Jüdische Studien 2009

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Erstveröffentlichung dieses Artikels: 11/10/2009 - Quelle: NJ-Autoren

Ägypten beschuldigt das "internationale Judentum" der Weltverschwörung

Farouk Hosni war 22 Jahre als ägyptischer Kulturminister in der Regierung des Westvasalls Mubarak tätig. Am 17. September 2009 kandidierte Hosni in Paris für das Amt des Direktors der UN-Kulturorganisation UNESCO. Im Vorfeld wurde ein Kuhhandel mit Israel, dem Westen und Ägypten ausgehandelt. Hosni sollte Unesco-Direktor werden, dafür würde Mubarak den Waffenschmuggel nach Gaza unterbinden. "Die Wahl des wichtigsten Kulturfunktionärs der Vereinten Nationen präsentiert sich wie ein anrüchiger Kamelhandel." (Welt, 17.9.2009, S. 23) Doch dann wurde nichts aus der Wahl Hosnis. Der Westen hatte die Ägypter reingelegt, gewählt wurde Hosnis bulgarische Mitbewerberin, eine Israel bis in die Fußzehen ergebene Frau. Es war ohnehin ein "anrüchiger Kamelhandel" des beiderseitigen Hasses. Hosni hasst Israel und die Juden hassen Hosni wegen seiner Holocaust-Aufklärung. "Zu Hosnis Portfolio gehört eben auch, dass er den notorischen Holocaust-Leugner Roger Garaudy nach Kairo eingeladen hat, dass er gelegentlich über den ‚Einfluss der Juden in den internationalen Medien’ herzieht." (Welt, 17.9.2009, S. 23)
Jetzt wurde in den ägyptischen Medien dargelegt, wie Hosni verhindert und wie das "internationale Judentum" die Welt manipuliere:

Die Welt, 07.10.2009, S. 23

Nach Unesco-Wahl: Farouk Hosni und der Antisemitismus

"Mein Kampf war kein Kampf gegen Kandidaten, sondern gegen Nationen", beschwerte sich Hosni in den ägyptischen Medien. Die Verschwörung gegen ihn sei größer gewesen, als man es sich vorstellen könne.

Die Zeitung "Al-Masri al-Jom" wusste dann auch ganz genau, wie groß: Ein französischer Journalist habe von Nahostfachleuten des französischen Militärs erfahren, dass der israelische Geheimdienst Mossad hinter der Niederlage Hosnis steckte. Der ägyptische Außenminister beschuldigte das "internationale Judentum", und Hosni selbst machte einige "in der Welt einflussreiche Juden" verantwortlich.

In der Tat hatten sich jüdische Persönlichkeiten wie der Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel und der französische Philosoph Bernard-Henry Levi gegen Hosnis Wahl ausgesprochen, weil der 2008 angekündigt habe, er wolle alle israelischen Bücher in Ägyptens Bibliotheken verbrennen lassen. Hosni hat sich später dafür entschuldigt und darauf hingewiesen, dass die Äußerungen als Reaktion auf Vorwürfe gefallen waren, er stünde Israel zu freundlich gegenüber. Unschön, sicher - aber nicht gleich schlimmster Antisemitismus.


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