte Kanzlerin, opponiert immer noch
gegen einen Beitritt der Türkei, weil ihr (Merkel) das "eine
Herzensangelegenheit" ist. Merkel steht längst allein auf weiter Flur,
alle anderen Regierungschefs haben sich mit dem Türkei-Beitritt
arrangiert. Wobei die heftigsten Befürworter aus den Ländern kommen,
die am wenigstens Angst vor zuziehenden türkischen Arbeitern haben
müssen. Irgendwann wird dann Annette Schavan ihrer Parteifreundin
zuzischen: "Nun. hör endlich auf mit dem Blödsinn, Angela!"
Die Bevölkerung ist des Themas inzwischen auch schon
recht überdrüssig, nur die meisten Fachleute opponieren immer
noch gegen einen Beitritt. Um diese halbwegs zu beruhigen, wird kurz
vor dem endgültigen Beitrittstermin ein "Europäischer Rat zur
Integration der Türkei" eingesetzt. Dessen Vorsitzender wird
selbstverständlich Gerhard Schröder sein. Nur widerstrebend wird er
seine Gastdozentur in den Vereinigten Staaten unterbrechen. Ungefragt
wird er verkünden, heute würde er sicher alles anders anfangen, doch nun
sei es einmal beschlossene Sache. Er werde sich aber bemühen, die
größten Gefahrenpunkte, die durch den Beitritt der Türkei für die EU
entstünden, zu beseitigen ...
Manfred Witte, Rehburg |