Daily Mirror, London, 22.3.2003, Seite 8

TV SCHOCKER ZERSTÖRT GRUND FÜR KRIEG

Wir werden uns alle daran erinnern, wo wir waren als wir erlebten wie der "Schock und Schrecken" begann.

Und wir werden uns daran erinnern, was wir empfanden. Wir waren schockiert und erschreckt.

Die Live-Bilder des Fernsehens über die Bombardierung Bagdads in der letzten Nacht ließ uns vor Abscheu überlaufen.

Bei jenen, die den Krieg ablehnen, wurden die schlimmsten Ängste durch diese furchtbaren Bilder Wirklichkeit.

Und bei jenen, die den Krieg befürworten, müssen schreckliche Bedenken aufgekommen sein, bei dem, was sich vor ihren Augen auftat.

Die Bombardierungen gingen unaufhörlich weiter, mit enormer Wucht und mit verheerender Wirkung.

Was Tony Blair erschrecken mußte war die Tatsache, daß alles auf Video festgehalten wurde. Die Bilder zeigen die brutale Wirklichkeit seiner politischen Entscheidung, diesen ungerechtfertigten Krieg zu führen.

Der Premierminister mußte fühlen, wie schauderhaft die Bilder auf die zuschauende Welt wirkten.

Der schlimmste Albtraum wurde wahr. Die Menschen werden nicht in Ehrfurcht verharren vor dem was sie sahen, sondern sich voller Entsetzen abwenden.

Mit ihren eigenen Augen verfolgten sie in ihren Wohnzimmern, wie Städte zerstört wurden und sie wußten auch, daß viele unschuldige Zivilisten verwundet oder getötet wurden.

Alle jene, die Amerika und seine Alliierten bereits hassen, Britannien eingeschlossen, bekamen genau die passenden Gründe frei Haus geliefert, ihre Empörung zu rechtfertigen.

"Pervers, die Angreifer setzen Massenvernichtungswaffen in einem Krieg ein, den sie angeblich führen, um beim Angegriffenen solche Waffen aufzuspüren und abzuschaffen.

In Washington werden George Bush und seine rechtsgerichtete Regierung die Szenen mit großer Genugtuung verfolgt haben, und die Bilder des brennenden Bagdads voller Ehrfurcht aufgesaugt haben. 

In London werden Tony Blair und sein Kabinett die Fernsehberichte mit Ungemach verfolgt haben, wissen sie doch wie ihre Argumentation damit beschädigt wird, wonach der Krieg doch nur dazu dienen sollte, den Irakern zu helfen und Frieden in den Nahen Osten zu bringen.

In der vergangenen Nacht sahen wir, wie die einzige Supermacht der Welt ihre Muskeln in einer Art und Weise spielen ließ, daß die Menschen rund um den Globus von Schock und Schrecken erfaßt wurden.

Manche werden eingeschüchtert worden sein. Viele fühlten Trauer. Aber noch mehr waren wütend und nachtragend. Und andere werden ganz einfach nach Rache sinnen.

Wieviel neue Terroristen wurden letzte Nacht geboren? In unserem Namen, durch einen Premierminister, der ohne die Zustimmung seiner Bürger und der Vereinten Nationen diesen Krieg angefangen hat?

Der Irak hätte in den nächsten 20 Jahren weder für seine Nachbarn, noch für den Weltfrieden eine Bedrohung darstellen können, schlußfolgerte ein CIA-Bericht. Dennoch, Bush wollte Tod und Vernichtung über die Menschen im Irak bringen. Das beweist, daß es nicht um sogenannte Abrüstung ging, sondern um die Weltherrschaft.