Politik 2005

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"Warum ich zur NPD ging"

Manuela Kokott ist 36 Jahre alt. Angestellte, Mutter einer 15 jährigen Tochter - und Neumitglied in der NPD im brandenburgischen Storkow. Sie findet, daß "Deutschland deutsch bleiben muß" und "die Situation für das deutsche Volk immer schlechter wird". Also trat sie einer Partei bei, deren Programm sie erst jetzt "nach und nach" liest, wie sie selbst einräumt. Die NPD setzt einige Hoffnungen auf sie. Sie selbst sagt: "Ich will das Bild der NPD verändern."

"Die Situation für das deutsche Volk wird ja immer schlechter"

DIE WELT: Frau Kokott, gab es ein Schlüsselerlebnis, das Sie auf die Idee brachte, in die NPD einzutreten?

Manuela Kokott: Nein, die Entscheidung ist mehrere Jahre lang gereift. Die Situation für das deutsche Volk wird ja immer schlechter, die Arbeitslosigkeit steigt und die Angst vor der Zukunft auch. ... Mein Mann ist selbständig als Fenster- und Türenbauer, bekommt aber immer weniger Aufträge. Die dürfen heute ja meist polnische Firmen übernehmen. Und keiner macht was dagegen. Und die Zukunft meiner Tochter sieht auch nicht rosig aus. Sie ist 15 - ob sie die gewünschte Lehrstelle bekommt, ist fraglich.

DIE WELT: Was sagen Ihre Familie und Bekannten zu Ihren neuen Freunden?

Kokott: Mein Mann überlegt, ob er auch eintritt. Unter den Freunden finden es viele gut. Andere hätten Angst, als NPD-Mitglied Probleme zu bekommen. Mit einem Freund, der in der SPD ist, führe ich auch politische Diskussionen. Er ärgert sich über dieselben Dinge wie wir - Arbeitslosigkeit, Kranken-kassenerhöhung und so weiter. Dann sage ich, mach was, deine Partei ist doch an der Regierung. Aber er ist resigniert. Die großen Parteien gehen nicht auf ihre Mitglieder ein.

DIE WELT: Haben Sie das Parteiprogramm der NPD gelesen, bevor Sie eingetreten sind?

Kokott: Nein, ich lese es jetzt nach und nach. Die Teile, die ich bisher gelesen habe, finde ich richtig gut. Die Familienförderung, und daß Deutschland deutsch bleiben muß. Ich betrachte Deutschland als eine Mutter - schließlich bin ich ja selbst Mutti. Und welche Mutti würde schon fremde Adoptivkinder aufnehmen, solange es den eigenen Kindern nicht gut geht?

Die Welt, 23.6.2005, S. 12