Politik 2004

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Trotz Christenverfolgung soll die Türkei EU-Mitglied werden

Wieso werden die Türken in Deutschland nicht so behandelt, wie Deutsche oder Christen in der Türkei behandelt werden?

Die christlichen Kirchen genießen in der Türkei keinerlei Anerkennung, es wird ihnen jeglicher rechtliche Status verwehrt. D.h., daß es für sie beispielsweise keinen Rechtsanspruch auf Eigentum gibt. "In der Praxis läuft alles darauf hinaus, daß die Regierung die christlichen Gemeinden auszulöschen versucht". Auch Ausländer leben in der Türkei so gut wie rechtlos, und die christlichen Kirchen werden wie "Ausländer" behandelt, auch wenn es sich bei den Kirchenvertretern um Türken handelt. Die Aussicht, daß der türkische Staat die christlichen Kirchen juristisch anerkennt, ist "bislang nicht in Sicht". "Die Lage der christlichen Gemeinden hat sich "eher verschlechtert als verbessert".

DieWelt, Mo, 29.11.2004, Seite 4 - http://www.welt.de/data/2004/11/29/367104.html?s=1

Die Christen in der Türkei hoffen, noch immer

An der Diskriminierung der christlichen Minderheit hat sich trotz Reformen der neuen Regierung kaum etwas geändert

von Boris Kalnoky

Tausende Moscheen soll es in Zukunft nach den Vorstellungen von "Türken-Fischer" (Augstein), Multi-Kulti-Schröder, Patrioten-Stoiber und Islam-Beckstein überall in Deutschland geben. Obwohl die Türkei ihrerseits christlichen Gemeinden jeglichen Rechtsstatus verwehrt, ihre Besitztümer enteignet und sie sogar auszumerzen versucht, soll ihr daraus kein Hinderungsgrund für eine türkische EU-Mitgliedschaft entstehen. Gleichzeitig erlauben z.B. Bayerns Ministerpräsident und sein Innenminister Beckstein die Bildung von Brückenköpfen zur Errichtung eines türkischen Staats-Islam in Deutschland. Vielleicht wünschen sich einige Multi-Kulti-Gutmenschen sogar die Ausrottung der Christen in Europa? In ihrer Vorbild-Republik, in der untergegan-genen Sowjetunion, wurden 20 Millionen Christen ausgerottet, wegen ihres Glaubens an Jesus Christus. Wo steuern wir hin, in der Kommissaren-EU?

In der Türkei wird andauernd von Reformen und von der Sehnsucht nach der EU geredet, aber die Lage der christlichen Gemeinden hat sich bislang "eher verschlechtert als verbessert", sagte Bartholomaio I, der ökumenische orthodoxe Patriarch von Konstantinopel, in einem Gespräch mit Journalisten in Istanbul. ...

Dafür flattern Nachrichten anderer Art ins Haus. Ein gemeinnütziges Krankenhaus, das die orthodoxe Kirche seit 250 Jahren betreibt, soll plötzlich Steuern zahlen - rückwirkend für mehrere Jahre. Dem Hospital droht der Bankrott. Auf der Insel Imros, wo noch zahlreiche Griechen leben, wollen die Behörden nach Auskunft des Patriarchen offenbar ein neues Naturschutzgesetz dazu nutzen, alle Grundeigentümer zu enteignen. In zahlreichen neuen Prozessen betreibt der Staat, trotz aller Reformen, die Enteignung von Eigentum orthodoxer Stiftungen, rechtsradikale Türken der MHP-Partei demonstrierten am 5. September vor dem Phanar, dem Sitz des Patriarchen, und am 6. Oktober explodierte eine Handgranate neben seinem Arbeitszimmer. "Ich will nicht glauben, daß es der Wille der Regierung ist, uns als Gemeinde auszulöschen", sagt der Patriarch. "Aber in der Praxis läuft es darauf hinaus. Ich sage Ihnen das so deutlich, weil ich es auch den türkischen Behörden so deutlich sagen werde."

Harte Worte, bei denen man sich vor Augen halten muß, daß Batrolomaios I. ein ausgesprochener Befürworter sowohl der Regierung von Ministerpräsident Erdogan, als auch eines türkischen EU-Beitritts ist. ...

Eher seien es mächtige Kreise innerhalb des Staatsapparates, die sowohl die EU-Orientierung als auch die islamischen Wurzeln der jetzigen Regierung ablehnen und sie zum Scheitern bringen wollen. "Es sind mächtige Kreise außerhalb der Regierung", sagt Bartolomaios. "Aber wir erwarten, daß ein Rechtsstaat uns vor solchen Provokationen schützt."

Wer die Lage der Christen in der Türkei verstehen möchte, der muß vor allem erkennen, daß die Kirchen dort keinerlei Rechtspersönlichkeit besitzen. "Wir haben keinen juristischen Status", sagt der katholische Bischof in Istanbul, Louis Pelatre. "Das wirkt sich vor allem in der Eigentumsfrage aus." Zu allem Überfluß werden christliche Organisationen oft als "Ausländer" benachteiligt, auch wenn deren Mitglieder und Vertreter türkische Staatsbürger sind. ...

Zum anderen haben die Muslime eine rechtliche Struktur, das Direktorat für religiöse Angelegenheiten. ... 100 000 Christen gibt es in der Türkei, Armenier, Griechen, Syrer, Chaldäer, Katholiken, und eine Lösung ihrer Probleme wird es erst geben, wenn der Staat sie als Kirchen juristisch anerkennt. Das ist bislang nicht in Sicht. ...