Politik 2003

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Egon Bahr fordert von Schröder den "deutschen Weg"

Bahr: Schröder soll die Kluft zwischen Deutschland und Amerika nicht schließen
Notwendig ist ein Deutschland, das seine Interessen verfolgt und seine Zukunft
nicht von der Vergangenheit behindern läßt

Was Egon Bahr, ehemaliger SPD-Minister unter Willy Brandt, seinen Antideutschen Parteigenossen sowie der politisch kran-ken Liberal-Konservativ-Links-Schickeria an nationaler Zukunftsperspektive zumu-tet, dürfte bei vielen einen seelisch-körperlichen Zusammenbruch auslösen und eine Intensivstation-Behandlung mit der Herz-Lungenmaschine notwendig machen.

Im letzten Teil des Lebens schlägt vielen Antideutschen ihr schlechtes Gewissen und sie versuchen in der letzten Abteilung der irdischen Existenz ihre Missetaten am eigenen Volk mit nationalen Bekenntnissen zu beruhigen. Derartiges erleben wir dieser Tage auch bei Egon Bahr, der mit 81 Jahren sein Buch "Der deutsche Weg, selbstverständlich und normal" auf den Markt bringt.

Alleine der Titel gilt den Berufslinken im Lande als Nazi-Terminologie. Was sie in einen Schockzustand versetzen dürfte ist die Tatsache, daß diese Worte von ihrem ehemaligen linken SPD-Vordenker und Minister und Willy Brandt stammen.

Zwischen den Zeilen liest man in Egon Bahrs Buch eine gewisse Verachtung gegenüber dem Kanzler heraus. Er wirft Schröder indirekt Großmäuligkeit vor, weil er "auf deutschen Marktplätzen den USA sein stolzes Nein zum Irak-Krieg entgegenschleuderte" (1) und mit diesem "emotionalen deutschen NEIN bei den Wählern punktete - latenter Antiamerikanismus inbegriffen." (2)Aber jetzt laufe der deutsche Kanzler dem US-Präsidenten hinterher. Egon Bahr fordert den Kanzler sogar auf, die Kluft zwischen Deutschland und Amerika nicht zu schließen und statt dessen mehr deutsches Selbstbewußtsein zu zeigen: "Egon Bahr fordert ein neues Verhältnis Deutschlands und Europas zu Amerika - und deutlich mehr deutsches Selbstbewusstsein: ‘Amerika besitzt nicht das Monopol, der Westen zu sein.’ Während alle Welt darüber redet, wie das zerrüttete Verhältnis zum großen Bruder in Übersee wieder gekittet werden kann, und der Kanzler in den Startlöchern steht, durch stärkeres Engagement in Afghanistan und ein baldiges Treffen mit George W. Bush wieder alles einzurenken, überrascht Bahr mit der Aufforderung, die Kluft nicht zu schließen: ‘Das ist das falsche Ziel’, sagt er. Diese Kluft sei eine natürliche Entwicklung."(3)

Bahr rechnet mit den falschen Moralaposteln ebenso unnachsichtig ab wie mit dem Kanzler. Er verlangt, daß endlich reale Machtpolitik betrieben werde, die den deutschen Interessen diene, anstatt sich in einer billigen Moral-Attitüde zu ergehen: "Bahr leitet seinen deutschen Weg nicht aus der üblichen moralisch-ethischen, der historischen und kulturell-mentalen Prägung ab: Für ihn geht es schlicht um machtstrategische Fragen im Verhältnis zu den Vereinigten Staaten. Solche Machtfragen seien in Deutschland ‘unterbelichtet’, während sie in den USA ‘einen entscheidenden Kern amerikanischer Politik darstellen’." (4)

Wie weiland Adolf Hitler, gebraucht auch Egon Bahr nunmehr die Begriffe "Würde" und "Stolz" als Maßstab einer den deutschen Interessen dienenden Politik, mit der den Weltherrschaftsbestrebungen Amerikas entgegengetreten werden müsse. "'Würde' und 'Stolz' hätten im Widerstand gegen Amerika sogar Vorrang vor der Vernunft. Das Streben nach einer multipolaren Weltordnung als Reaktion auf die unipolare Haltung Amerikas sei eine Frage der Würde - und des Stolzes. ‘Sie rangiert noch vor allen Zielen, die Vernunft und Interesse gebieten’." (5) Deutlicher hätte es Hitler auch nicht sagen können.

Bei der Kombination der Begriffe vom "deutschen Weg", "Würde", "Stolz", "Interessen und Machtpolitik" dürfte manchem Genossen das Blut in den Adern gefrieren. Für die Antideutschen kommt es jedoch noch dicker. Bahr warnt davor, weiter in die seelische Armseligkeit und in die kranke politische Psyche abzugleiten. Nur eine nationale Einstellung könne zur politischen Gesundung im Sinne des Normalen führen: "Bahr fordert ‘deutsche Normalität’. Sie sei notwendig im Sinne geistiger und politischer Gesundheit, er fordert, ‘ein ähnlich normales Verhältnis zur Nation zu entwickeln’ wie andere Europäer." (6)

Gesund sei eine deutsche Politik dann, so Bahr, sobald sie den blinden Gehorsam gegenüber Amerika abgelegt hätten: "Der Kern deutscher Normalität in Bahrs Verständnis ist das von ihm geforderte Ende des ‘Axioms*, auch in Zukunft zuverlässig Amerika zu folgen’." (7)

Wenn Bahr von "US-Willigen" spricht, dann stellt man sich im Kontext seiner Argumentation unwillkürlich "Untertanen" vor. Und wenn er von den "UN-Willigen" redet, dann weiß der Leser, er fordert den Widerstand gegenüber Amerika ein: "Er spricht von ‘US-Willigen’ und ‘UN-Willigen’, wobei er den zweiten Begriff dann doch polemisierend als ein Wort ausspricht, als ‘Unwillige’. Bahr: ‘Die Position: Wer nicht für mich ist, ist gegen mich, verlangt die Weigerung, sich dieser Behauptung zu unterwerfen’." (8)

Dann macht Bahr unmißverständlich klar, daß die Politik des deutschen Untertanentums einen deutschen "Sonderweg" darstelle und nicht der "deutsche Weg", getragen von "Würde" und "Stolz". Die Politik des "deutschen Weges" sei normal und werde in diesem Sinne von allen anderen Staaten schon immer praktiziert: "Bahr fürchtet keinen deutschen ‘Sonderweg’, weil er denkt, alle anderen gingen einen solchen bereits: ‘Die Welt der Völker besteht aus Singularitäten’." (9)

Notwendig ist ein Deutschland, das seine Interessen verfolgt und seine Zukunft nicht von der Vergangenheit behindern läßt

Den ewigen Anklägern des deutschen Volkes und den Schuldheinis schreibt er unmißverständlich ins Stammbuch, daß der deutsche Weg in "Würde" und "Stolz", der deutsche Interessen verfolge, nur beschritten werden könne, wenn die Behinderungen durch Schuldgeheuchel und Vergangenheitsbeschwörungen aus dem Weg geräumt seien: "Dieser Weg verlangt nun ein Deutschland im Dienste Europas, das seine Interessen verfolgt und seine Zukunft nicht von der Vergangenheit behindern lässt. Die europäische Zukunft ist wichtiger als die deutsche Vergangenheit." (10)

Alle Auschwitz-Fanatiker sowie Profi-Holocaust-Betroffenen dürften die Hilfe einer Herz-Lungenmaschine in Anspruch nehmen müssen, nachdem sie von Egon Bahr das Postulat vernommen haben: "Die europäische Zukunft ist wichtiger als die deutsche Vergangenheit." (11)

* Axiom = keines Beweises bedürfender Grundsatz

1-11 Spiegel online, 12.9.2003

Egon Bahr: "Der deutsche Weg. Selbstverständlich und normal". Blessing Verlag, München; 160 Seiten; 12 Euro


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