Zeitgeschichte 2007

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Hitler-Baukunst anstatt "Barbarei der Nachkriegsarchitektur"

In einem fast zweiseitigen Artikel über Hitlers Ordensburg in der Eifel konnte der Autor Gerhard Fitzthum seine Ehrfurcht vor den Leistungen in Hitler-Deutschland kaum unter Kontrolle halten. Insbesondere drang aus seinen Zeilen die Bewunderung der NS-Architektur und ihrer einmaligen Schönheit hervor.

Fitzthum ist offenbar überwältigt von der Ordensburg in der Eifel. Die atemberaubende Schönheit des Bauwerks, seine kunstvolle Gestaltung, versetzten ihn geradezu in Verzückung. Er beschreibt auch die Menschenrechtsverbrechen der britischen Besatzer, die die Menschen rund um die Ordensburg enteigneten, entrechteten und ihre Häuser mutwillig zerstörten.

Schon gleich zu Anfang seines Artikels nennt Fitzthum den sogenannten Hitler-Gruß in Verbindung mit einer Figur wahrer Kunst den "stolzen Gruß": "Drei Eichenbalken ragen ratlos aus der Wand. Die dicke Platte, die sie einst zum Podest machte, fehlt. Und mit ihr die überlebensgroße Figur, die darauf stand - ein unbekleideter Athlet, der die Hand zum stolzen Gruß hebt. Die mit 'Der deutsche Mensch' betitelte Holzplastik von Willy Meller ist bei Kriegsende spurlos verschwunden." (FAZ, 26.4.2006, S. R6)

Der unwissende Leser erfährt von Fitzthum, daß die Ordensburgen als Ausbildungsstätten für künftige Führungseliten gedacht waren, die an den Schaltstellen des neuen Staates eingesetzt werden sollten. Dr. Robert Ley, Reichsorganisationsleiter und Leiter der Deutschen Arbeiterfront (DAF), wurde mit dieser Aufgabe betraut: "Den Nazis war die Ordensburg Ausbildungsstätte für ihre Führungselite. Nach dem Krieg nutzten Engländer und Belgier sie als Panzerübungsplatz." (FAZ, 26.4.2006, S. R6)

Der Haß der Kriegsgewinnler entlud sich nicht nur im millionenfachen Menschenmorden in Deutschland, sondern ebenso in der Kulturvernichtung einmaliger Bau- und Kunstwerke. Was abtransportiert werden konnte an Kunstgegenständen, wurde sowieso geklaut und lastwagenweise weggekarrt. Zu den Dieben gehörte u.a. auch die Familie der ehemaligen jüdischen US-Außenministerin Madeleine Albright, die sich in Böhmen und Mähren gewaltige Kunstschätze einverleibte. Frau Albright muß nichts zurückgeben, Deutsche dürfen selbstverständlich beklaut werden.

Fitztum beschreibt die Bauweise und Architektur der Hitlerzeit als "organisches Gesamtkunstwerk", das die "Landschaft in das Konzept mit einbeziehen mußte". Von der Nach-Hitler-Zeit spricht Fitzthum aber als eine "Barbarei der Nachkriegsarchitektur".

"Durch den Anspruch, ein organisches Gesamtkunstwerk zu schaffen, musste die Landschaft aber in das Konzept mit einbezogen werden. Dass das Resultat für den heutigen Betrachter sogar einen gewissen Charme haben mag, hat freilich einen zweiten, sehr banalen Grund: Der Monumentalismus des NS-Staates wurde nicht etwa durch sensiblere und naturangepasstere Außenbereichsbebauungen ersetzt, sondern durch die Barbarei der Nachkriegsarchitektur - einer Architektur, für die die Landschaft nur noch der bedeutungslose Ort war, an dem gebaut wurde, ohne auch nur im Geringsten auf das von Natur her Bestehende Rücksicht zu nehmen." (FAZ, 26.4.2006, S. R6)

Über die noch teilweise vorhandenen Einrichtungen der Ordensburg schreibt Fitzthum: "In dem in alter Schönheit erstrahlenden Hallenbad allerdings, das mit seiner hochkurbelbaren Fensterfront damals zu den modernsten Schwimmanlagen Europas gehörte, wird man wohl weiterhin schwimmen dürfen." (FAZ, 26.4.2006, S. R6)

Vor allem aber beschreibt Fitzthum die fürsorgliche Beschäftigungspolitik im Nationalsozialismus, die sich von der Heuschrecken-Massenarbeitslosigkeit fundamental unterscheidet. Für die Region, die vor Hitlers Wahl zum Reichskanzler unter Verelendung und Massenarbeitslosigkeit litt, glich Hitlers Bau- Beschäftigungspolitik einem Wunder.

"Gewohnt, von der großen Politik allein gelassen zu werden, war die damals kleinbäuerliche Bevölkerung nicht wenig überrascht, als sich schon 1933 erste Gerüchte über den Bau eines Partei-Schulungslagers in den Höhen der Nordeifel verbreiteten. ... In einer der vergessensten Regionen des Landes hatten die Nazis ihr Versprechen wahr gemacht. die kleinen Leute und das bodenständige Handwerk zu unterstützen. ... Aus dem Armenhaus des Reiches war binnen weniger Jahre ein Ort der Zuversicht und der Vollbeschäftigung geworden. Kein Wunder also, dass der größte Teil der traditionell konservativ-katholischen Bevölkerung seine anfängliche Skepsis gegen Hitler aufgab. ... Vorbehalte gegen die vordem als Hinterwäldler gescholtenen Eifelbewohner hatte es bei den Nazis kaum gegeben. Denn Ley hatte ein banales Auswahlkriterium: Er begnügte sich mit dem Eindruck, daß es sich bei dem Bewerber um einen 'ganzen Kerl' handelte. Zeugnisse und schulische Leistungen spielten keine Rolle." (FAZ, 26.4.2006, S. R7)

Die Verbrechen der "Befreier" beschreibt Fitzthum ebenfalls recht deutlich: "Nach Kriegsende sollte die Anlage zunächst geschleift werden. Doch der britischen Armeeführung erschien sie ein geeigneter Panzerschießplatz. Diesmal wurden die Grundbesitzer einfach enteignet. Am schlimmsten traf es die Bewohner von Wollseifen, der Vogelsang am nächsten gelegenen Siedlung. Innerhalb von drei Wochen wurden sie im Sommer 1946 aus dem Dorf vertrieben. Zur Übung schossen die Briten in den nächsten Tagen die Häuser des Dorfes samt Schule und Kirche in Schutt und Asche." (FAZ, 26.4.2006, S. R7)

Sebastian Koch als Baumeister Albert Speer im Film. Koch gelangte nach Quellenstudien zu der Überzeugung: "Die Nazis waren auch Menschen."

Der Film- und Fernsehstar Sebastian Koch spielte in Fernsehfilmen u.a. Albert Speer, den nach Dr. Fritz Todt eingesetzten Baumeister in Hitler-Deutschland, und den als KZ-Kommandant von Auschwitz ermordeten Rudolf Höß. Auf die Frage, warum er denn bereit sei, "böse Nazis" zu spielen, entgegnete Koch, er habe sich intensiver mit dieser Zeit befaßt und herausgefunden: "Die Nazis waren nicht nur Monster, sondern auch Menschen." Mehr noch, Schauspieler Koch antwortete auf die Frage, ob er sich aus der Kunst Anregungen für das wahre Leben hole folgendes: "Untentwegt, Man eignet sich für einen Film eine Haltung an, die man nicht einfach wieder ablegt." (Spiegel 19/2007, S. 184) Durch sein Studium im Zusammenhang mit den Filmrollen fand er vieles über die Nationalsozialisten heraus, insbesondere, daß die Nazis auch Menschen waren. Es fragt sich nur, ob ein NS-Vorbild bzw. welches NS-Ideal seine  private Haltung prägt.

Millionenfacher Mord an wehrlosen Soldaten und Zivilisten, millionenfache Vergewaltigungen von deutschen Frauen und Mädchen z.B. durch speziell dafür eingesetzte "Untermenschen"-Einheiten der Franzosen-Armee und den Tartaren der Sowjet-Armee sollen für die Deutschen "Befreiung" 1945 gewesen sein? Eines der größten Menschheitsverbrechen aller Zeiten (15 Millionen ermordete Deutsche) hat nichts mit Befreiung zu tun, sondern stellt ein nie dagewesenes Ausmaß von Verbrechen gegen die Demokratie und Menschlichkeit dar. Bis heute ungesühnt. Und eines sei auch gesagt: 98 Prozent aller Deutschen fühlten sich 1945 NICHT befreit!