Holocaust-Industrie 2003

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"Der Holocaust ist eine ideologische Keule, mit der
Deutschland in Schach gehalten wird."

"Anfang der neunziger Jahre entdeckten diese Organisationen eine Möglichkeit, europäische Regierungen abzuzocken, und jetzt laufen sie Amok. Sie betreiben Erpressung, und sie sollten als Kriminelle angeklagt und vor Gericht gestellt werden."

Dienstag, 6. Februar 2001

FEUILLETON

DIE WELT Seite 29

Ein Mann sieht rot

Prof. Norman Finkelstein zur
6-Millionen-Religon:

Finkelstein

"Nicht nur, daß die '6 Millionen'-Zahl immer unhaltbarer wird, vielmehr nähern sich die Zahlen der Holocaust-Industrie mit rasender Geschwindigkeit jenen der Holocaust-Leugner." ...

"Tatsächlich, auf dem Gebiet der Holocaust-Studien sprießt der Blödsinn geradezu, wenn nicht gar glatter Betrug." ...

»Rabbi Arthur Hertzberg verwünschte beide Seiten und höhnte: "Es geht nicht um Gerechtigkeit, es ist vielmehr ein Kampf ums Geld."« ...

"In den letzten Jahren hat sich die Holocaust-Industrie zu einem aus-gesprochenen erpresserischen Be-trugsgeschäft gemausert." ...

»Was sich zum Mantra des Holocaust-Entschädigungs-Schwindel entwickelte, stellt "den größten Raubzug in der Menschheitsge-schichte dar."« ...

»"Wenn jeder, der behauptet, ein Überlebender zu sein, tatsächlich einer ist," sagte meine Mutter immer, "wen hat Hitler dann umgebracht?"«

(Norman Finkelstein, The Holocaust Industry, Verso, London 2000, Seiten,  127, 55,  87, 89, 94, 81)

Norman Finkelstein über "Holocaust-Industrie" und Gedächtniskultur in Deutschland und Amerika

Der amerikanische Politologe Norman Finkelstein ist in Deutschland unterwegs, um sein umstrittenes Buch "Die Holocaust­Industrie" (Literarische WELT v. 3. 2. 2001) vorzustellen. Bei dem schmalen Band handelt es sich um eine Polemik gegen jüdische Organisationen, die nach Finkelsteins Ansicht mit gefälschten Daten und moralischem Druck europäische Regierungen zu überzogenen Wiedergutmachungszahlen er-pressen. Am Vorabend seiner "European Book Tour" sprach Alan Posener mit Norman Finkelstein.

DIE WELT: Wie fühlen Sie sich vor Ihrer Deutschlandreise?

Norman Finkelstein: Ängstlich. Für mich persönlich ist das ein wichtiger Schritt. Ich möchte alles richtig machen, aber man kann den Ereignissen keine Vorschriften machen. Ich muss mich also auf meine Intelligenz und meinen politischen Instinkt verlassen.

DIE WELT: Sie bezeichnen den Holocaust als Ideologie.

Finkelstein: Genauer: als ideologisches Konstrukt, das ursprünglich den Interessen der jüdischen Elite in Amerika diente und jetzt zu einem Instrument der Bereicherung verkommen ist, zum Wiedergutmachungsschwindel.

DIE WELT: Beziehen Sie auch deutsche Organisationen in Ihre Kritik ein?

Finkelstein: Zu deutschen Organisationen habe ich keine Kontakte. Ich beschäftige mich mit dem Hauptfirmensitz der Holocaust-Industrie, also den USA, mit dem World Jewish Congress (WJC) oder der Jewish Claims Conference (JCC). Ich habe Saul Kagan von der JCC aufgefordert, mich zu verklagen; ich habe Edgar Bronffman vom WJC aufgefordert, mich zu verklagen. Sie tun es nicht. Ihre Stärke kann man aber daran ermessen, dass es in den USA so gut wie keine Debatte über mein Buch gibt. Aber laut Amazon.com ist es in Südamerika Nr. 1, in Mittelamerika Nr. 4, in Österreich Nr. 1, in der Schweiz Nr. 3 und in Jordanien Nr. 5 auf den Bestsellerlisten und wird gerade in elf Sprachen übersetzt.

DIE WELT: Nun muss der Erfolg gerade in Ländern wie Jordanien oder Österreich nicht unbedingt für Ihr Buch sprechen.

Finkelstein: Ich behaupte nicht, dass die Kommentare überall positiv waren. Gerade in Deutschland und - bis vor kurzem - in Großbritannien war die Presse sehr kritisch. Aber in den USA gab es gar keine Bereitschaft, meine Thesen zu diskutieren. Das Buch wurde einfach ausgeblendet.

DIE WELT: Es mutet etwas merkwürdig an, in Deutschland die "Holocaust­Industrie" anzugreifen, während große Teile der deutschen Industrie bis heute nicht bereit sind, in den Fonds zur Entschädigung der NS­Zwangsarbeiter einzuzahlen.

Finkelstein: Ich bin nachdrücklich für die Entschädigung. Alles andere wäre absurd. Ich bin froh, dass mein Vater bis zum Ende seines Lebens eine halbwegs großzügige Rente von der deutschen Regierung erhielt. Aber ich bin ebenso emphatisch gegen jede Abmachung mit den selbst ernannten Vertretern der Juden. Denn erstens sind die von Organisationen wie der JCC vorgelegten Zahlen von Überlebenden gefälscht, und zweitens wird die JCC nicht das Geld an die Opfer verteilen, sondern selbst behalten. Das ist ein zweifacher Betrug. Anfang der neunziger Jahre entdeckten diese Organisationen eine Möglichkeit, europäische Regierungen abzuzocken, und jetzt laufen sie Amok. Sie betreiben Erpressung, und sie sollten als Kriminelle angeklagt und vor Gericht gestellt werden.

DIE WELT: Noch einmal: Der Angriff auf die "Holocaust­Industrie" hat in Deutschland einen anderen Klang als anderswo.

Finkelstein: Wichtig ist die freie, uneingeschränkte Diskussion. Es darf keine Tabus geben. Ich bin kein Experte für deutsche Verhältnisse. Aber der Wunsch nach politischer Korrektheit hat auch hier die Rezeption meines Buches bestimmt. Ich sympathisiere mit den guten Absichten der Deutschen, aber gute Absichten haben schlechte Folgen. Bestimmte Individuen und Organisationen haben den guten Willen der Deutschen für ihre eigenen üblen Zwecke ausgebeutet. Was zum Beispiel Karl Brozik, Chef der JCC in Deutschland, über die Anzahl der Holocaust-Überlebenden sagt, grenzt an Holocaust-Leugnung.

DIE WELT: Sie sind auch als Kritiker der amerikanischen Gedächtniskultur hervorgetreten, die Sie als Teil des ideologischen Konstrukts Holocaust betrachten. Wie stehen Sie zum Projekt des Mahnmals in Berlin?

Finkelstein: Ich habe gemischte Gefühle. Eigentlich stehe ich nicht auf Architektur im stalinistischen Stil. Wir brauchen keine Monumentalbauten, so wie wir im Film keine Spielberg-Extravaganzen brauchen. Je größer der Bau, desto kleiner die Bedeutung. Da stimme ich dem ehemaligen Kulturstaatsminister Michael Naumann zu, der vor einigen Jahren gesagt hat, es wäre der Erinnerung dienlicher, die KZs zu erhalten. Inzwischen hat er wohl seine Meinung geändert. In Japan erinnert man an den Abwurf der Atombombe über Hiroshimna, indem man Tauben aufsteigen und Laternen den Fluss hinabtreiben lässt. Das finde ich sehr geschmackvoll. Aber wie auch immer: Amerikaner haben kein Recht, den Deutschen zu diktieren, wie sie an die Verbrechen erinnern sollen, die von einer deutschen Regierung begangen wurden. Niemand hat das Recht, den Deutschen hier Vorschriften zu machen. Sollen doch die Amerikaner daran erinnern, was den Indianern und Schwarzen angetan wurde. Sollen doch die Briten daran erinnern, was sie in Indien getan haben. Die Franzosen, was sie in Algerien getan haben. Der Holocaust ist eine ideologische Keule, mit der Deutschland in Schach gehalten wird. Eine billige Möglichkeit für uns, der moralischen Verantwortung für unsere Verbrechen auszuweichen. Und was Wiedergutmachung angeht, sollten wir anfangen, den Indianern zu zahlen, den Schwarzen, den Südamerikanern, den Vietnamesen ...

DIE WELT: Moment. Glauben Sie wirklich, dass sich Deutschland diktieren lässt, wie es das Gedenken zu gestalten hat?

Finkelstein: Die Deutschen reagieren sensibel auf Kritik aus den USA. Die wichtigsten amerikanischen Zeitungen haben über die Debatten zum Mahnmal und zum jüdischen Museum berichtet und haben damit diese Debatten mitbestimmt. Aber wenn Deutschland wirklich dem amerikanischen Vorbild nacheifern will, müsste es im Zentrum Berlins ein Museum für die Indianer errichten, so wie die USA in Washington ein Holocaust-Museum errichtet haben.

Zur Person:

Norman Finkelstein wurde 1953 als Sohn zweier Holocaust-Überlebender in Brooklyn, New York City, geboren, wo er heute noch lebt. Finkelstein, der am Hunter College Politikwissenschaft unterrichtet, ist der amerikanischen Linken um Noam Chomsky zuzurechnen und gehört zu den entschiedensten Kritikern Israels und des Zionismus. Einem breiteren Publikum wurde er im Jahr 1998 durch eine Polemik gegen Daniel Jonah Goldhagen und sein Buch "Hitlers willige Vollstrecker" bekannt. apo