Jüdische Studien 2010

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Erstveröffentlichung dieses Artikels: 13/03/2010 - Quelle: NJ-Autoren

"Bruder Barnabas" erhielt von Charlotte Knobloch Auftrittsverbot

 

Über Michael Lerchenberg, alias Bruder Barnabas, wurde von Charlotte Knobloch der Zentralrats-Bannfluch verhängt.

 

Das Münchner Starkbierfest beginnt alljährlich zur Fastenzeit am Josefstag im Paulaner-Festsaal am Nockherberg. Das kabarettistische "Nockherberg Politiker-Derblecken" (Politiker auf die Schippe nehmen), ist der Höhepunkt. Nicht derbleckt, also in den Festbeiträgen nicht auf die Schippe genommen zu werden, kann für einen bayerischen Politiker beinahe schon als Zeichen mangelnder Bedeutung oder fehlender Persönlichkeit angesehen werden.

Die deutschen Politiker ertragen die kabarettistischen Hiebe mit traditionellem Humor, der den Hebräern fremd ist.

2010 fiel der Kabarettist Michael Lerchenberg in der Rolle des Fastenpredigers Bruder Barnabas dem Zensur-Zorn des Zentralrats zum Opfer. Er darf de facto nicht mehr auftreten.

Lerchenberg nahm die Hartz-IV-Äußerungen von Westerwelle aufs Korn. Der Politiker wolle nun alle Hartz IV-Empfänger bei Wasser und Brot in einem Lager in Ostdeutschland sammeln, sagte der Fastenprediger. "Drumrum ein Stacheldraht, das haben wir schon mal gehabt. Und über dem Eingang, bewacht von jungliberalen Ichlingen im Gelbhemd, steht in eisernen Lettern: Leistung muss sich wieder lohnen."

Die Präsidentin des Zentralrats vernahm das Wort "Stacheldraht" und fürchtete um den Wert ihres "Verfolgungsschicksals". Der Zentralrats-Bannfluch kam prompt. Sie erklärte, "in der Rede wurde eine Grenze überschritten, die nicht hinnehmbar ist".

Bis zu Knoblochs Fluch konnten die anwesenden Politiker nichts Anstößiges an der Fastenpredigt finden: "Manche Politiker haben erst über die Fastenpredigt gelacht, zwei Tage später waren sie dann plötzlich empört." (SZ, 08.03.2010, S. 49)

Die verspätete Empörung des Untertanen also. "Kaum war Knoblochs Protestnote publik, waren auch der deutsche Außenminister und die bayerische Landtagspräsidentin empört." (SZ, 08.03.2010, S. 49)

Ganz besonders eindrucksvoll ist, wie sich Sozialministerin Christine Haderthauer aufplusterte: "Während der Salvatorprobe konnte man sowohl im Saal als auch im Fernsehen beobachten, wie Haderthauer gut gelaunt die Barnabas-Rede verfolgte..." (SZ, 08.03.2010, S. 49)

Doch nach Knoblochs Bannfluch über Lerchenberg spürte sie "dass es auch für sie an der Zeit wäre, empört zu sein." (SZ, 08.03.2010, S. 49)

Sie wolle das Nockherberg-Kabarett erst wieder besuchen, wenn es gesittet zuginge, ließ sie Knobloch wissen.