Ein echter Ausweis für Uwe Mundlos, ausgestellt von der Bundesdruckerei, mit falscher Identität. Das System
hat die Identitäten, die Unterkünfte, das ganze Leben der Beschuldigten organisiert.
Der Mann zieht sich mit einer raschen Handbewegung die große Kapuze seines schwarzen Hoodie über
den bulligen, kurz geschorenen Schädel, als er das Kamerateam entdeckt. Die Aktion scheint erprobt –
seit jenen Tagen, als Ralf Marschner, inzwischen 44 Jahre alt, ein gefürchteter Neonazi-Führer
in Sachsen war. "Mann ohne Hals" nannten ihn seine Gegner damals aufgrund seiner Körperfülle.
"Manole" hieß er bei seinen Kameraden aus der Skinheadszene. Und unter dem Decknamen "Primus"
führten ihn seine Auftraggeber als V-Mann beim Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV).
Nachdem sich Marschner, klein, aber immer noch massig, getarnt hat, stürmt er zunächst unvermittelt
auf den Reporter, kurz darauf auf den Kameramann los. Er schlägt wild um sich, in einer Mischung
aus Hass – wie damals bei der Jagd auf Ausländer und Linke – und einem Anflug deutlich
spürbarer Verzweiflung.
Denn die Frage, die ihm der Reporter zuvor gestellt hat, ist brisant:
"Haben Sie Uwe Mundlos beschäftigt?"
"Nein, habe ich nicht!", zischt Primus unter seiner ins Gesicht gezogenen Kapuze. Dann
tritt er zu. Manole ist nicht mehr so schnell und kräftig wie vor 25 Jahren in der Zwickauer
Kopernikusstraße, als bei einem Angriff seiner Skinheadtruppe ein Asylbewerberheim in Brand
gesetzt wurde. Am Ende giftet er den Kameramann an: "Und du mit deiner Kamera verschwindest hier!"
Ende eines Gesprächsversuchs. Marschner dreht sich weg und nestelt sein Handy hervor. Mit wem er
aufgeregt spricht, bleibt an diesem Tag Manoles Geheimnis.
Nach 272 Verhandlungstagen bleibt die zentrale Frage offen
Als Manole 2013 als V-Mann entlarvt wurde, lebte er schon mehrere Jahre im Ausland. Insgesamt
ist er seit neun Jahren abgetaucht. Nun haben ihn die Autoren einer Dokumentation aufgespürt, die
am Mittwochabend in der ARD gesendet wird. ("Der NSU-Komplex" von Stefan Aust und Dirk Laabs,
Mitarbeit: Helmar Büchel). Sie hatten ihn in Liechtenstein entdeckt, wo er in einer reichlich
bestückten Scheune ein Antiquitätengeschäft betreibt. Seinen Wohnsitz hat Manole wie in den
Jahren zuvor noch immer auf der anderen Seite der Grenze in der Schweiz –
so wie andere ehemalige
V-Männer des Verfassungsschutzes aus dem Umfeld der NSU-Mordserie.
Ralf "Manole" Marschner ist eine der zentralen Figuren in dem bisher immer noch unaufgeklärten
Netzwerk um das "Terrortrio" Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und mutmaßlich Beate Zschäpe,
die seit dem 6. Mai 2013 in München vor Gericht steht. Es geht um die Frage: Wie
nahe waren Spitzel der verschiedenen deutschen Verfassungsschutzbehörden den
Tätern ... Der Fall hat bisher elf Untersuchungsausschüsse und einen
bis heute 272 Verhandlungstage dauernden Mordprozess beschäftigt, ohne dass die zentrale Frage
bisher vollständig beantwortet wurde: Gab es Mitwisser im Umfeld der Nachrichtendienste oder
sogar bei den Behörden selbst?
Ralf Marschner alias Manole alias Primus war von 1992 bis 2002, zehn Jahre lang, bezahlter
Spitzel des BfV. In den letzten beiden Jahren seiner V-Mann-Tätigkeit betrieb er eine Baufirma
in Zwickau und beschäftigte dort den "NSU-Mörder" Uwe Mundlos, das legen seine eigenen Aussagen
vor Beamten des Bundeskriminalamtes 2013 sowie weitere Dokumente und Aussagen unabhängiger Zeugen nahe.
Die erste Befragung endete erkennbar dürftig
So berichtete etwa der damalige Bauleiter verschiedener Immobilienprojekte, er sei sicher, dass
es Mundlos war, der in jener Zeit als eine Art Vorarbeiter bei der Baufirma Manoles arbeitete –
natürlich nicht unter seinem richtigen Namen. Seine Aussage hat Arne-Andreas Ernst mit einer
eidesstattlichen Versicherung dem Fernsehteam gegenüber bekräftigt.
Auf die Spur gekommen waren die Autoren Stefan Aust und Dirk Laabs dem dubiosen V-Mann Manole
bereits bei den Recherchen zu ihrem Buch "Heimatschutz" (2014), für das sie zahlreiche Akten
auswerteten, so etwa die BKA-Vernehmungsprotokolle von Marschner.
Am Dienstag, dem 30. Oktober 2012, so heißt es darin, erscheint Marschner um 16.10 Uhr
"auf
schriftliche Vorladung" in den Räumen der Staatsanwaltschaft Graubünden. Anwesend sind der
Schweizer Staatsanwalt Maurus Eckert, seine Protokollführerin und die beiden BKA-Beamten Marc
S. und Sven G. von der Staatsschutzabteilung in Meckenheim bei Bonn.
Es beginnt mit Fragen zu einem Nazi-Fußballturnier, bei dem Zeugen behauptet hatten, dass sie
Marschner dort gemeinsam mit Böhnhardt und Mundlos gesehen hätten (Marschner:
"keine Erinnerung"),
mit Manoles Kampfhund (Marschner: "eine weiße Pitbullhündin namens Bonny"), und steigert sich zu
der Frage, ob er das NSU-Trio aus Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe je getroffen habe? (Marschner:
"Nein. Ich habe diese Leute nie gesehen.") Ob er Waffen habe? (Marschner: "Einen alten Karabiner.")
Um 17.25 Uhr wird die Vernehmung beendet, nachdem Marschner zu Protokoll gegeben hat: "Generell würde ich sagen,
dass ich nie ein Neonazi war."
Wohl weil das Ergebnis dieser Befragung erkennbar dürftig war, reiste das BKA mit zwei anderen
Beamten als Befragern, Paul L. und Stefan N., dreieinhalb Monate später erneut nach Chur. Diesmal,
am 14. Februar 2013, dauert die Vernehmung Marschners fast fünf Stunden und nicht nur 75 Minuten.
Auch waren dieses Mal die Fragen der BKA-Beamten erkennbar fundierter und zielgerichteter.
Gleich zu Beginn werden Manole Fotos von Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe gezeigt. Der Zeuge macht es
sich einfach: "Die kenne ich aus der Presse." Dann geht es um Nazi-Freunde Marschners, darunter
ebenfalls V-Leute deutscher Dienste, die zu dem Umfeld des in Zwickau untergetauchten NSU-Trios
gehörten. Der Zeuge ist wachsam und bleibt unverbindlich: "Ja, natürlich kenne er die Freunde,
aber nicht das Trio."
In Frage 78 heißt es: "Kennen Sie Max-Florian Burkhardt?"
Marschner antwortet zunächst ausweichend: "Ich bin nicht sicher, der hat bei mir in der Baufirma
(Marschner Bauservice) gearbeitet … Das war im Jahr 2000 oder 2001. Er hat als Trockenbauer gearbeitet."
Uwe Mundlos benutzte falsche Papiere
Kurz darauf legen ihm die Vernehmer eine Lichtbildreihe mit 17 Fotos von Personen aus dem Umfeld des NSU vor;
unter den Bildern stehen keine Namen. Die Nummer acht ist Max-Florian Burkhardt. Doch Marschner gibt zu
Protokoll: "Es handelt sich nicht um die Person auf Foto Nr. 8." Und er fügt hinzu: "Der Burkhardt,
den ich meine, hat blonde Haare und stechende Augen."
Die Beamten fragen nach: "Sind Sie sicher, dass er Burkhardt hieß?"
Marschner: "Er hieß Burkhardt und wurde Max gerufen."
Mit Frage 87 haken die BKA-Vernehmer noch einmal nach:
"Welche Personen haben sonst noch für diese Firma gearbeitet, eventuell auch nur zeitweise?
In welchem Zeitraum? Was war deren Tätigkeit?"
"Niemand von der NSU", sagt Marschner, ohne dass er direkt danach gefragt worden wäre, und
fährt wörtlich fort: "Neben Max Burkhardt sein Bruder, dessen Namen ich nicht mehr weiß."
Spätestens jetzt hätten bei den BKA-Beamten alle Alarmglocken läuten müssen, denn sie wussten:
Max-Florian Burkhardt ist ein früherer Neonazi, der dem NSU-Trio, nachdem es 1998 in den Untergrund ging,
für ein halbes Jahr zunächst seine Chemnitzer Wohnung und später sogar seine Identität überließ.
Uwe Mundlos benutzte die Papiere von Max-Florian Burkhardt, um sich unter anderem einen Reisepass,
eine Bahncard mit seinem eigenen Passbild, aber dem Namen und den Daten von Burkhardt ausstellen zu lassen.
Unter dieser falschen Identität, sogar mit einer Verdienstbescheinigung von Max-Florian Burkhardt,
mietete mutmaßlich Mundlos später weitere Wohnungen für das Trio in Zwickau an
... und versteckte sich fast 13 Jahre lang im Untergrund. Seit am 4. November 2011 die
Leichen von Mundlos und Böhnhardt samt ihrer falschen echten Ausweise in einem ausgebrannten
Wohnmobil in Eisenach gefunden wurden, musste jeder Polizist in Deutschland, erst recht jeder
ermittelnde Beamte vom BKA-Staatsschutz wissen: Es existierten damals zwei Männer mit der
Identität "Max-Florian Burkhardt". Der echte und der andere: eben Uwe Mundlos.
Ein V-Mann-Führer nimmt den Kontakt auf
Wenn Marschner alias Verfassungsschutz-V-Mann Primus also in dieser zweiten BKA-Vernehmung von sich aus
sagt, Max-Florian Burkhardt habe, sogar gemeinsam mit seinem Bruder, zwischen 2000 und 2002 in seiner
Baufirma gearbeitet, hätten die Beamten auch noch auf einen anderen Gedanken kommen können. Die
beiden Uwes (Mundlos und Böhnhardt) hingegen wurden wegen ihres zwillingshaften Verhaltens und
ihrer Ähnlichkeit sowohl von Zeugen als auch von einem Profiler als Männer beschrieben, die
"wie Brüder" wirkten. Alles seit Jahren aktenkundig.
Während BKA und Bundesanwaltschaft trotz dieser hochbrisanten Ergebnisse der zweiten Marschner-Vernehmung
keine erkennbaren Ermittlungstätigkeiten entfalten, hat der Mitarbeiter einer anderen Bundesbehörde die
potenzielle Sprengkraft des Zeugen offenbar erkannt. Einer von Manoles V-Mann-Führern beim Bundesamt für
Verfassungsschutz. Der sogenannte Beschaffer mit dem Decknamen "Richard Kaldrack" nimmt nach dieser
Aussage Marschners sofort Kontakt mit seiner früheren Vertrauensperson auf.
Nach diesem BKA-Verhör in Chur, so sagt Kaldrack am 13. Mai 2013, also neun Wochen danach, vor dem
Bundestagsuntersuchungsausschuss in Berlin aus, "da ist bei uns von meinem Vorgesetzten die Entscheidung
gefällt worden, dass ich Q3 (Quelle 3 = Marschner, d. Red.) zumindest aus Fürsorgegründen kontaktieren sollte."
Kaldrack gibt gegenüber dem Untersuchungsausschuss insgesamt acht Kontakte mit Marschner zu, seit das
NSU-Trio im November 2011 enttarnt wurde. Den letzten, telefonischen, sogar noch in der Woche vor Kaldracks eigener Vernehmung im Ausschuss. Und das, obwohl Manole offiziell seit 2002, bezeichnenderweise
zeitgleich zur Stilllegung des Marschner Bau-Service, als V-Mann abgeschaltet ist; angeblich weil er
das Amt immer wieder angelogen hatte. Spätestens seit 2007 ist Manole überdies ohne jeden engeren
Kontakt zu seinen alten Nazi-Kumpels im Ausland abgetaucht und somit eigentlich wertlos für das Bundesamt.
Sieben dieser Kontakte, so Kaldrack, seien Telefonate gewesen und einer ein persönliches Gespräch
zwischen ihm und Marschner alias Primus – nach dessen brisanter Befragung in der Schweiz. "Da habe
ich ganz bewusst noch mal die Punkte der zweiten BKA-Vernehmung angesprochen", räumt Kaldrack dazu ein,
"und die Angaben, die er da gemacht hat, waren deckungsgleich mit denen, die er auch in der Vernehmung
gemacht hatte." Er erwähnte dabei nicht das Thema Burkhardt.
Es liegt nahe, dass Marschners V-Mann-Führer diesen brisanten Vorgang vor dem Untersuchungsausschuss
lieber geheim halten wollte. Durch die neuen Erkenntnisse dürfte wieder Bewegung in den Fall kommen.
Die Verhörprotokolle von Marschner sind längst nicht alles, was darauf hinweist, dass es Mundlos
war, der bei einem V-Mann des Verfassungsschutzes arbeitete.
Der Marschner Bau-Service setzte von 2000 bis 2002 regelmäßig sächsische Neonazis und Skinheads für
Abbruch- und Entkernungsarbeiten im damals boomenden Immobiliensektor ein. Das NSU-Trio hatte ab Juni
2000 bis zu seiner Enttarnung im November 2011 in drei verschiedenen konspirativen Wohnungen in Zwickau
gewohnt, dort seine Tatfahrzeuge gemietet, Banküberfälle geplant und verübt, Besuch von Freunden empfangen.
Und, jedenfalls was Uwe Mundlos angeht, offenbar auch gearbeitet, offenbar bei einem bezahlten V-Mann des
Bundesamtes für Verfassungsschutz. Dass Primus das seinem V-Mann-Führer verschwiegen hat, wäre die eine
denkbare Möglichkeit, auf die sich vermutlich sein V-Mann-Führer berufen dürfte, die andere wäre deutlich schlimmer.
Die Treffberichte über die Gespräche zwischen dem V-Mann und seinem V-Mann-Führer mit dem Decknamen Kaldrack
geben, soweit die Mitglieder des Untersuchungsausschuss in Berlin sie einsehen konnten, nichts darüber her,
ob Primus darüber berichtet hat, ob der richtige oder der falsche Burkhardts bei ihm arbeitete.
Auch
welche Akten zu Manole möglicherweise beseitigt wurden, ist außerhalb des Kölner Amtes unbekannt.
Ausgerechnet in Liechtenstein lebt der Untergetauchte
Eines jedoch passt ins Bild: Der Bauunternehmer, für den Manoles Abbruchfirma arbeitete, war ein
Immobilienunternehmer, der zugleich hochrangiger Scientologe war und zeitweise unter Beobachtung
des Verfassungsschutzes stand. Beim BfV zuständig für Scientologen
war damals ein Beamter mit dem
Tarnnamen "Lingen". Dieser war auch für Rechtsradikale zuständig – und
er war derselbe Verfassungsschutzbeamte,
der, nachdem Beate Zschäpe sich im November 2011 gestellt hatte, massenweise Akten von V-Leuten
aus der rechtsradikalen Szene vernichten ließ.
Da scheint es sinnvoll, sich auf die Suche nach dem untergetauchten V-Mann zu machen. Liechtenstein
im Frühling. Schneebedeckte Gipfel. Unter der Burg des Fürstentums rekelt sich Vaduz, das Hauptstädtchen,
in der bereits wärmenden Sonne. 5500 Einwohner. Pro-Kopf-Einkommen: 100.000 Euro. Steuerlast: minimal.
Mit horrenden Monatsmieten. Hier spürten die Reporter Ralf "Manole" Marschner auf. Ausgerechnet hier,
an einem der mondänsten und verschlossensten Wirtschaftsstandorte Europas betreibt er ein großflächiges
Antiquitätengeschäft.
Ein Mann, geboren 1971 in Plauen, abgebrochene Lehre als Facharbeiter in der Tierzucht, abgebrochene
Lehre als Hotelfachmann, 17 Strafverfahren in den Akten, gescheitert als Türsteher, als Nazi-Rocksänger,
als Bekleidungs- und Bauunternehmer, Zwickauer Verbindungsmann zum wegen seiner Gewalttätigkeit
verbotenen Blood-&-Honour-Neonazi-Netzwerk, der seine verschiedenen Kleinfirmen der Reihe nach in
die Pleite trieb, ein Mann, der Zwickau und seine diversen Gläubiger fluchtartig zurückließ.
Mit
Internetauftritt: viele Seiten im Netz, aber kein Name im Impressum. Kein Telefonbucheintrag, nur
eine Handynummer als Kontakt, unter der Marschner vorsichtig "Hallo?" mit sächsischem Akzent sagt.
Marschner arbeitet in Vaduz, wohnt aber auf der anderen Rheinseite, auf Schweizer Gebiet.
Als er 2007 aus Zwickau verschwand, ließ er seinen Computer in einem seiner Geschäfte, dem
Heaven & Hell
in Zwickau, zurück. Mehrmals wurde von Unbekannten danach gefragt, doch sein ehemaliger Geschäftspartner
rückte ihn nicht heraus. Erst als im November 2011 der NSU-Komplex mit dem Tod von Böhnhardt und
Mundlos aufflog, ließ das Bundeskriminalamt Manoles Computer beschlagnahmen.
Bei der Überprüfung
der Daten stellte sich heraus, dass in der Audiodatei die Titelmelodie der Fernsehserie
"Paulchen Panther" gespeichert war. Es ist Musik, die Böhnhardt und Mundlos für ihre
Bekenner-DVD verwendet hatten. Eingespeichert offenbar vor seinem Abtauchen – das ihn zunächst
nach Irland, 2008 dann über Österreich in die Schweiz führte.
"Primus" machte seinem Decknamen alle Ehre
Auffällig ist, wie wenig Ralf Marschner alias Manole alias Primus seit Jahren in der öffentlichen
Wahrnehmung auftaucht – den Ermittlungen der zahlreichen Untersuchungsausschüsse in Bund und Ländern,
der Bundesanwaltschaft, der Nebenklägeranwälte der NSU-Opfer und vor dem Oberlandesgericht München.
Dabei hatte Marschners V-Mann-Führer beim Bundesamt für Verfassungsschutz, der Beamte mit dem
Decknamen Richard Kaldrack, in seiner ersten und einzigen Zeugenvernehmung – im Mai 2013 vor
dem Bundestagsuntersuchungsausschuss – seinen Schützling als "die einzige wirklich relevante
Quelle in dem subkulturellen Bereich in den neuen Bundesländern" beschrieben. Primus eben,
"der Erste". Ansonsten in Sachen Marschner: keine persönlichen Vorladungen. Nicht vor
Ausschüssen, nicht vor dem OLG. Keine zielführenden Ermittlungen. Großes Schweigen.
Bis heute.
Dabei hätten die Beamten des Bundeskriminalamtes, die Marschner zweimal bei der Staatsanwaltschaft
im schweizerischen Chur vernommen haben, einmal im Oktober 2012 und das bisher letzte Mal im Februar
2013, in den mehr als drei Jahren seither denselben Spuren nachgehen können und müssen, denen das
Autorenteam für den in der ARD ausgestrahlten Dokumentarfilm "Der NSU-Komplex" nachgegangen ist –
und das unter Nutzung der identischen Informationsquelle: der vorliegenden Protokolle der beiden
BKA-Vernehmungen Marschners. Die Autoren haben die Aussagen Marschners anschließend überprüft,
Dokumente recherchiert, unabhängige Zeugen gesucht und befragt und deren Aussagen mit jenen
Marschners abgeglichen.
Schon Marschners V-Mann-Führer Kaldrack ist offenbar eine der zentralen Figuren des NSU-Komplexes.
Kaldrack war in der BfV-Abteilung Rechtsextremismus/-terrorismus im sogenannten Bereich Beschaffung
nicht nur V-Mann-Führer von Ralf Marschner, sondern auch von Mirko Hesse, Deckname "Strontium",
und von Thomas Richter, Deckname "Corelli".
Anderer V-Mann gehörte Ableger des Ku-Klux-Klans an
Mirko Hesse war Anführer der besonders gewaltbereiten sächsischen Hammerskins und nutzte das Spitzelgehalt
von Kaldrack, um eine CD der Nazi-Rockband Landser zu produzieren, auf der unter dem bezeichnenden Titel
"Ran an den Feind" zu Gewalt gegen den Bundestag und zu Bomben auf Israel aufgerufen wird. Bei einer
Hausdurchsuchung bei Hesse fand die Polizei eine geladene halbautomatische Pistole. In Haft bezichtigte
sich Hesse bei einem abgehörten Gespräch selbst, eine "scheiß Terrororganisation" gegründet zu haben.
Schon zuvor hatte er eine weitere CD mit Aufrufen zum Mord an Rita Süßmuth und Michel Friedman produziert.
Auch der dritte von Kaldrack geführte V-Mann hat es in sich.
Thomas Richter, Deckname Corelli, hatte
schon 1995 bei der Bundeswehr Uwe Mundlos kennengelernt. Seine Daten fanden sich auch in einer
Telefonliste von Mundlos, die 1998 nach dem Untertauchen des Trios in deren Bombenwerkstatt in
einer Garage entdeckt wurde.
Corelli gehörte zu einem Ableger des Ku-Klux-Klan in Baden-Württemberg. Mitglieder waren auch zwei
Polizisten. Den Reportern schildert der damalige Klan-Chef Achim Schmid, welchen Ritualen sich
die Neumitglieder der European White Knights of the Ku-Klux-Klan unterziehen mussten – nicht nur
Anwesenheit bei einer Kreuzverbrennung, sondern auch Verfassen eines Aufsatzes zum Thema
"Rasse
und Politik" waren die Voraussetzung, um in den Klan aufgenommen zu werden.
Einer dieser Polizisten, Timo H., war Jahre später am Todestag der Polizistin Michèle Kiesewetter
in Heilbronn Gruppenführer ihrer Polizeieinheit und damit praktisch ihr Dienstvorgesetzter – und
als einer der Ersten am Tatort.
V-Mann Corelli war wegen angeblicher Unzuverlässigkeit vom Bundesamt für Verfassungsschutz im September
2003 abgeschaltet worden. Am 15. Juni 2005 wurde er plötzlich wieder aktiviert. Es war genau der Tag,
an dem der NSU den Griechen Theodoros Boulgarides in seinem Münchner Schlüsseldienstladen erschossen hatte –
es war der siebte Mord der Serie. In der TV-Dokumentation erklärt der heutige Präsident des Bundesamtes
für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, warum seine Vorgänger den V-Mann wieder brauchten:
"Bei Corelli
war man der Auffassung gewesen, die Informationen, die diese Quelle liefert, aus dem Bereich des
Rechtsextremismus sind so wertig, dass man auch bei bestehenden Risiken diese Quelle weiterführt."
Und tatsächlich konnte Corelli helfen. Wenige Monate danach lieferte er eine CD ab, auf der Hunderte von
rechtsradikalen Bildern und Zeichnungen waren. Das wirklich Brisante war ein Dokument, das ebenfalls auf
der CD gespeichert und als Cover für die CD gedacht war. Auf dem Titel ein Foto, in dem Hitlers Hände
eine Raute formen, daneben das Bild einer Pistole, darüber die Buchstabenkombination "NSU/NSDAP".
"Aus unserer Sicht ist es ein Rätsel", erklärt BfV-Chef Maaßen in dem Film, "warum NSU/NSDAP
als eine Dateibezeichnung verwendet worden ist. Aber dies lässt aus unserer Sicht nicht den Schluss zu,
dass Corelli den NSU als NSU kannte und dass er vielleicht auch Kenntnisse haben könnte von Straftaten dieses NSU."
Corelli starb im Alter von nur 39 Jahren.
Wenige Monate nach dem Tod von Böhnhardt und Mundlos und deren Videobekenntnis zur Mordserie wurde Thomas
Richter alias Corelli ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen.
Doch dann starb er im Alter von 39 Jahren an einer bis dahin unerkannten Diabetes. Kurz vor einer geplanten
Vernehmung war er von seinem Vermieter am 7. April 2014 tot in seiner vom BfV beschafften Wohnung gefunden
worden. Die Quelle des BfV-Beamten Kaldrack konnte keine Aussagen mehr machen.
Seine andere Quelle in der Nähe des NSU, Ralf Marschner alias Manole alias V-Mann Primus, blieb bisher
ebenfalls von Zeugenauftritten verschont. Man befragte noch nicht einmal den echten Max-Florian Burkhardt,
ob er bei Manole gearbeitet hatte oder ob es sich um seinen Doppelgänger Mundlos gehandelt haben müsste.
Dabei ist Burkhardt einfach zu finden. Unter einer den Ermittlern bekannten Anschrift und den Ermittlern
bekannten Telefonnummer. Und auskunftsbereit ist er auch. Die Autoren jedenfalls haben Burkhardt im März
besucht, in der Kanzlei und in Gegenwart seines Anwalts. Burkhardt, inzwischen Familienvater und seit
Jahren vollständig von der rechtsextremen Szene gelöst, wägt seine Sätze vorsichtig. Noch ist das
Ermittlungsverfahren gegen ihn wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung nicht eingestellt.
Burkhardt hat zugegeben, Mundlos seine Identitätspapiere zur Verfügung gestellt zu haben.
Der echte Burkhardt kann nicht für Marschner gearbeitet haben
Aber er bestreitet im Gespräch mit den Reportern vehement, jemals für Ralf Marschner und dessen Abrissfirma
gearbeitet zu haben. Für den fraglichen Zeitraum stellt er lückenlose Arbeitsnachweise seines Dresdener
Arbeitgebers im Original zur Verfügung. Aus diesen und auch entsprechenden Bescheinigungen eines
Steinmetzbetriebes, bei dem er heute noch beschäftigt ist, geht eindeutig hervor, dass der echte
Burkhardt kaum eine andere Vollzeittätigkeit als seine feste in Dresden ausgeübt haben kann. Auch
der Firmeninhaber, der übrigens ungefragt Wert auf die Feststellung legt, dass er eigentlich aus der
politisch linken Szene komme, erklärt über seinen Anwalt, dass der echte Max-Florian Burkhardt seit
dem 22. Februar 2000 bis heute bei ihm beschäftigt ist und eine Tätigkeit Burkhardts für eine andere
Baufirma "schlicht unmöglich" sei.
Verschiedene Geschäftsführer damals existierender Zwickauer Baufirmen erinnern sich an Manole, den
Chef der Skinheadtruppe, aber mit seinen Männern selbst hatten sie nie etwas zu tun. Dafür seien die
Bauleiter zuständig gewesen. Besonders einer von ihnen, dass ergeben die Recherchen, hatte in der
fraglichen Zeit besonders häufig mit Manole und dessen Bau-Service zu tun: Arne-Andreas Ernst,
damals Bauleiter im Zwickauer Firmengeflecht von Kurt Fliegerbauer, einem stadtbekannten
Scientologen und Immobilienunternehmer und als solcher anfangs der Hauptauftraggeber von
Marschner Bau-Service. Überflüssig zu erwähnen, dass auch er bis heute nie von der Polizei
dazu befragt wurde.
"Der Herr Marschner? Also ich kam mit ihm sehr gut aus", erinnert sich Ernst, "er hat
öfters mal gejammert, wenn er zu wenig Geld hatte, aber letztlich hat er mit seiner Truppe
immer das umgesetzt, was man von ihm verlangt hat." Marschner Bau-Service sei zu jener
Zeit bei Abriss- und Entkernungsarbeiten auf Fliegerbauer-Baustellen am Hauptmarkt 17 und 18
in Zwickau und im Gebäude der Hypovereinsbank im nahen Plauen eingesetzt worden.
Dass der bis zu 15-köpfige Bautrupp aus rechtsextremen Skinheads bestanden habe, sei zwar nicht
zu übersehen gewesen, so der Bauleiter, "aber ich fand es ganz gut, dass diese Leute, die Manole
da um sich herumgeschart hatte, auf der Baustelle beschäftigt waren. Da hatten sie keine Möglichkeiten,
etwas anderes zu machen. Ganz im Gegenteil, die haben wirklich ordentlich und zügig gearbeitet.
Gerade bei Abbruchmaßnahmen ist das nicht selbstverständlich. Also ich hatte immer den Eindruck,
dass die ihre Aggressionen an der Baustelle ausleben."
Das Ziegenbärtchen verrät Mundlos
Manole sei mit einem dicken Auto vorgefahren, habe den Auftrag entgegengenommen und sei dann
wieder verschwunden. Die eigentliche Einweisung in die zu erledigenden Arbeiten habe er deshalb
mit Manoles Vorarbeiter gemacht. An den könne er sich noch gut erinnern, versichert Ernst:
"Das war der Einzige, der halbwegs intelligent war und verstanden hat, was ich von ihm wollte.
Das war mein Ansprechpartner, wenn der Herr Marschner nicht da war. Also wenn ich bei den
Stippvisiten vor Ort einige Sachen festgestellt habe, wenn an der falschen Stelle abgebrochen
wurde oder solche Dinge, dann konnte ich sie mit diesem Mann besprechen."
An einen Namen, sagt der Bauleiter, könne er sich nicht mehr erinnern, gut aber an das Gesicht
und das Auftreten des Mannes. Als wir Arne-Andreas Ernst ein Foto von Uwe Mundlos vorlegen,
zunächst ohne zu sagen, um wen es sich handelt, und ohne ihm von Marschners Aussage zu berichten,
und zudem bewusst ein Foto zeigen, das nie auf den Fahndungsplakaten war, erkennt Ernst das Gesicht
sofort wieder: "Das ist eindeutig der Vorarbeiter, der auf meinen Baustellen für den Herrn
Marschner tätig war."
Wie er sich da so sicher sein könne, haken wir nach. Ernst schaut sich das Foto erneut prüfend an:
"Sehr prägnant ist dieses Ziegenbärtchen, das er hat. Auch hier oben diese kleinen Warzen oberhalb
des Auges, die sind auch sehr eindeutig. Das Ziegenbärtchen blieb aber in Erinnerung.
Daran erkenne ich ihn eindeutig."
Bei der Vorlage von Fotos des echten Max-Florian Burkhardt schließt Bauleiter Ernst aus, diesen
Mann jemals gesehen zu haben.
"Haben Sie Manole und Mundlos auch mal zusammen auf der Baustelle gesehen?", wollen die Reporter
vom Bauleiter wissen. "Na ja, sicher", antwortet Ernst, "wenn der Manole auf der Baustelle war, dann
war ja dieser Vorarbeiter auch da. Und der Vorarbeiter muss ja meine Anweisungen, wenn sie irgendwelche
finanziellen Folgen hatten, an Manole weitergegeben haben. Weil der Manole hat mich dann später
immer angerufen und gesagt: Das ist jetzt aber nicht im Vertrag drin. Und das musst du separat
bezahlen. Und da will ich 'ne Unterschrift haben. Also so muss man sich das vorstellen."
"Marschner bestreitet vehement, Uwe Mundlos, den Sie dort erkannt haben, jemals gesehen zu haben",
wenden die Reporter ein.
Dazu Ernst: "Ich kann nicht für den Herrn Marschner sprechen."
"Aber Sie sind sich sicher?" Ernst mit erneutem Blick auf das Mundlos-Porträt: "Ich bin mir sicher,
dass das der Mann war. Ja."
Auf den Namen der Firma wurden an Mordtagen Autos gemietet
Marschners Baufirma mietete häufig Leihwagen bei jenem Zwickauer Autovermieter, bei dem das NSU-Trio
unter Vorlage falscher Pässe Tatfahrzeuge für Bankraube und Morde angemietet hatte. Und während Mundlos
vermutlich bei der Abbruchfirma des Verfassungsschutz-V-Mannes arbeitete, wurden auf den Namen von
dessen Firma zweimal Autos an Mordtagen angemietet.
So am 13. Juni 2001.
An diesem Tag wurde in Nürnberg das zweite Opfer des NSU, der Änderungsschneider Abdurrahim Özüdogru, in
seinem Laden erschossen. Der Mercedes Sprinter, den Marschner geliehen hat, kam am nächsten Tag mit
980 gefahrenen Kilometern zurück.
Und am 29. August 2001, zum Tatzeitpunkt des vierten NSU-Mordes – an dem Münchner Gemüsehändler Habil
Kilic – waren vom Marschner Bau-Service sogar zwei zusätzliche Autos gemietet worden: ein Kleinwagen
Audi A2 und ein VW Golf.
Bei der ersten Ausleihe war Marschners damaliger Nazi-Kumpel Jens G. als zweiter Fahrer eingetragen.
Der wohnt noch heute in der Zwickauer Polenzstraße. Schräg gegenüber, in Sichtweite von ihm, lebte
sieben Jahre lang das Trio in einem Eckhaus.
Der V-Mann-Führer unterlag wohl einem Irrtum
Besuch bei Maik Stölzl, dessen Autovermietung Zwickau damals Fahrzeuge sowohl an Uwe Böhnhardt (der
falsche Papiere vorzeigte) als auch an den Marschner Bau-Service vermietete.
"Wir haben das nie
überprüft, wer die Autos bei Marschner tatsächlich gefahren hat und wer nicht", erklärte Stölzl
jetzt den Reportern. Und wenn das Trio Marschner-Mietautos auf diese Weise für Morde und Bankraube
benutzt hat? Stölzl zuckt verlegen mit den Schultern. Ob er das auch schon der Polizei erzählt
habe, wollen wir beim Verlassen seines Büros von Maik Stölzl wissen. "Die haben mich das nie gefragt",
sagt der Autovermieter und schüttelt ungläubig den Kopf.
Auch Manoles V-Mann-Führer beim Bundesamt für Verfassungsschutz behauptet, sich nie für die
Mietwagengeschichten oder überhaupt dessen Baufirma interessiert zu haben. In der bereits erwähnten
Vernehmung vor dem Bundestagsuntersuchungsausschuss wurde Richard Kaldrack explizit nach beidem gefragt.
"Ich wusste, dass er damals …", beginnt Kaldrack und stockt:
"Ist das jetzt noch offen?"
"Da ist doch nichts Geheimes dran", entgegnet Hans-Christian Ströbele von den Grünen.
"Ich habe mich jetzt nicht dafür interessiert, wann er für seine Baufirma Autos gemietet hat",
antwortet Kaldrack erkennbar gereizt, "weil das eigentlich ein Bereich war, der seinen
beruflichen Teil betraf, der für mich auch aus der Sicht der V-Mann-Führung völlig nicht von
Interesse war. Was interessiert das mich, ob er nun für seine Firma Autos gemietet hat oder
nicht? Das hat doch nichts mit unserer Zusammenarbeit zu tun gehabt."
V-Mann-Führer Kaldrack dürfte sich da gewaltig geirrt haben.
Manole wurde im NSU-Prozess nicht angehört
Immerhin. Die BKA-Beamten Paul L. und Stefan N. hatten Ralf Marschner am 14. Februar 2013 gezielt
nach den Mietwagenungereimtheiten befragt. Ob sie etwas ahnten? Falls ja,
wäre noch rätselhafter,
warum ihre weiteren Ermittlungen so kläglich versandeten. Frage 108, ganz am Ende der Vernehmung:
"Noch einmal: Sie haben dem Trio keine Fahrzeuge zur Verfügung gestellt und auch nicht Ihre Angestellten?"
Marschner: "Nein, meines Wissens nicht."
BKA: "Warum haben Sie die Fahrten nicht mit dem Audi A6 gemacht?"
Marschner: "Die anderen Fahrzeuge habe ich immer für meine Angestellten gemietet gehabt."
BKA: "Haben Sie noch Ergänzungen?"
"Nein, abgesehen davon, dass ich eine Mittäterschaft keinem meiner ehemaligen Angestellten zutraue."
Schluss der Einvernahme: 20.45 Uhr. Gelesen und bestätigt:
Ralf Marschner.
Die Tatsache, dass Manole auf dem vorgelegten Foto des "echten Max-Florian Burkhardt" nicht seinen Mitarbeiter
erkannte, veranlasste die Beamten nicht, die schlichte Frage zu stellen, ob es sich bei dem Mitarbeiter nicht
um den "falschen Burkhardt" handeln könnte, nämlich Uwe Mundlos, der mit dessen Papieren ausgestattet war.
Und weder in irgendeinem der insgesamt elf Untersuchungsausschüssen oder in dem Münchner NSU-Prozess ist
Ralf Marschner alias Manole alias V-Mann Primus jemals vorgeladen worden.
De Maizière lehnt Beantwortung der Fragen ab
Der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Hans Georg Maaßen, von der "Welt" mit den
Rechercheergebnissen über V-Mann Primus und dessen mutmaßlichen Mitarbeiter Mundlos konfrontiert,
erklärte dazu: "Wir haben keine Hinweise darauf. Nach unserer Erkenntnislage und nach den Auskünften der
damals dafür zuständigen Mitarbeiter haben wir keine Anhaltspunkte dafür, dass es so war."
Am 16. März 2016 stellte die Abgeordnete der Linken, Martina Renner, eine Anfrage an die
Bundesregierung nach den Quellenmeldungen von "Ralf Marschner, V-Mann des Bundesamtes für
Verfassungsschutz (BfV) mit dem Aliasnamen Primus".
Der Bundesminister des Innern lehnte die Beantwortung ab: "Zu etwaigen Einsätzen von V-Leuten bzw.
Vertrauenspersonen gibt die Bundesregierung aus Gründen des Staatswohls keine Auskunft." Das würde
"negative Folgen für die künftige Arbeitsfähigkeit und Aufgabenerfüllung der Nachrichtendienste
sowie der daraus resultierenden Beeinträchtigung der Sicherheit der Bundesrepublik" haben.
Da hat Innenminister de Maizière wohl recht.
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