Multikultur 2005

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"Derweil wird der Vormarsch des Islam akzeptiert"

"Multikulti hat ausgedient, die Integration ist gescheitert"
"die Kosten werden immens sein"

"Migranten werden die Überhand gewinnen, da sie im Unterschied zur deutschen Stammbevölkerung Kinder noch nicht für überflüssig halten"
deshalb "in ihre Heimat zurückführen"

Die Welt, 16.11.2005, Seite 9

Die beiden Leitkulturen

Eine Besinnung auf die Zehn Gebote und die Menschenrechtstradition gilt als verdächtig. Derweil wird der Vormarsch des Islam akzeptiert

von Konrad Adam

"Derweil wird der Vormarsch des Islam akzeptiert. Multikulti hat ausgedient, die Integration ist ge-scheitert. Migranten werden die Überhand gewinnen, da sie im Unterschied zur deutschen Stammbevölkerung Kinder noch nicht für überflüssig halten"

... Zwar steht die multikulturelle Variante der Leitkultur nach den U-Bahn-Attentaten in London, dem Ritualmord in den Niederlanden, den Brandanschlägen in Frankreich und ein paar blutigen Ehrenhändeln hierzulande nicht mehr hoch im Kurs; herrschen tut sie aber noch immer. Sie herrscht, weil sie im Alltag Fakten geschaffen hat, die nicht so leicht zu ändern sind.

Das ist die Folge einer Einwanderungspolitik, deren Facetten von amtlicher Leugnung über stillschweigende Duldung bis hin zu der deutscherseits ausgesprochenen Bitte reichten, "uns" mit "diesen" Deutschen nicht allein zu lassen. Migranten aus aller Welt haben das verstanden und sich danach gerichtet. Sie kamen eilends und sind nun da und werden in den Häusern, den Vierteln, den Städten und den Regionen Schritt für Schritt die Überhand gewinnen, da sie im Unterschied zur deutschen Stammbevölkerung Kinder noch nicht für überflüssig halten. ...

Nachdem sich die Brandstiftung [in Frankreich] zu einer jugendlichen Kampfsportart entwickelt hatte, erklärte die französische Regierung, das Land stehe vor der Wahl zwischen Republik und Chaos. Um die Republik zu bewahren und das Chaos zu vermeiden, hat man den Notstand ausgerufen und Ausgangssperren verhängt.

In Deutschland hält man das für übertrieben. Nirgendwo sonst war der Widerspruch gegen Nicolas Sarkozy, der die Randalierer als Lumpen und Gesindel bezeichnet hatte, heftiger als bei uns. Die Becks wollen ihre Leitkultur nicht preisgeben und den interkulturellen Dialog weiterführen, auch wenn er wenig Aussicht auf Erfolg verspricht. Sie bestehen darauf, auch mit solchen Ausländern das Gespräch zu suchen, die schon beim Betreten des Landes ihre erste Straftat begangen haben.

Dieses Gespräch ist verlogen. Denn diskutiert wird zwangsläufig mit den Falschen: mit denen nämlich, die den Dialog selbst führen können und wollen. Diejenigen, die das nicht wollen - und das sind ein paar Hunderttausende! - führen ihn auch nicht; sie geben ihre Antwort auf andere, auf französische, englische oder niederländische Art und Weise. Auch deshalb ist das Wort vom ausländischen Mitbürger ein Euphemismus; es spannt die sogenannten EU-Ausländer, die als solche gar nicht in Erscheinung treten, mit Leuten zusammen, die Fremde sind und bleiben wollen. ...

Was zählt, ist das, was immer zählte, die Zugehörigkeit zu einem Volk und einer Religion, Abstammung und Glaube also. Im Falle des Islam ist das ein Glaube, der, um mit Samuel Huntington zu sprechen, blutige Ränder hat. Kein Satz aus seinem bekannten Buch über den Krieg der Kulturen ist heftiger angefeindet worden als dieser; und keiner hat sich als richtiger erwiesen. Sarkozy hat das anerkannt, als er kurz und bündig feststellte, die Integration sei gescheitert....

Fanatiker können ihren Glauben wechseln, aufgeben werden sie ihn nie. ...

Die Säkularisation mit ihrem staatlich garantierten Toleranzgebot: So etwas hat es im Islam bis heute nicht gegeben, und das merkt man ihm an. ...

Jetzt ist sie wieder da [die Religion], als neue, aggressive Leitkultur. Zunächst umworben, dann geduldet, schließlich zurückgestoßen, gedemütigt und verletzt durch die Marktwirtschaftsreligion des Westens, versuchen es ihre Anhänger mit dem Haß. Haß ist die am leichtesten zu handhabende und verständlichste aller gemeinschaftsbildenden Kräfte; er reißt das Individuum von seinem Ich los. ...

Diesem Ich durch das Ausmalen von allerlei tröstlichen Perspektiven beikommen zu wollen, ist ebenso ehrenhaft wie naiv.

Die Antwort auf solche Illusionen haben die Aufständischen selbst gegeben, indem sie ihre Angriffe auf die Symbole der gegnerischen Leitkultur konzentrierten, auf Rathäuser und Krankenhäuser, auf Kindergärten und Schulen, nicht zu vergessen: auch auf Kirchen.

Multikulti hat ausgedient, die Integration ist gescheitert. Zu welchen Kosten, läßt sich noch nicht sagen; nur, daß sie immens sein werden. ...

[Wenn wir die europäischen Sitten bewahren wollen, müssen wir] die Einwanderung begrenzen und auf diejenigen konzentrieren, die nach europäischen Regeln leben wollen; aber auch diejenigen draußen halten oder in ihre Heimat zurückführen, die das nicht wollen.

Die Alternative zu einer solchen Leitkultur hat Clemenceau formuliert, als er sich über die Leute amüsierte, die das Volk von der Geißel der internationalen Kriege befreien wollen, um es im Frieden den Annehmlichkeiten des Bürgerkriegs auszuliefern.