Jüdische Studien 2003

site search by freefind Detailsuche

USrael (Israel und USA) spionieren die
"Freunde" aus wie im Kalten Krieg

Der Spiegel 13/24.3.2002, Seite 160;162

SPIONAGE

"Sauerei der Sonderklasse"

Ein Abhörskandal im Brüsseler EU-Viertel zeigt: Ausländische Geheimdienste nehmen europäische Spitzenpolitiker ins Visier - womöglich auch in Berlin ...

Und gleich bei sechs Nationen - in den Delegationszimmern von Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Spanien, Italien und Österreich - wurden hochmoderne Wanzen gefunden. Überall saßen die Lauschgeräte gut versteckt in den Zwischendecken. ...

EU-Ministerratsgebäude, alles von USrael verwanzt. Wie im Kalten Krieg.

Höchstens fünf oder sechs Staaten hätten das Know-how für eine solche Operation, glauben deutsche Sicherheitsexperten. Weil der Lauschangriff nach Überzeugung europäischer Geheimdienstler vor allem dem Wirtschaftsriesen Europa galt, zählen jene Nicht-Europäer zu den Hauptverdächtigen, die bekanntermaßen Wirtschaftsspionage betreiben: die USA und Israel.

Dass der Spionageskandal von Brüssel das Werk von Profis war, steht fest: Die sichergestellten Geräte gehören zum Modernsten, was Nachrichtendienste weltweit nutzen können - sie sind auch nur von Top-Leuten zu installieren und zu warten.

Entdeckt worden war das Equipment per Zufall: Am 28. Februar streikte plötzlich das Telefon in einem Sitzungszimmer. Der hauseigene Sicherheitsdienst bemerkte bei der Suche nach dem Fehler allerhand Gerätschaften in der Zwischendecke, die dort nicht hingehören. Überall verliefen seltsame Leitungen. Wie Parasiten klemmten dosenartige Geräte auf den Kabeln. Und während auf der übrigen Verkabelung der Staub der Jahre lag, glänzten einige Teile, als seien sie gerade erst poliert worden - tatsächlich wurden sie wohl kürzlich erneuert. ...

Was die BSI-Fahnder in den Zwischendecken des EU-Ministerratsgebäudes fanden, erinnerte an die finstersten Zeiten des Kalten Krieges. "Das Gebäude", sagt ein deutscher Sicherheitsexperte, "war verdrahtet wie ein Flipperautomat." Sender, stark genug, um die Lauschergebnisse weiter zu funken, klemmten neben den Horchapparaten. Vermutlich wurden die ersten Wanzen schon 1995 montiert, beim Neubau des Gebäudes. Andere Teile sind eindeutig jüngeren Datums. Die Typenschilder waren säuberlich ausgekratzt worden. ...

Doch die Angelegenheit ist brisant, denn die Spione könnten die EU schon viel gekostet haben: Amerikaner etwa haben, auch zu Friedenszeiten, allerhöchstes Interesse an Informationen über die EU-Haltung vor einer Welthandelsrunde. Und die Israelis interessieren sich für Unveröffentlichtes über geplante Zölle.

Schon einmal war Israel in üblen Verdacht geraten: Kurz nach Einzug in das Haus stellten Beobachter fest, dass Artikel in amerikanischen und israelischen Zeitungen seltsam gut zu den Debatten de EU-Botschafter vom selben Tag passten. Geheimdienstler mussten feststellen, dass die Raummikrofonanlage im Bau durch eine israelische Sicherheitsfirma installiert worden war. Eine der Wartungsfirmen de Gebäudes soll auch jetzt enge Verbindungen nach Israel haben.

Der israelische Geheimdienst Mossad ist berüchtigt für derart unhöfliche Attacken. ...

In Berlin war man deshalb über die "Sauerei der Sonderklasse", wie ein hoher deutscher Beamter den Brüsseler Fund nennt, nicht sonderlich überrascht. In der Regierung grassiert schon lange die Sorge, dass ausländische Nachrichtendienste hochrangige Beamte und Minister gezielt ausspionieren könnten. Neben den Israelis spreche sehr viel für die Amerikaner, mutmaßen deutsche Geheime. ...