Im gleichen Boot
Editorial
Die Holocaust-Geschichte gilt in der mos-lemischen Welt als
Erfindung der Holo-caust-Industrie. Eine Anschauung, die schon
jetzt wie ein Lauffeuer die islami-schen Bevölkerungsschichten in
Europa erfasst hat. Somit wird in absehbarer Zeit die Existenz
Israels mit dem Moses-Mythos und der Holocaust-Erzählung vor der
multikulturellen Bevölkerung Deutsch-lands und Europas nicht mehr
zu begrün-den sein. Israel ist aus heutiger Sicht ein
fehlgeschlagenes Experiment. In Israel sieht die Welt ein
Judentum, das sich vom jüdischen Propaganda-Bild in den
kontrollierten Welt-Medien vollkommen unterscheidet. Nicht "arme
jüdische Op-fer", die gerade wieder einmal vor einem "bösen
Tyrannen" flüchten, geistern über die Bildschirme, sondern
jüdische Kinder- und Massenmörder, Folterer und Besat-zer, Zyniker
und Herrenmenschen, prägen das israelische Bild vom Judentum. Die
Strippen könnten hinter den Kulissen leichter gezogen werden, wenn
es keinen mordenden Judenstaat mehr gäbe. Da-rüber hinaus würden
Juden wieder als Op-fer und nicht als Massenmörder im Ram-penlicht
der Öffentlichkeit erscheinen, so die Überlegungen führender
jüdischer Den-ker innerhalb des Machtjudentums. [NJ] |
Noch mancher Monat dürfte ins Land ziehen, bis der Internationale
Gerichtshof (ICJ) von Den Haag seinen Bericht in Sachen israelischer
Trennzaun der Uno unterbreiten wird. Auf eine zumindest israelkritische
Grundtendenz kann man sich schon jetzt einstellen, doch könnte es in den
Details noch die eine oder andere Überraschung geben. Auch wenn Israel
in der Meinung der Richter wahrscheinlich kaum allzu gut wegkommen wird,
sollten wir nicht vergessen, dass es zunächst nur unverbindliche
Empfehlungen sind, die die von der Uno besoldeten Juristen abgeben
werden.
Eine empfindliche Niederlage allerdings, ein Eigentor sozusagen, hat das
jüdische Volk sich im Zusammenhang mit der peinlichen Zaun-Diskussion
schon selber zugefügt. Neben den Fotografien und Filmaufnahmen von
Protestplakaten für oder gegen den Zaun, von pro- und antiisraelischen
Demonstranten machten auch Bilder aus Den Haag die Runde um die ganze
Welt, welche bei jedem aufrechten Juden den dringenden Wunsch
auslösen, vor Scham und Verlegenheit metertief in den Boden zu versinken.
Da marschierten doch Glaubensgenossen, deren äusseres Erscheinungsbild –
schwarze Hüte, schwarze Mäntel, Bärte und Pejot (Schläfenlocken) – sie
eindeutig ins Lager der Ultrareligiösen platzierte und als Gottesleute
definierte, bei den Kundgebungen mit. Sie marschierten aber nicht auf
der jüdischen, sondern auf der palästinensisch-arabischen Seite, von den
Organisatoren geschickt in die ersten, gut sichtbaren Reihen
eingegliedert. Und um das Scham- und Wutgefühl des jüdischen Volkes und
Israels noch zu erhöhen, winkten einige der jüdischen Selbsthasser mit
PLO-Flaggen in die gierigen TV-Kameras.
Erst knapp 60 Jahre sind verflossen seit dem Holocaust, doch
ungeachtet aller seither abgehaltener Gedenktage und errichteter
Denkmäler scheinen diese gottlosen Gottesleute schon vergessen zu
haben, dass der Nazityrannei möglicherweise ihre Väter, Mütter,
Geschwister oder Freunde zum Opfer gefallen sind, egal ob sie schwarz
oder weiss gekleidet waren, einen langen, einen kurzen oder gar keinen
Bart getragen hatten. Genauso wie Hitler keinen Unterschied machte
zwischen «guten» und «schlechten» Juden, differenzieren heute die
nahöstlichen Selbstmordattentäter nicht zwischen kompromissbereiten und
sturen Juden, zwischen Israeli, die den Palästinensern ihren Staat geben
wollen und jenen, die dagegen sind. Wer einem vors Visier kommt, wird
unter Beschuss genommen, wer im Autobus sitzt, fliegt mit in die Luft.
Nicht, dass die Organisatoren der antiisraelischen Demonstrationen von
Den Haag ausnahmslos die Terroristen unterstützen und deren Verbrechen
gutheissen, doch die Gewalttäter in den eigenen Reihen dürften ihnen
emotional näher stehen als noch so überzeugt mit ihrer Sache
sympathisierende Juden.
Dass solche Juden mit ihrer Teilnahme an antiisraelischen Kundgebungen
ungehindert dem eigenen Volk – es bleibt auch dann das eigene Volk, wenn
man es ablehnt – in den Rücken fallen können, ist schon schlimm genug.
Noch viel schlimmer und unentschuldbar ist aber die Tatsache, dass
kaum jemand aus dem Kreise der religiösen Elite des Judentums es für
nötig erachtete, diesen krankhaften Akt der geistigen
Selbstzerfleischung als solchen hinzustellen und zu verurteilen.
Wie viele ausgebombte Autobusse muss Israel noch in alle Welt
verschicken, bis die Angehörigen der jüdischen Welt endlich merken, dass
sie (wieder einmal) alle im gleichen Boot sitzen?
Jacques Ungar
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