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"Die bestialische Quälerei Jesu Christi"

18.3.2004 DIE WELT Seite 9

Vor Kritik des Jesus Films die heiligen Texte lesen

Zu: "Nur Schrecken, keine Reinigung"; WELT vom 17. März.

Die Kritik von Alan Posener an Mel Gibsons Film "Die Passion Christi" kann nicht unbeantwortet bleiben. Ich will hier nur den zentralen Punkt in Poseners Kritik aufgreifen, die, wie er schreibt, bestialische Quälerei, die von der katholischen Variante des Christentums zelebriert wird.

Ich habe einige Verse im Alten und Neuen Testament gelesen, die das Leiden Jesu schildern oder prophezeien. Da sagt zum Beispiel der Prophet Jesaja: "Aber Jahwe ließ ihn treffen die Schuld von uns allen. Er wurde misshandelt, doch er beugte sich. Er öffnete nicht seinen Mund. Wie ein Lamm, das man zur Schlachtbank führt; wie ein Schaf vor dem Scherer verstummt, öffnet er nicht seinen Mund: ... Jahwe gefiel es, ihn durch Leiden zu zermalmen." (Jesaja 53, 6-10)

Und an anderer Stelle heißt es: "Meinen Rücken bot ich den Schlagenden dar und meine Wange den Raufenden. Ich verbarg micht nicht vor Schmähung und Bespeien ..." (Jesaja 50,7).

Es gibt noch viele andere Stellen in der Bibel, die das Leiden Jesu beschreiben. Das haben wir im Film gesehen.

Man kann jedenfalls Mel Gibson, ober nun ultrakonservativ ist und zu der katholischen, evangelischen oder einer anderen "Variante" des Christentums gehört, nicht vorwerfen, dass er sich treu an die Prophezeiung Jesajas gehalten hat, das heißt an die jüdische Variante, um den Ausdruck von Alan Posener zu benutzen.

Alle, die den Film kritisieren (einschließlich die Bischöfe aller Konfessionen), sollten erst oder wieder einmal die heiligen Texte lesen und darüber meditieren, bevor sie eine verbindliche kritische Aussage über den Film machen.

Georg Baron, Montreal, Kanda

"Die Passion Christi" und der Holocaust