Das Weltbild der Theologen
Zum Artikel "Buttiglione vor den Parlamentsausschüssen"
und zum Leserbrief "Demokratie und Meinung" (F.A.Z. vorn 27. Oktober):
Sicherlich ist es
grundsätzlich nicht zu beanstanden und unter Umständen sogar lobenswert,
wenn das Europäische Parlament auf seine Rechte gegenüber der Kommission
pocht: Wenn jedoch auf den als Kommissar vorgesehenen Katholiken
Buttiglione von den Sozialisten und Liberalen mit Getöse geschossen
wird, weil er es gewagt hatte, seine politische Auffassung zur
Homosexualität zu äußern, ist das ein Akt von. alleräußerster
Intoleranz: Er hatte nichts anderes getan, als die eindeutige Aussage
der Bibel anzuerkennen, sie aber keineswegs zu einer allgemeinen
Forderung erhoben.
Er hat zwischen
Moral und Recht im Sinne von Kant unterschieden und ausdrücklich erklärt
daß der Staat kein Recht hat, in moralische Fragen einzugreifen und
niemanden wegen seiner sexuellen Orientierung diskriminieren darf.
Selbstverständlich darf man Atheist oder Agnostiker sein und braucht mit
der Bibel nichts am Hut zu haben.
Aber ausgerechnet bei denjenigen, die immer Toleranz fordern, ist es
mit ihrer Toleranz nicht weit her, wenn jemand eine Meinung äußert, die
nicht in ihr Weltbild paßt.
Eingewandt wird
dabei auch, daß es doch Kirchenleute gibt, die Homosexualität
tolerieren. Das sind wohl Theologen, denen die Bibel nicht hinreichend
bekannt ist. Diese seien auf "Römer 1; 26, 27 und 32" verwiesen. Dort
heißt es insbesondere: "Darum hat sie Gott auch dahingegeben in
schändliche Lüste ... desgleichen auch die Männer haben verlassen den
natürlichen Brauch des Weibes und sind aneinander erhitzt in ihren
Lüsten und haben Mann mit Mann Schande getrieben ... Sie wissen Gottes
Gerechtigkeit, daß, die solches tun, des Todes würdig sind, und
tun es nicht allein, sondern haben auch Gefallen an denen, die es tun."
So heißt es in der Bibelübersetzung Luthers, wie sie vom
Deutschen Evangelischen Kirchenausschuß genehmigt wurde. Ist das
eindeutig genug?
Dr.-Ing. Egon
Grund, Karlsruhe |