Zeitgeschichte 2016

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Erstveröffentlichung dieses Artikels: 01/01/2016 - Quelle: NJ-Autoren

Deutsches Heldentum, deutscher Edelmut

Am Beispiel des Korvettenkapitäns Karl-August Nerger

Kapitän Karl August Nerger

Korvettenkapitän Karl August Nerger

Die "SMS Wolf", 1913 gebaut, war ein umgebauter Frachter, der als "Wachtfels" in Dienst gestellt, wurde. Die "Wolf" wurde mit sechs Geschützen, vier Torpedorohren und einigen hundert Minen zu einem höchst erfolgreichen Kaperschiff. Ab 1916 hatte Kapitän Karl-August Nerger das Kommando über das Schiff übernommen.

Die "SMS" Wolf war ein Winzling im Vergleich zu Großlinienschiffen: gerade einmal 135 lang, 17 Meter breit, mit einer Geschwindigkeit von 10,5 Knoten und einer Verdrängung von 11.200 Tonnen (ein Großlinienschiff war mehr als doppelt so groß und so schnell). Dennoch versenkte die "SMS Wolf" mehr als 30 Handelsschiffe. Die "Wolf" und ihre Besatzung legten in 15 Monaten 120.000 Kilometer zurück, eine Strecke also, die dem dreimaligen Erdumfang entspricht.

Die "SMS Wolf" war – wie die ähnlich erfolgreiche "Möve" – ein sogenannter Hilfskreuzer der Kaiserlichen Marine. Seine zusammengewürfelte Besatzung von 348 Mann wurden "Piraten des Kaisers" genannt. Die "Wolf" war perfekt als Handelsschiff getarnt und fuhr in den beiden letzten Kriegsjahren bis nach Australien und Papua Neuguinea. Ihr Auftrag: kapern, versenken, zerstören. Um die feindlichen Nachschublinien zu stören.

Korvettenkapitän Karl-August Nerger und seine Besatzung wurden "Piraten des Kaisers" deshalb genannt, weil sie wie Piraten aus alten Zeiten agierten. Sie wechselten die Beflaggung je nach Bedarf. Sie konnten nicht riskieren, einen Hafen anzulaufen. Sie konnten nur überleben, indem sie fremde Schiffe enterten, plünderten und versenkten. Und sie waren erfolgreich. In 451 Tagen, vom 30. November 1916, dem Auslaufen aus Kiel, bis zur Rückkehr am 24. Februar 1918 kaperte die Wolf über 40 feindliche Schiffe.

Die "Wolf" war mehr als ein Militärschiff in diesem dem Reich aufgezwungenen grausamen Krieg. Aufgrund der britischen Blockade der deutschen Seehäfen konnte die der britischen Navy hoffnungslos unterlegene Kriegsmarine nicht auslaufen, deshalb entschied sich die kaiserliche Admiralität, Handelsschiffe mit Kanonen zu bestücken und damit im Stil der frühneuzeitlichen Korsaren Jagd auf die Handelsschiffe der Entente-Staaten zu machen. Doch der Einsatz von großen, schnellen Dampfern scheiterte an der mangelnden Infrastruktur, da diese zu viel Kohle verbrauchten, denn die wenigen Nachschubmagazine im kleinen, ungesicherten deutschen Kolonialreich waren schon wenige Monate nach Kriegsbeginn in die Hände des Feindes gefallen.

Das gute Dutzend Schiffe, das ab 1916 auf Kaperfahrt auslief, war also ganz auf sich allein gestellt. Sie mussten so viel Kohle mit sich führen, um sich in den Weiten des Nordatlantiks an den britischen Patrouillen vorbeischleichen zu können, sie durften, um nicht geortet zu werden, keine Funksprüche absetzen und mussten sich Wasser, Lebensmittel und Brennstoff irgendwie beschaffen. Kein Wunder, dass nicht die Elite der Kaiserlichen Marine für diese Himmelfahrtskommandos ausgesucht wurde, sondern Außenseiter, Reservisten und aus anderen Gründen als fähig erwiesene Matrosen.

Auch Karl-August Nerger passte in dieses Bild. Zwar galt der Korvettenkapitän als "Navigationsgenie", das sich wie wenige auf den Weltmeeren zurechtfand. Aber er kam aus bürgerlichen Verhältnissen und lebte in wilder Ehe.

Am 30. November 1916 legte die "Wolf", die 1913 unter dem Namen "Wachtfels" von der Bremer Reederei Hansa in Dienst gestellt worden war, in Kiel ab. Kapitän Nerger schlüpfte unter der Küste Norwegens und zwischen Island und Grönland durch die britische Blockade und erreichte wohlbehalten den Südatlantik. Dort begann er mit der Erfüllung seines wichtigsten Auftrags, den Nachschub des Feindes zu erschweren.

Dass die Hilfskreuzer dem gegnerischen Schiffsverkehr substantiellen Schaden würden zufügen können, hatte niemand in der kaiserlichen Admiralität wirklich erwartet. Dort setzte man zu diesem Zweck auf den uneingeschränkten U-Boot-Krieg. Aber die Hilfskreuzer sollten für Unsicherheit auf den Weltmeeren sorgen und damit zum Beispiel die Versicherungspolicen für zivile Schiffe in die Höhe treiben. Vor dem britischen Versorgungszentrum Kapstadt setzte Nerger seine gefährlichste Waffe ein: Minen. Mehr als 465 hatte er davon an Bord. Er verteilte sie auch vor dem Horn von Afrika, den Häfen Indiens, Sri Lankas und Australiens.

SMS Wolf

Das gute Dutzend Schiffe, das ab 1916 auf Kaperfahrt auslief, war also ganz auf sich allein gestellt. Sie mussten so viel Kohle mit sich führen, um sich in den Weiten des Nordatlantiks an den britischen Patrouillen vorbeischleichen zu können, sie durften, um nicht geortet zu werden, keine Funksprüche absetzen und mussten sich Wasser, Lebensmittel und Brennstoff irgendwie beschaffen.

Obwohl die "Wolf" nur 30 Tonnen Kohle pro Tag verbrauchte, musste sie schließlich auf Beutefang gehen. Dafür war sie mit zehn Geschützen und vier Torpedorohren ausgestattet worden. Ihre wichtigsten Waffen aber waren ein hochmodernes Funkgerät und ein Albatros-Flugzeug. Mit beidem ließen sich Schiffe orten, bevor die "Wolf" überhaupt in Sichtweite kam. Denn einen Zusammenstoß mit einem größeren Kriegsschiff musste Nerger mangels Panzerung auf jeden Fall vermeiden.

Wie die Piraten früherer Zeiten setzte der Kapitän auf Verschleierung. Er wechselte die Flaggen nach Belieben und veränderte regelmäßig das Aussehen seines Schiffes. Als die britischen Behörden schließlich das Verschwinden von Schiffen im Indischen Ozean und im Pazifik nicht mehr vertuschen konnten, meldeten die Zeitungen "Seebeben" als mögliche Gründe. Gleichwohl sprang das Gerücht von Hafen zu Hafen, dass ein geheimnisvolles "Geisterschiff" auf der Jagd sei.

Schiffe mit insgesamt 110.000 Tonnen fielen der "Wolf" zum Opfer. Sie wurden buchstäblich ausgeplündert und dann versenkt. Nach herrschendem Kriegsrecht nahm Nerger die Besatzungen an Bord, sodass schließlich die 349 Mann seiner Truppe mit 467 Gefangenen eine Schicksalsgemeinschaft bildeten, die das Interesse vereinte, nicht Seuchen, Skorbut oder feindlichen Kreuzern zum Opfer zu fallen.

Die Gefangenen rühmten die "ritterliche Behandlung" auf der "Wolf" nach ihrer Rückkehr in ihre Heimatländer. Es waren zumindest eine Dame und ein paar Kinder an Bord. Für die Dame wurden Spiele auf Deck zur Unterhaltung veranstaltet und für die Kinder begab sich der Kapitän sogar in Gefahr, nur um den Kindern einige Tiere zum Spielen zu besorgen.

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Nach einer Fahrt um Australien, einer geglückten Überholung bei Papua-Neuguinea und Operationen vor Singapur beschloss Nerger, den Rückmarsch anzutreten. Nahrung und Kohle wurden knapp, die Briten machten Jagd auf die "Wolf". Die "Wolf" brachte ein französisches Schiff auf, um Kohle für die Rückfahrt zu haben. Das Verladen der Kohle geschah auf rauer, offener See, wobei die "Wolf" stark beschädigt wurde. Die Mannschaft konnte das Schiff notdürftig abdichten und schaffte es sogar, die englische Blockade vor Deutschland unbemerkt zu passieren, um am 24. Februar 1918 sicher in Kiel einzulaufen. Am Ende hatte sie eine Strecke gemeistert, die drei Mal dem Erdumfang entsprach.

Seit 450 Tagen hatte man in der Heimat nichts mehr von der "Wolf" gehört. Anfang des Jahres hatte die Admiralität den Angehörigen der Besatzung mitgeteilt, dass mit einer glücklichen Rückkehr nicht mehr zu rechnen sei, doch Kapitän Nerger meisterte auch diese letzte Hürde.

Für seine ritterlichen Heldentaten wurde Kapitän Nerger mit dem höchsten preußischen Orden "Pour le Mérite" ausgezeichnet, zum Seehelden erklärt und zum Befehlshaber der Vorpostenboote in der Nordsee ernannt. Die gesamte Besatzung erhielt das Eiserne Kreuz. Diese Kühnheit und Opferbereitschaft sind jene menschlichen Tugenden, die die Welt bestehen lassen, und das deutsche Volk brachte in seiner wunderbaren Geschichte diese edlen menschlichen Anlagen äußerst großzügig der Menschheit zum Besten dar.