Wortmeldungen 2003

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Das Gefühl, "unter Fremden" im eigenen Lande zu leben,
bestimmt bei den meisten Deutschen die Entscheidung,
Zuwanderung als Zumutung abzulehnen.

3. 1. 2003

Die Welt

Seite 9

Japaner und Finnen haben auch keine Zuwanderung

Zu: "Zumutung Zuwanderung"; WELT vom 24. Dezember

Die Autorin wirbt wohltuend moderat für eine gesteuerte Zuwanderung. Klug und pragmatisch umreißt sie einen Immigrationshorizont, der als diskutabel gelten muss. Wichtiger scheint mir aber, dass die Zumutungen der vergangenen Jahrzehnte mit ihren ständig sich steigernden Nachwirkungen dazu geführt haben, dass Immigration rational und emotional auf absehbare Zeit nicht mehr zu vermitteln ist, entgegen vielfacher, meist impertinenter und ideologischer Belehrungs- und Bekehrungsversuche. Finnland und Japan machen vor, daß es auch ohne Ausländer geht. Es nimmt nicht Wunder, daß niemals eine seriöse Volksabstimmung über Ausländer-Zuzug oder EU-Erweiterung stattfand. Im Gegenteil: Das Zustandekommen des neuen Staatsbürgerschaftsrechts wirkt für den Staatsrechtler Prof. Isensee "wie ein Staatsstreich durch das Parlament".

Das Zuwanderungsgesetz ist gekippt, weil hier mit einer ähnlichen Ignoranz und Arroganz in der Politik gearbeitet wurde. Sie beansprucht anscheinend weiterhin, dem Volk die Meinung von Parteien und Kommissionen nahebringen zu müssen. Demokratie geht andersherum. Dies und die in der Tat hier (!) als Zumutung empfundenen Ausländer, die nicht Deutsche, nicht mal (West-)Europäer werden wollen, dies bestimmt auch den Wunsch der Deutschen, aber auch z.B. der Niederländer, eben nicht zur Minderheit in den eigenen Städten (Frankfurt, Den Haag) zu werden, wie es das Institut für Urbanistik bereits mittelfristig voraussagt.

Da ist vielen eine Absenkung des materiellen Lebensstandards und ein Schrumpfen der Bevölkerung wichtiger als das Halten einer 80-Millionen-Marke, die nie vorgeschrieben war (1946 gab es 65 Millionen Einwohner in Deutschland, 1814 nur 25 Millionen). Vor allem das Gefühl, "unter Fremden" im eigenen Lande zu leben, bestimmt bei den meisten Deutschen die Entscheidung, Zuwanderung als Zumutung abzulehnen. Die natürliche Sehnsucht nach einem weitgehend integren und homogenen Volkskörper, den das Grundgesetz kennt, kann man auch mit rhetorischen Tricks und politischer Selbstherrlichkeit nicht korrumpieren.

Frank Storm, 48147 Münster


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