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"Ein Wahnsinnger mit Massenvernichtungswaffen
in seinem Besitz bringt die ganze Welt in Gefahr"

ARD

MONITOR Nr. 496, gesendet

21.11.2002

"Es gibt einen Wahnsinnigen, der Massenvernich-tungswaffen besitzt und sich gerade anschickt, einen Krieg vom Zaun zu brechen, der die ganze Welt in Gefahr bringt. Stoppt ihn - [stoppt George W. Bush]"< (Übersetzung der Titelseite der englischen Tageszeitung "Mirror" vom 20.12.2002) Die "Mirror"-Titelseite war nicht Teil der Monitor-Sendung.

Irak-Öl:
Deshalb droht Krieg

Null Toleranz bei den Waffeninspektionen - so drängt Präsident Bush und droht mit einer ‘heißen Abrüstung’, wenn Saddam Hussein nicht alle Auflagen buchstabengetreu erfüllt. Bush hat, wie heute in Prag beim Nato-Gipfel bekannt wurde, die Bundesrepublik um Unterstützung in der Irak-Frage, Großbritan-nien sogar offiziell zur Bereitstellung von Truppen gebeten.

Countdown zum Irak-Krieg. Ein Diktator soll weg, Demokratie soll her. So immer wieder die hehre Begründung für einen Waffengang. Es gibt aber auch andere Motive. Und sie sind nicht hehr, sondern knallhart. Und über die ist zu wenig bekannt.

Hinter verschlossenen Türen ist das Gescha-cher um die Neuaufteilung des irakischen Öls in vollem Gange. Wenn es zum Regimewechsel in Bagdad kommt, dann könnten die USA den Ölmarkt kontrollieren - den zweitgrößten im Nahen Osten.

Die USA allein verbrauchen täglich 20 Millionen Barrel Öl - mehr als ein Viertel der weitweit geförderten Ölmenge. Tag für Tag. Nacht für Nacht. Und der Ölhunger wird steigen. 2020 werden die Amerikaner über 25 Millionen Barrel pro Tag verbrauchen.

Die Debatten im UN-Sicherheitsrat, das Hin und Her um eine Irak-Resolution - sie lenken vom wahren Kriegsziel ab. Und das heißt: Kontrolle des Öls im Nahen Osten.

Spurensuche: Wir finden ein hochbrisantes, internes Dokument der US-Armee vom März 2001. Also erstellt 6 Monate vor dem 11. September. Szenario eines Irak-Krieges. Mit genauem Aufmarsch- und Angriffsplan.

Unter dem Stichwort "regionale Interessen der USA" heißt es an erster Stelle - ungeschminkt: "gesicherter Zugang zum Öl am Golf". ...

Fred Mutalibov ist Börsenanalyst und einer der bekanntesten Ölmarkt-Experten der USA. Er redet Klartext.

Fred Mutalibov, SWS Securities: "Es geht um Ölinteressen. Zurzeit ist der Irak für die amerikanische Öl- und Gasindustrie verschlossen. Mit einem Regimewechsel kommt aber die Aufhebung der Sanktionen - und US-Firmen werden wieder in den Irak zurückkehren können. Ich rede nicht nur von der Öl- und Gasindustrie, sondern auch von der Ausrüstungsindustrie, also Technik, Anlagen, Service. Das Interesse am Wiederaufbau der irakischen Ölfelder ist groß, es geht ja um eine riesige Industrie." ...

Es geht um die zweitgrößten Ölvorräte in Nahost. Krieg und Regimewechsel werden entscheiden, wer wie viel am Zukunftsmarkt Irak verdient. Amerikaner konkurrieren gegen Russen und Franzosen. ...

Wettrennen der Ölgiganten - die amerikanischen Konzerne wollen vom irakischen Öl profitieren. Und sie wissen: in ihrer Regierung haben sie mächtige Freunde.

Der Präsident selbst hat mit Öl Geld verdient. Sein Vizepräsident Dick Cheney war Aufsichtsratsvorsitzender des Ölausrüsters Halliburton, dessen Tochterfirmen noch bis Sommer 2000 mit dem Irak Geschäfte machten. Und Condoleezza Rice, die Nationale Sicherheitsberaterin, war früher Mitglied im Aufsichtsrat des mächtigen Ölkonzerns Chevron.

Die Regierung Bush, ein Kabinett der Ölinteressen? Edward Morse, Berater der US-Ölindustrie, sieht klare Prioritäten in der Bush-Administration.

Edward Morse, Hess Energy Trading: "Ganz gewiss, es gibt in dieser Regierung mehr führende Persönlichkeiten aus der Öl- und Gasbranche als je zuvor in einem amerikanischen Kabinett. Das beginnt beim Präsidenten, geht weiter zum Vize, der einem der wichtigsten Ausrüstungskonzerne vorstand. Das alles heißt: sie kennen die Industrie, sie haben Freunde in der Industrie."

Ölverladeanlagen im türkischen Ceyhan, Endpunkt einer gigantischen Pipeline aus dem Irak, der Hauptexportroute der Zukunft. Noch fließt hier wenig Öl. Doch das wird sich ändern. Nach einem Krieg, geführt im Namen von Demokratie und Sicherheit, dessen wahre Antriebskräfte knallharte Interessen von US-Konzernen sind. (Ende MONITOR)

Saddam Hussein, Passagen aus einem Interview:

Auf diese Weise gerät das arabische Öl unter amerikanische Kontrolle. Dies alles dient israelischen Interessen.

"Anders als die Regierungen kennen die Völker die Wahrheit und verstehen eher, worum es geht. Die Politiker sind geblendet von den zionistischen Verschwörungen, die von den Medien ausgebrütet werden. ...

Die USA wollen eine Hegemonie über die arabische Welt errichten. Als Auftakt wollen sie den Irak beherrschen. Wenn sie Bagdad unter militärischer Kontrolle haben, werden sie gegen Damaskus und Teheran losschlagen. Sie werden diese Länder zerstückeln und dann auch Saudi-Arabien ernste Schwierigkeiten bereiten. Sie werden versuchen, kleine staatliche Einheiten zu schaffen, die von amerikanischen Marionetten regiert werden. Kein Land wird dann noch größer und stärker sein als Israel. Auf diese Weise gerät das arabische Öl unter amerikanische Kontrolle. Dies alles dient israelischen Interessen. Das Ziel besteht darin, Israel zur regionalen Großmacht werden zu lassen. Das Problem des Irak besteht darin, dass er sich diesen Verschwörungen widersetzt. Und die anderen verstehen nicht, dass wir es sind, die sie verteidigen. ...

Sie wollen einen Irak, der das Zionistengebilde (Israel; d. Red.) und seine Herrschaft über Palästina anerkennt. Außerdem wollen sie einen Irak, der frei ist von panarabischem Denken, einen Irak, der sich mit einer Zerstörung der Arabischen Liga einverstanden erklärt. Und schließlich wollen sie einen unarabischen Irak, der in verschiedene Staaten aufgeteilt ist."

Quelle: Die Welt - 9.11.2002, Seite 3


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