Jüdische Studien 2003

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Israels Zeit läuft ab

Am 6. und 7. Dezember 2003 fand in Berlin der 5. Europäisch-Israelischen Dialog, organisiert vom Axel-Springer-Verlag, statt. Es "diskutieren Politiker und Sicherheitsexperten offen über die islamistische Gefahr, eine neue Form des Totalitarismus."

 

Daß Israel als Staat keine Zukunft mehr hat, konnte man Fischers harschen Worten (trotz der Lip-penbekenntnisse vom Schutz- und Trutzbündnis der EU) gegenüber der versammelte israelischen Elite entnehmen. Der deutsche Außen-minister pöbelte die versammelten Juden geradezu an.

Interessant dabei ist, daß der deutsche Außenminister im Namen der EU eine militärische Verteidigungsgarantie für Israel abgab. Es kam ein deutscher Größenwahn zum Vorschein, wie er bislang noch nicht offen zutage getreten war als Fischer erklärte, "die EU stehe fest zu Israel. Sollte das Land bedroht werden, würde Europa es verteidigen. Im Namen der EU gibt Fischer Israel eine Sicherheitsgarantie - auch das wurde so klar nie zuvor geäußert." (1) Wie müssen sich die moslemischen Mitbürger in Deutschland ob solch eines Faustschlags ins Gesicht der Opfer fühlen?

Die CDU-Chefin Angela Merkel wollte Fischer in nichts nachstehen und sang Lobeshymne über Lobeshymne auf Amerikas Kriegsverbrechen im Irak: "Die CDU-Vorsitzende lobte wortreich den Einsatz der amerikanischen Truppen im Irak. Die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten hätten einen ruchlosen Diktator entmachtet und dem Reigen von 17 wirkungslos gebliebenen Irak-Resolutionen entschlossen ein Ende bereitet." (2)

Frau Merkel läßt wirklich keine Gelegenheit aus, in jeden Fettnapf zu treten und jeden Ansatz von Abneigung ihr gegenüber noch zu verstärken. Sie verwies tatsächlich auf "17 wirkungslos gebliebene Irak-Resolutionen" (tatsächlich wurden diese Resolutionen von Amerika gebrochen), während Israel über die 69 UN-Resolutionen bis heute nur schallend lacht und gemäß ihrem Parteifreund Norbert Blüm einen "Vernichtungskrieg" gegen die Palästinenser führt. Die hinderte Frau Merkel nicht daran, die gemäß internationalem Recht als Kriegsverbrechen eingestuften Handlungen der USA und Israels öffentlich zu loben. Frau Merkel klatsche sogar, als einige Redner zynisch voraussagten, daß "Deutschland bald die Gelegenheit haben wird, sich neuen internationalen Herausforderungen zu stellen. ... Auseinandersetzungen mit Schurkenstaaten wie Syrien und dem Iran." (3)

Doch die Veranstaltung war geprägt von großem Unwohlsein aller Teilnehmer. Frau Merkel spürte dies aufgrund ihrer begrenzten Wahrnehmungsmöglichkeiten zwar nicht, aber der deutsche Außenminister war sich um die wirkliche Sachlage sehr wohl bewußt. Außenminister Fischer weiß, daß Israel als Staat verschwinden wird, auch wenn es den Terror gegen die Palästinenser noch verstärkt. Die Auflösung des Judenstaates wird schon alleine wegen der palästinensischen Geburtenrate kommen. Fischer: "Wir brauchen eine schnelle Antwort - sonst wird die demographische Entwicklung zu Lasten Israels ausfallen." (4)

Bernard Lewis, der Nestor der angelsächsischen Islamwissenschaften, beschuldigte europäische Staaten allgemein, um nicht Deutschland beim Namen nennen zu müssen, mit ihrer Multikulti-Politik eine Art NS-Politik mit anderen Methoden zu betreiben: "Lewis sieht einige der europäischen Staaten in der Tradition des Dritten Reiches. ... Wie in jenen Zeiten 'lassen sich manche europäischen Regierungen heute von den Arabern im Kampf gegen die Juden und die USA vereinnahmen'." (5)

Diese Meinung teilte auch der israelische Justizminister Tommy Lapid. Lapid sagte: "Der globale Antisemitismus stellt die dritte Gefahr dar (nach dem iranischen Atomprogramm und islamischen Terror)." (6) Lapid machte deutlich, daß die Juden nicht durch das Phantom Rechtsextremismus gefährdet sind, sondern durch den Antisemitismus der neuen Linken und der Moslems: "Der globale Antisemitismus hat viele Wurzeln. ... Den Antisemitismus der neuen Linken, die Israel als eine weiße Kolonie in der Dritten Welt ansieht, und den muslimischen Antisemitismus." (7) Lapid ging noch weiter, er verglich die Multikultur-Politik der Linken bzw. des BRD-Systems mit der Judenpolitik Adolf Hitlers: "Bevor unter Hitler die Juden vernichtet wurden, hat man die Deutschen vorbereitet durch eine schrittweise Aberkennung der Menschenrechte. Heute versucht man systematisch, Israel das Recht auf seine Existenz abzusprechen." (8)

Die moslemischen Massen in Deutschland werden ideologisch aus den Medien der arabischen Länder gespeist. Sie sehen über Satellit alle Fernsehsendungen, die auch die Massen in der gesamten moslemischen Welt sehen. Die Gefühle, die sie dabei entwickeln, sind also dieselben, die auch in den Herkunftsländern vorherrschen. Und da haben alle eine klare Ausrichtung. Lapid sagte dazu: "Gegen das Propagandamaterial, das über arabische Sender ausgestrahlt wird, waren die Nazis Waisenkinder." (9)

Daß Israel als Staat keine Zukunft mehr hat, konnte man Fischers harschen Worten (trotz der Lippenbekenntnisse vom Schutz- und Trutzbündnis der EU) gegenüber der versammelte israelischen Elite entnehmen. Der deutsche Außenminister pöbelte die versammelten Juden geradezu an, ob sie nicht wüßten, daß die Palästinenser sich niemals mit dem Raub des Westjordan-Landes zufriedengeben würden?: "Fischer warnte die anwesenden israelischen Regierungsmitglieder - darunter Israels Justizminister Tomy Lapid - davor, die Zwei-Staaten-Lösung fallen zu lassen. ... Niemals würden sich die Palästinenser mit 'einigen 40 Prozent' des Westjordanlandes abfinden. So wie es manche Mitglieder der israelischen Regierung mit dem Bau des Zaunes offenbar hofften. ... Niemals zuvor geißelte Fischer diesen Wall gegen Terroristen deutlicher als am Wochenende in Berlin. Der 'Totengräber' einer Übereinkunft könne der Zaun werden. ... 'Ich empfehle mit Nachdruck ein Moratorium einzulegen oder den Verlauf des Zaunes zu ändern ... Wenn Arafat kein Gesprächspartner mehr für Israel ist, wieso hat Israel dann nicht mehr unternommen, um Abbas zu unterstützen? Wieder wurde eine Chance vertan'." (10)

So spricht kein Untertan zu Vertretern eines ewig währenden Erez-Israel. So spricht jemand, der weiß, daß die Mächtigen der jüdischen Organisationen längst mit ihm und Schröder vereinbart haben, den Judenstaat nach Deutschland zu verlegen und daß die israelischen Potentaten dann nichts mehr zu melden hätten. Die Denkfähigen wissen, das Experiment Erez-Israel ist gescheitert, der Judenstaat kann nicht mehr gehalten werden. Der Exodus nimmt täglich zu und Amerika und Deutschland ist Geld und Rechtfertigung ausgegangen, dieses Gebilde mit seinem Terror gegen eine geschundenes und gemordetes Volk am Leben zu erhalten.

Die Judenführungen laufen höchste Gefahr, daß ihnen wegen Israel, dem "Schaufenster des Weltverbrechens", wie die Linken in Frankreich zusammen mit den Moslems skandieren, alles aus dem Ruder läuft. Früher waren sie die bemitleidenswerten Opfer, immer "unschuldig verfolgt" und dadurch stets obenauf. Heute, wegen Israel, werden die Juden überall in der Welt als Täter wahrgenommen und dafür gehaßt. Kann es für das jüdische Programm denn noch schlimmer kommen, wenn die Israelis mittlerweile als die Nazis der Jetztzeit gelten? Durch das Bewußtsein innerhalb der europäischen Bevölkerungen und der moslemischen Massen, die Juden seien die "Nazis der Jetztzeit", wird den jüdischen Machtzentren letztendlich die Macht in der Diaspora aus den Händen geschlagen werden. "Der "klassische" Antisemitismus, wenn man so sagen kann, bildet ein mehr oder weniger abgeschlossenes Kapitel. Heute . . . stehen wir einer neuen Dimension von Feindseligkeit gegenüber . . . Es ist das erste Mal, dass die Antipathie gegenüber den Juden nicht mehr einfach durch die inneren Prozesse desjenigen erklärt werden kann, der das ganze Elend seines Daseins auf ein Phantom projiziert. Heute, und zum ersten Mal, ist der Antisemitismus . . . kein Antisemitismus ohne Juden. Die Inkarnation der Figur des 'realen Juden' - als Gegensatz zur wehr- und heimatlosen Projektions- und Phantomfigur von vor 1948 - sei der Israeli," liest man in der NZZ (11)

In dem Beitrag wird darauf verwiesen, daß der das Judentum in Bedrängnis bringende Antisemitismus heute vom gesamten Spektrum der Bevölkerungen, vor allem von den in Europa zu Hauf siedelnden Moslems getragen werde: "Im Gegensatz zum 'klassischen' Antisemitismus sei die 'Judéophobie' intellektualisiert und werde getragen von dem 'radikalen Islamismus', dem 'radikalen Antiamerikanismus', aber auch von einer 'humanitären neuchristlichen Bewegung, die das Erbe der 'revolutionären und antiimperialistischen Solidarität mit der Dritten Welt'  angetreten habe. ... Der linke Antisemitismus sei durchaus real, nur werde die Linke als Ganzes nicht angegriffen." (12)

Die Politik Israels hat dem Judentum den Heiligenschein geraubt. Mit dem Verbrechen der Staatsgründung bis zu den Verbrechen von heute, den nicht überlebensfähigen Staat mit Terror retten zu wollen, hat sich das Judentum in den Augen der Europäer, insbesondere der Linken und der Moslems, in "Nazis der Jetztzeit" verwandelt: "Die Schuld ist das Zurweltbringen Israels durch das Feuer und den Exodus von Hunderttausenden von Palästinensern," (13) liest man in der NZZ. Dafür, so die NZZ, "wird von Israel demnach die gleiche Anstrengung gefordert wie von allen Starken: es wie die Deutschen zu machen und sich durch das Bekenntnis seiner Schuld zu entnazifizieren. ... Nicht nur wendet sich der Zwang zur Busse gegen Israel, dieses muss sich auch für ein Verbrechen verantworten, das noch viel radikaler ist als alle Verbrechen, die vom Europa der Erinnerungspflicht devoir de mémoire mit Emphase abgebüsst werden ... Die Anklage scheint absurd und in ihrer Rhetorik delirant, ist in Frankreich aber gerade aus linken, vorgeblich antirassistischen und globalisierungskritischen Kreisen zu hören: der Israeli als Nazi der Jetztzeit." (14)

1-10: Die Welt, 8.12.2003, Seite 3
11-14: Neue Zürcher Zeitung, 8.12.2003