Politik 2003

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"Die Nazis hatten vor, Europa zu besiegen; die Amerikaner aber wollen die ganze Welt besiegen"

"Die Nationalsozialisten hatten auch ihren Idealismus und glaubten, immer das Richtige zu machen. Der Krieg gegen Hitler hätte nicht stattfinden dürfen."

"Bush ist gefährlicher als Saddam Hussein. ... Ich bedaure, dass wir der Bush-Mafia ausgeliefert sind. ... Ich glaube nicht daran, dass es im Irak Massenvernichtungswaffen gab. Wenn ich Saddam Hussein wäre, dann hätte ich diese Waffen garantiert benutzt. ... Mir ist Amerika zutiefst zuwider. .... Ich kritisiere nichts, was ich nicht mit eigenen Augen gesehen habe. Ich kritisiere das, was die Amerikaner mit der Welt tun. ... Gerhard Schröder müsste nicht darauf warten, dass ihm ein Bush die Hand schüttelt, Bush muss froh sein, dass er Schröder die Hand schütteln darf."

Peter Zadek spricht aus, was das feige Gutmenschentum von Nichtjuden nicht einmal wagt zu denken. Zadek, ein jüdischer Intellektueller und Künstler mit Vorbild-Charkter!

Peter Zadek: "Die Nationalsozia-listen waren idealistisch. Der Krieg gegen Hitler hätte nicht stattfinden dürfen. ...  Wenn ich Saddam Hussein wäre, dann hätte ich Massenvernichtungs-Waffen garantiert benutzt, hätte ich welche gehabt."

Zadek: Wollten die USA etwa nicht die irakischen Ölquellen kontrollieren? ... Der Irak-Krieg ist noch lange nicht zu Ende. Er hat gerade erst begonnen. Für Amerika wird er ein neues Vietnam werden. Ich stimme meinem alten Freund Harold Pinter zu, dessen Antikriegsgedichte "War" Elisabeth Plessen und ich gerade übersetzt haben - erscheinen übrigens demnächst. Pinter sagt, die Amerikaner seien heute mit den Nazis zu vergleichen. Der Unterschied besteht darin, dass die Nazis vorhatten, Europa zu besiegen; die Amerikaner aber wollen die ganze Welt besiegen.

Spiegel: Die Gleichsetzung von Amerikanern und Nazis finden wir aberwitzig. Gestehen Sie den US-Politikern nicht mal zu, dass sie sich, bei aller Machtgier, den Idealen der Freiheit und des Individuums verpflichtet fühlen?

Zadek: Die Nationalsozialisten hatten auch ihren Idealismus und glaubten, immer das Richtige zu machen. ...

Spiegel: Weinen Sie den Terrorherrschern in Afghanistan und im Irak Tränen nach?

Zadek: Krieg erzeugt - wie jede Aggression - irgendwann einen Gegenschlag. Manchmal lässt er auf sich warten, deshalb haben Sie auf die Kürze vielleicht Recht. Wie schön: Saddam Hussein ist weg! Aber der ist natürlich nicht weg, und die Leute, die an ihn glauben, sind auch nicht weg. Es gibt in der ganzen Welt eine große Gegenbewegung zu Amerika, und sie wird zunehmen. Leider gehören wir als Macht des Westens zu den Kräften, die den Zorn gegen Amerika ebenfalls auf sich ziehen. Wir werden immer verhasster.

Spiegel: Halten Sie allen Ernstes George W. Bush für einen gefährlicheren Mann, als Saddam es war?

Zadek: Ja. ... Amerika hat mit dem Irak-Krieg der Welt gezeigt, dass es in Zukunft solche Präventivkriege öfter führen will. Es ist das einzige Land mit genug Massenvernichtungswaffen, um das zu tun; ein Empire, das sich allen Kontakten entzieht. Ich bin nicht groß oder tapfer genug, dagegen anzugehen. Aber ich bedaure sehr, dass wir solch einer Mafia ausgeliefert sind. Einem Herrn Wolfowitz zum Beispiel, der auch noch offen sagt, dass die Argumente, mit denen dieser Krieg begründet wurde, gelogen waren. Ich glaube nicht daran, dass es im Irak Massenvernichtungswaffen gab. Wenn ich Saddam Hussein wäre, dann hätte ich diese Waffen garantiert benutzt. ...

SPIEGEL: Haben Sie in den USA selbst auch nur negative Erfahrungen gemacht?

Zadek: Ich war nie dort. Mir ist Amerika zutiefst zuwider, auch wenn ich natürlich ein paar amerikanische Freunde habe. Ich kritisiere nichts, was ich nicht mit eigenen Augen gesehen habe. Ich kritisiere das, was die Amerikaner mit der Welt tun. ...

SPIEGEL: Heißt das, Sie treten gern an im Kampf altes Europa gegen neues Amerikas

Zadek: Bei diesem Kulturkampf bin ich dabei. Ich war sofort dafür, als Rumsfeld das gesagt hat mit dem alten Europa. Endlich hat es einer ausgesprochen. Schade, dass wir es nicht waren. Denn peinlich ist doch nur der Minderwertigkeitskomplex, den wir Europäer noch immer haben. Gerhard Schröder müsste nicht darauf warten, dass ihm ein Bush die Hand schüttelt, Bush muss froh sein, dass er Schröder die Hand schütteln darf.

SPIEGEL: Man tut Ihnen also kein Unrecht, wenn man Sie einen Anti-Amerikaner nennt?

Zadek: Nein. Ich finde es feige, dass viele Leute heute einen Unterschied machen zwischen dem amerikanischen Volk und der gegenwärtigen amerikanischen Regierung. Die Regierung Bush ist mehr mehr oder weniger demokratisch gewählt worden und sie hatte bei ihrem Feldzug im Irak die Mehrheit der Amerikaner hinter sich. Man darf also durchaus gegen die Amerikaner sein, so wie im Zweiten Weltkrieg der größte Teil der Welt gegen die Deutschen war. In diesem Sinne bin ich Anti-Amerikaner.

SPIEGEL: Halten Sie auch die kriegerische Beteiligung der Amerikaner im Zweiten Weltkrieg gegen Hitler für falsch?

Zadek: Auch dieser Krieg hätte nicht stattfinden dürfen. Krieg produziert im Endeffekt nur Katastrophen. Diese Haltung habe ich vertreten, seit ich 18 war. Das war im Ende des Zweiten Weltkriegs, und ich habe damit nur Feinde gehabt, auch unter meinen jüdischen Freunden, als ich sagte: "Diesen Krieg so wenig wie jeden anderen." Nach den 60 Millionen Toten fühlte ich mich gewissermaßen gerechtfertigt.

Spiegel: Hätten Sie Hitler, seine Mordbanden und KZ-Schergen durch Lichterketten beseitigen wollen? ... Sie leugnen, dass angesichts des Terrors von Hitler und Saddam die Devise gelten muss, dass eine Ende mit Schrecken besser ist als ein Schrecken ohne Ende?

Zadek: Ein wunderbares Klischee! Das würde bedeuten, dass man überhaupt nicht mehr mit Menschen verhandelt. Dann könnte ich Sie hier sofort hinausschmeißen und Ihnen mit der Kaffeekanne über den Kopf schlagen. Das ist Ihre Logik. Sie sitzen hier und sagen lauter Sachen, mit denen ich nicht einverstanden bin, all die abgeleierten, blöden Sachen, die ich tausendmal gelesen habe - muss ich da nicht sofort ein Ende machen?

Der Spiegel, 29/2003, Seite 140 -142

Peter Zadek ist einer der herausragenden Regisseure des deutschsprachigen Theaters. Er wurde 1926 in Berlin als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren; 1933 emigrierte die Familie nach Großbritannien, wo Zadek unter anderem Theaterregie studierte. Seit er 1958 in der Bundesrepublik übergesiedelt ist , hat Zadek mit oft umstrittenen Inszenierungen Furore gemacht.


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